Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hofmannswaldau und andrer Deutschen auserlesene und bißher ungedruckte Gedichte. Bd. 6. Leipzig, 1709.

Bild:
<< vorherige Seite

Galante Getichte.

Jch wünsche nur das ende meiner noth:
Komm, sanffter tod!

3.
Der ancker bricht, das ruder ist entzwey,
Es stürmt die see, und alle winde rasen.
Mein schiffgen läufft den hoffnungs-port vorbey,
Es will die noth des lebens licht ausblasen,
Und also kan ich länger nicht bestehn:
Jch muß vergehn.
4.
Dir aber soll die asche, wehrter printz!
Auch in der grufft noch als ein opffer brennen.
Und ob wir schon, o schmertz! geschieden sind;
Soll grufft und tod mich doch von dir nicht trennen.
Fault gleich der leib; so bleibt doch für und für
Der geist bey dir.
5.
Denn dieser soll dich, mir geraubten schatz,
Dem schatten gleich auf weg und steg begleiten;
Die lieb umschränckt kein düstrer todten-platz,
Und ihre gluth vermindern keine zeiten.
Es ist und bleibt mein bestes leichen-kleid
Beständigkeit.
6.
Nur gönne mir den trost in meiner pein,
Daß ich stets sey in deinem angedencken!
Wird aug' und hertz bey dir, mein Pharus! seyn;
Will ich das schiff mit lust zum grabe lencken.
Auch sterbende verehr ich deine pracht.
Zu guter nacht!



Antwort auf die vorige klag-aria.
G. S.
1.
WAs singest du vom sterben?
Das kalte grab ist nicht vor dich.
Des

Galante Getichte.

Jch wuͤnſche nur das ende meiner noth:
Komm, ſanffter tod!

3.
Der ancker bricht, das ruder iſt entzwey,
Es ſtuͤrmt die ſee, und alle winde raſen.
Mein ſchiffgen laͤufft den hoffnungs-port vorbey,
Es will die noth des lebens licht ausblaſen,
Und alſo kan ich laͤnger nicht beſtehn:
Jch muß vergehn.
4.
Dir aber ſoll die aſche, wehrter printz!
Auch in der grufft noch als ein opffer brennen.
Und ob wir ſchon, o ſchmertz! geſchieden ſind;
Soll grufft und tod mich doch von dir nicht trennen.
Fault gleich der leib; ſo bleibt doch fuͤr und fuͤr
Der geiſt bey dir.
5.
Denn dieſer ſoll dich, mir geraubten ſchatz,
Dem ſchatten gleich auf weg und ſteg begleiten;
Die lieb umſchraͤnckt kein duͤſtrer todten-platz,
Und ihre gluth vermindern keine zeiten.
Es iſt und bleibt mein beſtes leichen-kleid
Beſtaͤndigkeit.
6.
Nur goͤnne mir den troſt in meiner pein,
Daß ich ſtets ſey in deinem angedencken!
Wird aug’ und hertz bey dir, mein Pharus! ſeyn;
Will ich das ſchiff mit luſt zum grabe lencken.
Auch ſterbende verehr ich deine pracht.
Zu guter nacht!



Antwort auf die vorige klag-aria.
G. S.
1.
WAs ſingeſt du vom ſterben?
Das kalte grab iſt nicht vor dich.
Des
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <lg type="poem">
            <lg n="2">
              <l>
                <pb facs="#f0067" n="43"/>
                <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Galante Getichte.</hi> </fw>
              </l><lb/>
              <l>Jch wu&#x0364;n&#x017F;che nur das ende meiner noth:<lb/><hi rendition="#et">Komm, &#x017F;anffter tod!</hi></l>
            </lg><lb/>
            <lg n="3">
              <head>3.</head><lb/>
              <l>Der ancker bricht, das ruder i&#x017F;t entzwey,</l><lb/>
              <l>Es &#x017F;tu&#x0364;rmt die &#x017F;ee, und alle winde ra&#x017F;en.</l><lb/>
              <l>Mein &#x017F;chiffgen la&#x0364;ufft den hoffnungs-port vorbey,</l><lb/>
              <l>Es will die noth des lebens licht ausbla&#x017F;en,</l><lb/>
              <l>Und al&#x017F;o kan ich la&#x0364;nger nicht be&#x017F;tehn:<lb/><hi rendition="#et">Jch muß vergehn.</hi></l>
            </lg><lb/>
            <lg n="4">
              <head>4.</head><lb/>
              <l>Dir aber &#x017F;oll die a&#x017F;che, wehrter printz!</l><lb/>
              <l>Auch in der grufft noch als ein opffer brennen.</l><lb/>
              <l>Und ob wir &#x017F;chon, o &#x017F;chmertz! ge&#x017F;chieden &#x017F;ind;</l><lb/>
              <l>Soll grufft und tod mich doch von dir nicht trennen.</l><lb/>
              <l>Fault gleich der leib; &#x017F;o bleibt doch fu&#x0364;r und fu&#x0364;r<lb/><hi rendition="#et">Der gei&#x017F;t bey dir.</hi></l>
            </lg><lb/>
            <lg n="5">
              <head>5.</head><lb/>
              <l>Denn die&#x017F;er &#x017F;oll dich, mir geraubten &#x017F;chatz,</l><lb/>
              <l>Dem &#x017F;chatten gleich auf weg und &#x017F;teg begleiten;</l><lb/>
              <l>Die lieb um&#x017F;chra&#x0364;nckt kein du&#x0364;&#x017F;trer todten-platz,</l><lb/>
              <l>Und ihre gluth vermindern keine zeiten.</l><lb/>
              <l>Es i&#x017F;t und bleibt mein be&#x017F;tes leichen-kleid<lb/><hi rendition="#et">Be&#x017F;ta&#x0364;ndigkeit.</hi></l>
            </lg><lb/>
            <lg n="6">
              <head>6.</head><lb/>
              <l>Nur go&#x0364;nne mir den tro&#x017F;t in meiner pein,</l><lb/>
              <l>Daß ich &#x017F;tets &#x017F;ey in deinem angedencken!</l><lb/>
              <l>Wird aug&#x2019; und hertz bey dir, mein Pharus! &#x017F;eyn;</l><lb/>
              <l>Will ich das &#x017F;chiff mit lu&#x017F;t zum grabe lencken.</l><lb/>
              <l>Auch &#x017F;terbende verehr ich deine pracht.<lb/><hi rendition="#et">Zu guter nacht!</hi></l>
            </lg>
          </lg><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
          <lg type="poem">
            <head> <hi rendition="#b">Antwort auf die vorige klag-<hi rendition="#aq">aria.<lb/><hi rendition="#i">G. S.</hi></hi></hi> </head><lb/>
            <lg n="1">
              <head>1.</head><lb/>
              <l><hi rendition="#in">W</hi>As &#x017F;inge&#x017F;t du vom &#x017F;terben?</l><lb/>
              <l>Das kalte grab i&#x017F;t nicht vor dich.<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Des</fw><lb/></l>
            </lg>
          </lg>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[43/0067] Galante Getichte. Jch wuͤnſche nur das ende meiner noth: Komm, ſanffter tod! 3. Der ancker bricht, das ruder iſt entzwey, Es ſtuͤrmt die ſee, und alle winde raſen. Mein ſchiffgen laͤufft den hoffnungs-port vorbey, Es will die noth des lebens licht ausblaſen, Und alſo kan ich laͤnger nicht beſtehn: Jch muß vergehn. 4. Dir aber ſoll die aſche, wehrter printz! Auch in der grufft noch als ein opffer brennen. Und ob wir ſchon, o ſchmertz! geſchieden ſind; Soll grufft und tod mich doch von dir nicht trennen. Fault gleich der leib; ſo bleibt doch fuͤr und fuͤr Der geiſt bey dir. 5. Denn dieſer ſoll dich, mir geraubten ſchatz, Dem ſchatten gleich auf weg und ſteg begleiten; Die lieb umſchraͤnckt kein duͤſtrer todten-platz, Und ihre gluth vermindern keine zeiten. Es iſt und bleibt mein beſtes leichen-kleid Beſtaͤndigkeit. 6. Nur goͤnne mir den troſt in meiner pein, Daß ich ſtets ſey in deinem angedencken! Wird aug’ und hertz bey dir, mein Pharus! ſeyn; Will ich das ſchiff mit luſt zum grabe lencken. Auch ſterbende verehr ich deine pracht. Zu guter nacht! Antwort auf die vorige klag-aria. G. S. 1. WAs ſingeſt du vom ſterben? Das kalte grab iſt nicht vor dich. Des

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte06_1709
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte06_1709/67
Zitationshilfe: Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hofmannswaldau und andrer Deutschen auserlesene und bißher ungedruckte Gedichte. Bd. 6. Leipzig, 1709, S. 43. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte06_1709/67>, abgerufen am 09.11.2024.