Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hofmannswaldau und andrer Deutschen auserlesene und bißher ungedruckte Gedichte. Bd. 6. Leipzig, 1709.

Bild:
<< vorherige Seite

Vermischte Getichte.

Doch geduld, du grkllen-lauser!
Dir ist auch noch was beschert,
Die gelehrten bäncklein-sänger
Sind die ärgsten müßig-gänger.

13.
Sich mit tausend grillen schlagen,
Jst kein ehren-werther fleis,
Wenn dein kopff gleich alle fragen
Aus dem Scot' und Thomas weiß,
Ja das gras selbst wachsen höret;
Heißt es doch: Du bist bethöret.
14.
Doch ich irre, weil ich höre,
Daß der herr ... ist,
Und des Stagiriten lehre
Mit dem grösten beyfall liest.
Denn ich rede von studenten,
Und nicht von so grossen enten.



Auf einen kirch-hof.
DJe hier begraben sind, die haben auch gelebet,
Und der du dieses liest, must eben diese bahn.
Die stund ist nicht mehr weit, in der man dich begräbet;
Jndessen denckst du wohl am wenigsten daran.


Die vergnügte einsamkeit.
AUsbündiges revier, wo nichts verbotnes wächst!
Hier ist die einsamkeit, der himmel stiller hertzen!
Wornach der matte geist wohl hundertmahl gelechst,
Wenn der verruchte neid, der stets die unschuld schwärtzen
Und unterdrucken will, mir manchen tag und nacht
Des lebens süßigkeit zu gall und gifft gemacht.
2. O
Y 4

Vermiſchte Getichte.

Doch geduld, du grkllen-lauſer!
Dir iſt auch noch was beſchert,
Die gelehrten baͤncklein-ſaͤnger
Sind die aͤrgſten muͤßig-gaͤnger.

13.
Sich mit tauſend grillen ſchlagen,
Jſt kein ehren-werther fleis,
Wenn dein kopff gleich alle fragen
Aus dem Scot’ und Thomas weiß,
Ja das gras ſelbſt wachſen hoͤret;
Heißt es doch: Du biſt bethoͤret.
14.
Doch ich irre, weil ich hoͤre,
Daß der herꝛ … iſt,
Und des Stagiriten lehre
Mit dem groͤſten beyfall lieſt.
Denn ich rede von ſtudenten,
Und nicht von ſo groſſen enten.



Auf einen kirch-hof.
DJe hier begraben ſind, die haben auch gelebet,
Und der du dieſes lieſt, muſt eben dieſe bahn.
Die ſtund iſt nicht mehr weit, in der man dich begraͤbet;
Jndeſſen denckſt du wohl am wenigſten daran.


Die vergnuͤgte einſamkeit.
AUsbuͤndiges revier, wo nichts verbotnes waͤchſt!
Hier iſt die einſamkeit, der himmel ſtiller hertzen!
Wornach der matte geiſt wohl hundertmahl gelechſt,
Wenn der verruchte neid, der ſtets die unſchuld ſchwaͤrtzen
Und unterdrucken will, mir manchen tag und nacht
Des lebens ſuͤßigkeit zu gall und gifft gemacht.
2. O
Y 4
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <lg type="poem">
            <lg n="12">
              <l>
                <pb facs="#f0367" n="343"/>
                <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Vermi&#x017F;chte Getichte.</hi> </fw>
              </l><lb/>
              <l>Doch geduld, du grkllen-lau&#x017F;er!</l><lb/>
              <l>Dir i&#x017F;t auch noch was be&#x017F;chert,</l><lb/>
              <l>Die gelehrten ba&#x0364;ncklein-&#x017F;a&#x0364;nger</l><lb/>
              <l>Sind die a&#x0364;rg&#x017F;ten mu&#x0364;ßig-ga&#x0364;nger.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="13">
              <head>13.</head><lb/>
              <l>Sich mit tau&#x017F;end grillen &#x017F;chlagen,</l><lb/>
              <l>J&#x017F;t kein ehren-werther fleis,</l><lb/>
              <l>Wenn dein kopff gleich alle fragen</l><lb/>
              <l>Aus dem Scot&#x2019; und Thomas weiß,</l><lb/>
              <l>Ja das gras &#x017F;elb&#x017F;t wach&#x017F;en ho&#x0364;ret;</l><lb/>
              <l>Heißt es doch: Du bi&#x017F;t betho&#x0364;ret.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="14">
              <head>14.</head><lb/>
              <l>Doch ich irre, weil ich ho&#x0364;re,</l><lb/>
              <l>Daß der her&#xA75B; &#x2026; i&#x017F;t,</l><lb/>
              <l>Und des Stagiriten lehre</l><lb/>
              <l>Mit dem gro&#x0364;&#x017F;ten beyfall lie&#x017F;t.</l><lb/>
              <l>Denn ich rede von &#x017F;tudenten,</l><lb/>
              <l>Und nicht von &#x017F;o gro&#x017F;&#x017F;en <hi rendition="#aq">ent</hi>en.</l>
            </lg>
          </lg><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
          <lg type="poem">
            <head> <hi rendition="#b">Auf einen kirch-hof.</hi> </head><lb/>
            <l><hi rendition="#in">D</hi>Je hier begraben &#x017F;ind, die haben auch gelebet,</l><lb/>
            <l>Und der du die&#x017F;es lie&#x017F;t, mu&#x017F;t eben die&#x017F;e bahn.</l><lb/>
            <l>Die &#x017F;tund i&#x017F;t nicht mehr weit, in der man dich begra&#x0364;bet;</l><lb/>
            <l>Jnde&#x017F;&#x017F;en denck&#x017F;t du wohl am wenig&#x017F;ten daran.</l>
          </lg><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
          <lg type="poem">
            <head> <hi rendition="#b">Die vergnu&#x0364;gte ein&#x017F;amkeit.</hi> </head><lb/>
            <lg n="1">
              <l><hi rendition="#in">A</hi>Usbu&#x0364;ndiges revier, wo nichts verbotnes wa&#x0364;ch&#x017F;t!</l><lb/>
              <l>Hier i&#x017F;t die ein&#x017F;amkeit, der himmel &#x017F;tiller hertzen!</l><lb/>
              <l>Wornach der matte gei&#x017F;t wohl hundertmahl gelech&#x017F;t,</l><lb/>
              <l>Wenn der verruchte neid, der &#x017F;tets die un&#x017F;chuld &#x017F;chwa&#x0364;rtzen</l><lb/>
              <l>Und unterdrucken will, mir manchen tag und nacht</l><lb/>
              <l>Des lebens &#x017F;u&#x0364;ßigkeit zu gall und gifft gemacht.</l>
            </lg><lb/>
            <fw place="bottom" type="sig">Y 4</fw>
            <fw place="bottom" type="catch">2. O</fw><lb/>
          </lg>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[343/0367] Vermiſchte Getichte. Doch geduld, du grkllen-lauſer! Dir iſt auch noch was beſchert, Die gelehrten baͤncklein-ſaͤnger Sind die aͤrgſten muͤßig-gaͤnger. 13. Sich mit tauſend grillen ſchlagen, Jſt kein ehren-werther fleis, Wenn dein kopff gleich alle fragen Aus dem Scot’ und Thomas weiß, Ja das gras ſelbſt wachſen hoͤret; Heißt es doch: Du biſt bethoͤret. 14. Doch ich irre, weil ich hoͤre, Daß der herꝛ … iſt, Und des Stagiriten lehre Mit dem groͤſten beyfall lieſt. Denn ich rede von ſtudenten, Und nicht von ſo groſſen enten. Auf einen kirch-hof. DJe hier begraben ſind, die haben auch gelebet, Und der du dieſes lieſt, muſt eben dieſe bahn. Die ſtund iſt nicht mehr weit, in der man dich begraͤbet; Jndeſſen denckſt du wohl am wenigſten daran. Die vergnuͤgte einſamkeit. AUsbuͤndiges revier, wo nichts verbotnes waͤchſt! Hier iſt die einſamkeit, der himmel ſtiller hertzen! Wornach der matte geiſt wohl hundertmahl gelechſt, Wenn der verruchte neid, der ſtets die unſchuld ſchwaͤrtzen Und unterdrucken will, mir manchen tag und nacht Des lebens ſuͤßigkeit zu gall und gifft gemacht. 2. O Y 4

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte06_1709
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte06_1709/367
Zitationshilfe: Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hofmannswaldau und andrer Deutschen auserlesene und bißher ungedruckte Gedichte. Bd. 6. Leipzig, 1709, S. 343. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte06_1709/367>, abgerufen am 23.11.2024.