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Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hofmannswaldau und andrer Deutschen auserlesene und bißher ungedruckte Gedichte. Bd. 6. Leipzig, 1709.

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Leanders aus Schlesien

Es sind schalen ohne kerne,
Die man theuer zahlen muß.
Jn der demuth lebt man sicher:
Der scharlach kehrt sich offt in klag- und thränen-tücher.

3.
Aber du, o einsamkeit!
Machst uns nicht mit sorgen müde:
Du erquickest uns mit friede,
Den kein harter sturm zerstreut.
Unter deinen lorber-blättern
Befürchtet sich mein geist vor keinen donner-wettern.
4.
Eyfersucht, verleumdung, neid
Nasen nur auf hohe zinnen:
Und ihr gifftiges beginnen
Steht nach keiner einsamkeit;
Denn ein haus von schlechter stirne
Kommt solchen Furien nicht leichtlich ins gehirne.
5.
Jch bekümmre mich nicht viel,
Ob mein einsames gefilde
Einem andern gleich zu wilde,
Und zu fruchtbar scheinen will;
Weil ihm vor dem orte grauet,
Da man nicht viel gepräng' und viel gesellschafft
schauet.
6.
Gleichwohl macht die einsamkeit
Meinem hertzen niemahls bange:
Keine stunde währt zu lange,
Man vertreibt sich schon die zeit;
Denn ein buch von guten sachen
Kan auch den längsten tag zum augenblicke mathen.
7.
Unsre regung, fleisch und blut
Recht vernünfftig zu bekriegen,
Und

Leanders aus Schleſien

Es ſind ſchalen ohne kerne,
Die man theuer zahlen muß.
Jn der demuth lebt man ſicher:
Der ſcharlach kehrt ſich offt in klag- und thraͤnen-tuͤcher.

3.
Aber du, o einſamkeit!
Machſt uns nicht mit ſorgen muͤde:
Du erquickeſt uns mit friede,
Den kein harter ſturm zerſtreut.
Unter deinen lorber-blaͤttern
Befuͤrchtet ſich mein geiſt vor keinen donner-wettern.
4.
Eyferſucht, verleumdung, neid
Naſen nur auf hohe zinnen:
Und ihr gifftiges beginnen
Steht nach keiner einſamkeit;
Denn ein haus von ſchlechter ſtirne
Kommt ſolchen Furien nicht leichtlich ins gehirne.
5.
Jch bekuͤmmre mich nicht viel,
Ob mein einſames gefilde
Einem andern gleich zu wilde,
Und zu fruchtbar ſcheinen will;
Weil ihm vor dem orte grauet,
Da man nicht viel gepraͤng’ und viel geſellſchafft
ſchauet.
6.
Gleichwohl macht die einſamkeit
Meinem hertzen niemahls bange:
Keine ſtunde waͤhrt zu lange,
Man vertreibt ſich ſchon die zeit;
Denn ein buch von guten ſachen
Kan auch den laͤngſten tag zum augenblicke mathen.
7.
Unſre regung, fleiſch und blut
Recht vernuͤnfftig zu bekriegen,
Und
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[338/0362] Leanders aus Schleſien Es ſind ſchalen ohne kerne, Die man theuer zahlen muß. Jn der demuth lebt man ſicher: Der ſcharlach kehrt ſich offt in klag- und thraͤnen-tuͤcher. 3. Aber du, o einſamkeit! Machſt uns nicht mit ſorgen muͤde: Du erquickeſt uns mit friede, Den kein harter ſturm zerſtreut. Unter deinen lorber-blaͤttern Befuͤrchtet ſich mein geiſt vor keinen donner-wettern. 4. Eyferſucht, verleumdung, neid Naſen nur auf hohe zinnen: Und ihr gifftiges beginnen Steht nach keiner einſamkeit; Denn ein haus von ſchlechter ſtirne Kommt ſolchen Furien nicht leichtlich ins gehirne. 5. Jch bekuͤmmre mich nicht viel, Ob mein einſames gefilde Einem andern gleich zu wilde, Und zu fruchtbar ſcheinen will; Weil ihm vor dem orte grauet, Da man nicht viel gepraͤng’ und viel geſellſchafft ſchauet. 6. Gleichwohl macht die einſamkeit Meinem hertzen niemahls bange: Keine ſtunde waͤhrt zu lange, Man vertreibt ſich ſchon die zeit; Denn ein buch von guten ſachen Kan auch den laͤngſten tag zum augenblicke mathen. 7. Unſre regung, fleiſch und blut Recht vernuͤnfftig zu bekriegen, Und

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Zitationshilfe: Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hofmannswaldau und andrer Deutschen auserlesene und bißher ungedruckte Gedichte. Bd. 6. Leipzig, 1709, S. 338. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte06_1709/362>, abgerufen am 23.11.2024.