Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hofmannswaldau und andrer Deutschen auserlesene und bißher ungedruckte Gedichte. Bd. 6. Leipzig, 1709.Vermischte Getichte. 9. Kommt auch gleich eine stunde,Die uns den schatz erwünschter ruh verheißt; So dringt die lieblichkeit uns dennoch kaum zum munde, Wenn die verwöhnte brust schon wieder wermuth speist. Die hoffnung spielt mit uns, als wie mit einem kinde, Setzt marmeladen vor, und füllet uns mit winde. 10. O himmel und verhängniß!Beschliest doch einst das lange trauerspiel! Macht allem ungelück ein schnelles leich-begängniß, Und gebt uns so viel ruh, als unser hertze will! Zerstört den labyrinth der langsamen beschwerden, Daß erd und hertzen uns zu paradiesen werden! Aria auf den geburts-tag Jhro Hoheit des Königl. Cron- und Chur-Branden- burgischen Chur-Printzens anno 1701 im nahmen der universität zu Halle verfertiget. 1. FRidriciana geh! leg allen kummer nieder!Weil deine sonne wieder scheint: Und hat dein auge nächst geweint? So denck itzt blos auf freuden-lieder. Morbonens nebel sind zerstreut, Die um dein schutz-gestirne zogen: Denn seiner strahlen trefflichkeit Hat durch des himmels gunst die wolcken überwogen. 2. Dein Friedrich Wilhelm lebt: Betrachte nur den schimmer,Den itzund sein geburts-stern weist! Führt dieser glantz den treuen geist Nicht in die schönsten freuden-zimmer? Sein VI. Theil. U
Vermiſchte Getichte. 9. Kommt auch gleich eine ſtunde,Die uns den ſchatz erwuͤnſchter ruh verheißt; So dringt die lieblichkeit uns dennoch kaum zum munde, Wenn die verwoͤhnte bruſt ſchon wieder wermuth ſpeiſt. Die hoffnung ſpielt mit uns, als wie mit einem kinde, Setzt marmeladen vor, und fuͤllet uns mit winde. 10. O himmel und verhaͤngniß!Beſchlieſt doch einſt das lange trauerſpiel! Macht allem ungeluͤck ein ſchnelles leich-begaͤngniß, Und gebt uns ſo viel ruh, als unſer hertze will! Zerſtoͤrt den labyrinth der langſamen beſchwerden, Daß erd und hertzen uns zu paradieſen werden! Aria auf den geburts-tag Jhro Hoheit des Koͤnigl. Cron- und Chur-Branden- burgiſchen Chur-Printzens anno 1701 im nahmen der univerſitaͤt zu Halle verfertiget. 1. FRidriciana geh! leg allen kummer nieder!Weil deine ſonne wieder ſcheint: Und hat dein auge naͤchſt geweint? So denck itzt blos auf freuden-lieder. Morbonens nebel ſind zerſtreut, Die um dein ſchutz-geſtirne zogen: Denn ſeiner ſtrahlen trefflichkeit Hat durch des himmels gunſt die wolcken uͤberwogen. 2. Dein Friedrich Wilhelm lebt: Betrachte nur den ſchimmer,Den itzund ſein geburts-ſtern weiſt! Fuͤhrt dieſer glantz den treuen geiſt Nicht in die ſchoͤnſten freuden-zimmer? Sein VI. Theil. U
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9.
Kommt auch gleich eine ſtunde,
Die uns den ſchatz erwuͤnſchter ruh verheißt;
So dringt die lieblichkeit uns dennoch kaum zum munde,
Wenn die verwoͤhnte bruſt ſchon wieder wermuth ſpeiſt.
Die hoffnung ſpielt mit uns, als wie mit einem kinde,
Setzt marmeladen vor, und fuͤllet uns mit winde.
10.
O himmel und verhaͤngniß!
Beſchlieſt doch einſt das lange trauerſpiel!
Macht allem ungeluͤck ein ſchnelles leich-begaͤngniß,
Und gebt uns ſo viel ruh, als unſer hertze will!
Zerſtoͤrt den labyrinth der langſamen beſchwerden,
Daß erd und hertzen uns zu paradieſen werden!
Aria auf den geburts-tag Jhro Hoheit
des Koͤnigl. Cron- und Chur-Branden-
burgiſchen Chur-Printzens anno 1701
im nahmen der univerſitaͤt zu Halle
verfertiget.
1.
FRidriciana geh! leg allen kummer nieder!
Weil deine ſonne wieder ſcheint:
Und hat dein auge naͤchſt geweint?
So denck itzt blos auf freuden-lieder.
Morbonens nebel ſind zerſtreut,
Die um dein ſchutz-geſtirne zogen:
Denn ſeiner ſtrahlen trefflichkeit
Hat durch des himmels gunſt die wolcken uͤberwogen.
2.
Dein Friedrich Wilhelm lebt: Betrachte nur den ſchimmer,
Den itzund ſein geburts-ſtern weiſt!
Fuͤhrt dieſer glantz den treuen geiſt
Nicht in die ſchoͤnſten freuden-zimmer?
Sein
VI. Theil. U
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