Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hofmannswaldau und andrer Deutschen auserlesene und bißher ungedruckte Gedichte. Bd. 6. Leipzig, 1709.

Bild:
<< vorherige Seite
Sinn-Getichte.
Auf die hinwegnehmung Elbing.
JCh sas in fried und ruh; Doch eh ich michs versah,
So war das thor gesperrt, und lauter feinde da.
Jch muß zu frieden seyn: Die zeit wird es schon lehren,
Ob ich das scepter soll mehr als den sebel ehren.


Auf den tod des berühmten D. Alberti
in Leipzig.
GLeich da ich deiner grufft die grabschrifft setzen will,
So stieß Apollo mich, und wolt es gar nicht haben.
Doch er bedachte sich; Schreib, sprach er, nur so viel:
Mit dir liegt Schlesien in Meissenland begraben.


Auf eine schrifft von mehr als einer welt.
JEder glaube, was er will. Andre mögen fragen gehen:
Ob die welten im gehirn, oder in der stirne stehen?
Wer die meinung wahr befindet, dieser bilde sich nur ein:
Ey was werden tumme leute in dem hunds-stern müssen seyn!


Auf den ertz-bischoff von Cammerich.
MAn fragt, warum der papst dein buch so scharff verbannt,
Da er es doch vorhin vor gut und recht befand?
Mich deucht, du hast ihm viel vom ruhen vorgelesen,
Drum ists vor ihn zu tumm, vor dich zu klug gewesen.


Auf die vereinigung des alten und neuen
calenders.
NUn wird das alte neu, die welt verjüngt sich immer,
Man liebet neue pracht und neue klügeley.
Zwey stücke werden nur nicht wieder bey uns neu,
Die alte teutsche treu, und altes frauenzimmer.
Auf
Sinn-Getichte.
Auf die hinwegnehmung Elbing.
JCh ſas in fried und ruh; Doch eh ich michs verſah,
So war das thor geſperꝛt, und lauter feinde da.
Jch muß zu frieden ſeyn: Die zeit wird es ſchon lehren,
Ob ich das ſcepter ſoll mehr als den ſebel ehren.


Auf den tod des beruͤhmten D. Alberti
in Leipzig.
GLeich da ich deiner grufft die grabſchrifft ſetzen will,
So ſtieß Apollo mich, und wolt es gar nicht haben.
Doch er bedachte ſich; Schreib, ſprach er, nur ſo viel:
Mit dir liegt Schleſien in Meiſſenland begraben.


Auf eine ſchrifft von mehr als einer welt.
JEder glaube, was er will. Andre moͤgen fragen gehen:
Ob die welten im gehirn, oder in der ſtirne ſtehen?
Wer die meinung wahr befindet, dieſer bilde ſich nur ein:
Ey was werden tumme leute in dem hunds-ſtern muͤſſen ſeyn!


Auf den ertz-biſchoff von Cammerich.
MAn fragt, warum der papſt dein buch ſo ſcharff verbannt,
Da er es doch vorhin vor gut und recht befand?
Mich deucht, du haſt ihm viel vom ruhen vorgeleſen,
Drum iſts vor ihn zu tumm, vor dich zu klug geweſen.


Auf die vereinigung des alten und neuen
calenders.
NUn wird das alte neu, die welt verjuͤngt ſich immer,
Man liebet neue pracht und neue kluͤgeley.
Zwey ſtuͤcke werden nur nicht wieder bey uns neu,
Die alte teutſche treu, und altes frauenzimmer.
Auf
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0086" n="62"/>
        <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Sinn-Getichte.</hi> </fw><lb/>
        <lg type="poem">
          <head> <hi rendition="#b">Auf die hinwegnehmung Elbing.</hi> </head><lb/>
          <l><hi rendition="#in">J</hi>Ch &#x017F;as in fried und ruh; Doch eh ich michs ver&#x017F;ah,</l><lb/>
          <l>So war das thor ge&#x017F;per&#xA75B;t, und lauter feinde da.</l><lb/>
          <l>Jch muß zu frieden &#x017F;eyn: Die zeit wird es &#x017F;chon lehren,</l><lb/>
          <l>Ob ich das &#x017F;cepter &#x017F;oll mehr als den &#x017F;ebel ehren.</l>
        </lg><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        <lg type="poem">
          <head> <hi rendition="#b">Auf den tod des beru&#x0364;hmten D. Alberti<lb/>
in Leipzig.</hi> </head><lb/>
          <l><hi rendition="#in">G</hi>Leich da ich deiner grufft die grab&#x017F;chrifft &#x017F;etzen will,</l><lb/>
          <l>So &#x017F;tieß Apollo mich, und wolt es gar nicht haben.</l><lb/>
          <l>Doch er bedachte &#x017F;ich; Schreib, &#x017F;prach er, nur &#x017F;o viel:</l><lb/>
          <l>Mit dir liegt Schle&#x017F;ien in Mei&#x017F;&#x017F;enland begraben.</l>
        </lg><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        <lg type="poem">
          <head> <hi rendition="#b">Auf eine &#x017F;chrifft von mehr als einer welt.</hi> </head><lb/>
          <l><hi rendition="#in">J</hi>Eder glaube, was er will. Andre mo&#x0364;gen fragen gehen:</l><lb/>
          <l>Ob die welten im gehirn, oder in der &#x017F;tirne &#x017F;tehen?</l><lb/>
          <l>Wer die meinung wahr befindet, die&#x017F;er bilde &#x017F;ich nur ein:</l><lb/>
          <l>Ey was werden tumme leute in dem hunds-&#x017F;tern mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en &#x017F;eyn!</l>
        </lg><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        <lg type="poem">
          <head> <hi rendition="#b">Auf den ertz-bi&#x017F;choff von Cammerich.</hi> </head><lb/>
          <l><hi rendition="#in">M</hi>An fragt, warum der pap&#x017F;t dein buch &#x017F;o &#x017F;charff verbannt,</l><lb/>
          <l>Da er es doch vorhin vor gut und recht befand?</l><lb/>
          <l>Mich deucht, du ha&#x017F;t ihm viel vom ruhen vorgele&#x017F;en,</l><lb/>
          <l>Drum i&#x017F;ts vor ihn zu tumm, vor dich zu klug gewe&#x017F;en.</l>
        </lg><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        <lg type="poem">
          <head> <hi rendition="#b">Auf die vereinigung des alten und neuen<lb/>
calenders.</hi> </head><lb/>
          <l><hi rendition="#in">N</hi>Un wird das alte neu, die welt verju&#x0364;ngt &#x017F;ich immer,</l><lb/>
          <l>Man liebet neue pracht und neue klu&#x0364;geley.</l><lb/>
          <l>Zwey &#x017F;tu&#x0364;cke werden nur nicht wieder bey uns neu,</l><lb/>
          <l>Die alte teut&#x017F;che treu, und altes frauenzimmer.</l>
        </lg><lb/>
        <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#b">Auf</hi> </fw><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[62/0086] Sinn-Getichte. Auf die hinwegnehmung Elbing. JCh ſas in fried und ruh; Doch eh ich michs verſah, So war das thor geſperꝛt, und lauter feinde da. Jch muß zu frieden ſeyn: Die zeit wird es ſchon lehren, Ob ich das ſcepter ſoll mehr als den ſebel ehren. Auf den tod des beruͤhmten D. Alberti in Leipzig. GLeich da ich deiner grufft die grabſchrifft ſetzen will, So ſtieß Apollo mich, und wolt es gar nicht haben. Doch er bedachte ſich; Schreib, ſprach er, nur ſo viel: Mit dir liegt Schleſien in Meiſſenland begraben. Auf eine ſchrifft von mehr als einer welt. JEder glaube, was er will. Andre moͤgen fragen gehen: Ob die welten im gehirn, oder in der ſtirne ſtehen? Wer die meinung wahr befindet, dieſer bilde ſich nur ein: Ey was werden tumme leute in dem hunds-ſtern muͤſſen ſeyn! Auf den ertz-biſchoff von Cammerich. MAn fragt, warum der papſt dein buch ſo ſcharff verbannt, Da er es doch vorhin vor gut und recht befand? Mich deucht, du haſt ihm viel vom ruhen vorgeleſen, Drum iſts vor ihn zu tumm, vor dich zu klug geweſen. Auf die vereinigung des alten und neuen calenders. NUn wird das alte neu, die welt verjuͤngt ſich immer, Man liebet neue pracht und neue kluͤgeley. Zwey ſtuͤcke werden nur nicht wieder bey uns neu, Die alte teutſche treu, und altes frauenzimmer. Auf

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte06_1709
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte06_1709/86
Zitationshilfe: Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hofmannswaldau und andrer Deutschen auserlesene und bißher ungedruckte Gedichte. Bd. 6. Leipzig, 1709, S. 62. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte06_1709/86>, abgerufen am 06.05.2024.