Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hofmannswaldau und andrer Deutschen auserlesene und bißher ungedruckte Gedichte. Bd. 6. Leipzig, 1709.Vermischte Getichte. Unter der statue des Printzen. ALein es folgt dein sohn dir in das sternen-dach,Assequor ipse. Mein Vater und mein Fürst! selbst auf dem fusse nach; Doch, Hertzogin! getrost! sind wir nicht mehr auf erden, So wird dir Leopold zu einer sonne werden. Unter der statue der Printzeßin. O Düstre finsterniß! Der hoffnung stern und lichtSpes ubi nostra? Jst leider ausgelescht! Ach! hilfft der himmel nicht, Und läßt in dieser nacht mir eine sonne scheinen; So muß Charlotte sich gewiß zu tode weinen. Auf das kupffer-bild H. R. T. DAfern pedanterie, geschmünckter tugend schein,Und irrthum, in der welt drey ungeheuer seyn; So schau den Hercules, der seine sieges-fahn Auf ihre köpffe pflantzt, in diesem kupffer an. An eine weinende schönheit. DJe perlen schliesset man in göldne kasten ein,Denn ihre kostbarkeit ist mehr als gold zu schätzen: Die perlen sollen sonst gefrorne thränen seyn, Womit aurora pflegt die muscheln zu benetzen. Drum hemm', o Schönste! doch der edlen zähren lauff! Laß diesen schönen thau nicht so schlechthin verschiessen! Heb' ihn als perlen-safft in deinen augen auf! Wo nicht, so laß ihn nur in gold und jaspis fliessen. Der vergnügte Diogenes. WAs keine wollust zeigt, kein grosser fürst besitzt,Und mancher criticus zwar lang' auf dem Parnasse, Doch
Vermiſchte Getichte. Unter der ſtatue des Printzen. ALein es folgt dein ſohn dir in das ſternen-dach,Aſſequor ipſe. Mein Vater und mein Fuͤrſt! ſelbſt auf dem fuſſe nach; Doch, Hertzogin! getroſt! ſind wir nicht mehr auf erden, So wird dir Leopold zu einer ſonne werden. Unter der ſtatue der Printzeßin. O Duͤſtre finſterniß! Der hoffnung ſtern und lichtSpes ubi noſtra? Jſt leider ausgeleſcht! Ach! hilfft der himmel nicht, Und laͤßt in dieſer nacht mir eine ſonne ſcheinen; So muß Charlotte ſich gewiß zu tode weinen. Auf das kupffer-bild H. R. T. DAfern pedanterie, geſchmuͤnckter tugend ſchein,Und irꝛthum, in der welt drey ungeheuer ſeyn; So ſchau den Hercules, der ſeine ſieges-fahn Auf ihre koͤpffe pflantzt, in dieſem kupffer an. An eine weinende ſchoͤnheit. DJe perlen ſchlieſſet man in goͤldne kaſten ein,Denn ihre koſtbarkeit iſt mehr als gold zu ſchaͤtzen: Die perlen ſollen ſonſt gefrorne thraͤnen ſeyn, Womit aurora pflegt die muſcheln zu benetzen. Drum hemm’, o Schoͤnſte! doch der edlen zaͤhren lauff! Laß dieſen ſchoͤnen thau nicht ſo ſchlechthin verſchieſſen! Heb’ ihn als perlen-ſafft in deinen augen auf! Wo nicht, ſo laß ihn nur in gold und jaſpis flieſſen. Der vergnuͤgte Diogenes. WAs keine wolluſt zeigt, kein groſſer fuͤrſt beſitzt,Und mancher criticus zwar lang’ auf dem Parnaſſe, Doch
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Vermiſchte Getichte.
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Aſſequor ipſe.
ALein es folgt dein ſohn dir in das ſternen-dach,
Mein Vater und mein Fuͤrſt! ſelbſt auf dem fuſſe nach;
Doch, Hertzogin! getroſt! ſind wir nicht mehr auf erden,
So wird dir Leopold zu einer ſonne werden.
Unter der ſtatue der Printzeßin.
Spes ubi noſtra?
O Duͤſtre finſterniß! Der hoffnung ſtern und licht
Jſt leider ausgeleſcht! Ach! hilfft der himmel nicht,
Und laͤßt in dieſer nacht mir eine ſonne ſcheinen;
So muß Charlotte ſich gewiß zu tode weinen.
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Und irꝛthum, in der welt drey ungeheuer ſeyn;
So ſchau den Hercules, der ſeine ſieges-fahn
Auf ihre koͤpffe pflantzt, in dieſem kupffer an.
An eine weinende ſchoͤnheit.
DJe perlen ſchlieſſet man in goͤldne kaſten ein,
Denn ihre koſtbarkeit iſt mehr als gold zu ſchaͤtzen:
Die perlen ſollen ſonſt gefrorne thraͤnen ſeyn,
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Drum hemm’, o Schoͤnſte! doch der edlen zaͤhren lauff!
Laß dieſen ſchoͤnen thau nicht ſo ſchlechthin verſchieſſen!
Heb’ ihn als perlen-ſafft in deinen augen auf!
Wo nicht, ſo laß ihn nur in gold und jaſpis flieſſen.
Der vergnuͤgte Diogenes.
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Und mancher criticus zwar lang’ auf dem Parnaſſe,
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