Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hofmannswaldau und andrer Deutschen auserlesene und bißher ungedruckte Gedichte. Bd. 6. Leipzig, 1709.

Bild:
<< vorherige Seite

Vermischte Getichte.

Es wird, wie du, mehr land einst ohne blut ersteigen,
Als tausend andern kaum durch feur zu fusse fällt:
Es wird voll güt und huld, voll füßigkeit, wie reben,
Und dennoch stärcker seyn, als die nach stärcke streben.



Kein spät gesetzter thron wird voller rosen blühn:
Man wird von öl und wein auf allen hügeln sagen:
Den treuen unterthan wird keine last bemühn,
Als die ihm würcklich kan zehnfachen wucher tragen.
Doch wenn es wird geschehn, (denckt, Preussen! denckt an mich!)
So wird ein jeder schreyn: So war auch Friderich.


Der erste Friderich, der dieses reich gebauet;
Hier herrschet nur sein bild, und seiner tugend frucht.
Kommt, fremde könige! kommt völcker her und schauet,
Was man gar offt umsonst in gold und purpur sucht!
Prangt dieser enckel so? wie muste der nicht prangen,
Der ihm von kindheit auf mit weißheit vorgegangen.


O König! ist auch noch wohl etwas ausser GOtt,
Das dich im geiste mehr als diß erfreuen könte?
Der ruhm des Antonins ward endlich nur ein spott,
Nachdem man seinen sohn den spott der erden nennte:
Und der ist warlich nur annoch ein halber held,
Der keinen, der ihm gleicht, zum erben aufgestellt.


Hier sieht man ihrer zwey: Der eine wird dir gleichen;
Der andre gleicht dir schon. O angenehmes pfand!
Laß, Fama! was du hörst, durch beyde pole streichen!
Macht, Musen! unser glück der gantzen welt bekant!
Kommt endlich, Gratien! und singt bey dieser wiegen
Dem jungen Hercules von seinen tugend-siegen!


Er drückt die schlange schon, die ihn zu schaden tracht.
Das freche Gallien bewegt die burg der höllen:
Rufft allen Furien aus der verdammten nacht,
Und will sie wider uns und ihn zu felde stellen.
Schlaf

Vermiſchte Getichte.

Es wird, wie du, mehr land einſt ohne blut erſteigen,
Als tauſend andern kaum durch feur zu fuſſe faͤllt:
Es wird voll guͤt und huld, voll fuͤßigkeit, wie reben,
Und dennoch ſtaͤrcker ſeyn, als die nach ſtaͤrcke ſtreben.



Kein ſpaͤt geſetzter thron wird voller roſen bluͤhn:
Man wird von oͤl und wein auf allen huͤgeln ſagen:
Den treuen unterthan wird keine laſt bemuͤhn,
Als die ihm wuͤrcklich kan zehnfachen wucher tragen.
Doch wenn es wird geſchehn, (denckt, Preuſſen! denckt an mich!)
So wird ein jeder ſchreyn: So war auch Friderich.


Der erſte Friderich, der dieſes reich gebauet;
Hier herꝛſchet nur ſein bild, und ſeiner tugend frucht.
Kommt, fremde koͤnige! kommt voͤlcker her und ſchauet,
Was man gar offt umſonſt in gold und purpur ſucht!
Prangt dieſer enckel ſo? wie muſte der nicht prangen,
Der ihm von kindheit auf mit weißheit vorgegangen.


O Koͤnig! iſt auch noch wohl etwas auſſer GOtt,
Das dich im geiſte mehr als diß erfreuen koͤnte?
Der ruhm des Antonins ward endlich nur ein ſpott,
Nachdem man ſeinen ſohn den ſpott der erden nennte:
Und der iſt warlich nur annoch ein halber held,
Der keinen, der ihm gleicht, zum erben aufgeſtellt.


Hier ſieht man ihrer zwey: Der eine wird dir gleichen;
Der andre gleicht dir ſchon. O angenehmes pfand!
Laß, Fama! was du hoͤrſt, durch beyde pole ſtreichen!
Macht, Muſen! unſer gluͤck der gantzen welt bekant!
Kommt endlich, Gratien! und ſingt bey dieſer wiegen
Dem jungen Hercules von ſeinen tugend-ſiegen!


Er druͤckt die ſchlange ſchon, die ihn zu ſchaden tracht.
Das freche Gallien bewegt die burg der hoͤllen:
Rufft allen Furien aus der verdammten nacht,
Und will ſie wider uns und ihn zu felde ſtellen.
Schlaf
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <lg type="poem">
            <lg n="11">
              <l>
                <pb facs="#f0311" n="287"/>
                <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Vermi&#x017F;chte Getichte.</hi> </fw>
              </l><lb/>
              <l>Es wird, wie du, mehr land ein&#x017F;t ohne blut er&#x017F;teigen,</l><lb/>
              <l>Als tau&#x017F;end andern kaum durch feur zu fu&#x017F;&#x017F;e fa&#x0364;llt:</l><lb/>
              <l>Es wird voll gu&#x0364;t und huld, voll fu&#x0364;ßigkeit, wie reben,</l><lb/>
              <l>Und dennoch &#x017F;ta&#x0364;rcker &#x017F;eyn, als die nach &#x017F;ta&#x0364;rcke &#x017F;treben.</l>
            </lg><lb/>
            <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
            <lg n="12">
              <l>Kein &#x017F;pa&#x0364;t ge&#x017F;etzter thron wird voller ro&#x017F;en blu&#x0364;hn:</l><lb/>
              <l>Man wird von o&#x0364;l und wein auf allen hu&#x0364;geln &#x017F;agen:</l><lb/>
              <l>Den treuen unterthan wird keine la&#x017F;t bemu&#x0364;hn,</l><lb/>
              <l>Als die ihm wu&#x0364;rcklich kan zehnfachen wucher tragen.</l><lb/>
              <l>Doch wenn es wird ge&#x017F;chehn, (denckt, Preu&#x017F;&#x017F;en! denckt an mich!)</l><lb/>
              <l>So wird ein jeder &#x017F;chreyn: So war auch Friderich.</l>
            </lg><lb/>
            <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
            <lg n="13">
              <l>Der er&#x017F;te Friderich, der die&#x017F;es reich gebauet;</l><lb/>
              <l>Hier her&#xA75B;&#x017F;chet nur &#x017F;ein bild, und &#x017F;einer tugend frucht.</l><lb/>
              <l>Kommt, fremde ko&#x0364;nige! kommt vo&#x0364;lcker her und &#x017F;chauet,</l><lb/>
              <l>Was man gar offt um&#x017F;on&#x017F;t in gold und purpur &#x017F;ucht!</l><lb/>
              <l>Prangt die&#x017F;er enckel &#x017F;o? wie mu&#x017F;te der nicht prangen,</l><lb/>
              <l>Der ihm von kindheit auf mit weißheit vorgegangen.</l>
            </lg><lb/>
            <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
            <lg n="14">
              <l>O Ko&#x0364;nig! i&#x017F;t auch noch wohl etwas au&#x017F;&#x017F;er GOtt,</l><lb/>
              <l>Das dich im gei&#x017F;te mehr als diß erfreuen ko&#x0364;nte?</l><lb/>
              <l>Der ruhm des Antonins ward endlich nur ein &#x017F;pott,</l><lb/>
              <l>Nachdem man &#x017F;einen &#x017F;ohn den &#x017F;pott der erden nennte:</l><lb/>
              <l>Und der i&#x017F;t warlich nur annoch ein halber held,</l><lb/>
              <l>Der keinen, der ihm gleicht, zum erben aufge&#x017F;tellt.</l>
            </lg><lb/>
            <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
            <lg n="15">
              <l>Hier &#x017F;ieht man ihrer zwey: Der eine wird dir gleichen;</l><lb/>
              <l>Der andre gleicht dir &#x017F;chon. O angenehmes pfand!</l><lb/>
              <l>Laß, Fama! was du ho&#x0364;r&#x017F;t, durch beyde pole &#x017F;treichen!</l><lb/>
              <l>Macht, Mu&#x017F;en! un&#x017F;er glu&#x0364;ck der gantzen welt bekant!</l><lb/>
              <l>Kommt endlich, Gratien! und &#x017F;ingt bey die&#x017F;er wiegen</l><lb/>
              <l>Dem jungen Hercules von &#x017F;einen tugend-&#x017F;iegen!</l>
            </lg><lb/>
            <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
            <lg n="16">
              <l>Er dru&#x0364;ckt die &#x017F;chlange &#x017F;chon, die ihn zu &#x017F;chaden tracht.</l><lb/>
              <l>Das freche Gallien bewegt die burg der ho&#x0364;llen:</l><lb/>
              <l>Rufft allen Furien aus der verdammten nacht,</l><lb/>
              <l>Und will &#x017F;ie wider uns und ihn zu felde &#x017F;tellen.<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Schlaf</fw><lb/></l>
            </lg>
          </lg>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[287/0311] Vermiſchte Getichte. Es wird, wie du, mehr land einſt ohne blut erſteigen, Als tauſend andern kaum durch feur zu fuſſe faͤllt: Es wird voll guͤt und huld, voll fuͤßigkeit, wie reben, Und dennoch ſtaͤrcker ſeyn, als die nach ſtaͤrcke ſtreben. Kein ſpaͤt geſetzter thron wird voller roſen bluͤhn: Man wird von oͤl und wein auf allen huͤgeln ſagen: Den treuen unterthan wird keine laſt bemuͤhn, Als die ihm wuͤrcklich kan zehnfachen wucher tragen. Doch wenn es wird geſchehn, (denckt, Preuſſen! denckt an mich!) So wird ein jeder ſchreyn: So war auch Friderich. Der erſte Friderich, der dieſes reich gebauet; Hier herꝛſchet nur ſein bild, und ſeiner tugend frucht. Kommt, fremde koͤnige! kommt voͤlcker her und ſchauet, Was man gar offt umſonſt in gold und purpur ſucht! Prangt dieſer enckel ſo? wie muſte der nicht prangen, Der ihm von kindheit auf mit weißheit vorgegangen. O Koͤnig! iſt auch noch wohl etwas auſſer GOtt, Das dich im geiſte mehr als diß erfreuen koͤnte? Der ruhm des Antonins ward endlich nur ein ſpott, Nachdem man ſeinen ſohn den ſpott der erden nennte: Und der iſt warlich nur annoch ein halber held, Der keinen, der ihm gleicht, zum erben aufgeſtellt. Hier ſieht man ihrer zwey: Der eine wird dir gleichen; Der andre gleicht dir ſchon. O angenehmes pfand! Laß, Fama! was du hoͤrſt, durch beyde pole ſtreichen! Macht, Muſen! unſer gluͤck der gantzen welt bekant! Kommt endlich, Gratien! und ſingt bey dieſer wiegen Dem jungen Hercules von ſeinen tugend-ſiegen! Er druͤckt die ſchlange ſchon, die ihn zu ſchaden tracht. Das freche Gallien bewegt die burg der hoͤllen: Rufft allen Furien aus der verdammten nacht, Und will ſie wider uns und ihn zu felde ſtellen. Schlaf

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte06_1709
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte06_1709/311
Zitationshilfe: Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hofmannswaldau und andrer Deutschen auserlesene und bißher ungedruckte Gedichte. Bd. 6. Leipzig, 1709, S. 287. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte06_1709/311>, abgerufen am 17.05.2024.