Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hofmannswaldau und andrer Deutschen auserlesene und bißher ungedruckte Gedichte. Bd. 6. Leipzig, 1709.

Bild:
<< vorherige Seite
Vermischte Getichte.
Daß ich zwey gute tag in Schlesien gezehlet,
Der unsern Carl uns schenckt, der unsern Carl vermählet.


Gratulations-getichte an Herrn David
Rhenisch, Predigern und Prof.
zu Breßlau.

Andreas Tscherning.
WJr müssen freylich nur, wir armes volck! bekennen,
Daß erde, feuer, lufft und wasser schröcklich brennen,
Aus eyfer gegen uns: Des hohen himmels haus,
Das schüttet seinen zorn mit blitz und donner aus
Von allen ecken her, nachdem so schwere plagen
Jn dieser see der welt mit macht zusammen schlagen
Auf unsern sünden-hals; Doch gleichwohl ist ein GOtt,
Der seiner gnaden licht läst scheinen in der noth,
Wann Caurus um den mast mit harten stürmen sauset,
Wann die erzürnte fluth um alle seiten brauset,
Und will mit uns grund ab: Dem nichts sich bergen kan:
Der, ob er schon betrübt, nimmt dennoch wieder an;
Nur daß man eyfrig bläst die starcken buß-posaunen
Aus feindschafft unsrer schuld, und auch die bet-karthaunen,
Die himmels-brecher, pflantzt vor GOttes schöne stadt,
Und zeucht nicht eher ab, biß man das ja-wort hat.
Das goldne sonnen-rad hat fünffmahl seinen wagen
Durch alle zeichen schon am himmel durchgetragen,
Seit mich das vaterland hat heissen fremde seyn,
Als das gewissens-schwerd nicht blos durch marck und bein,
Auch durch die seele, drang. Wann ich, auf jene zeiten,
Des feindes übermuth und strenge grausamkeiten
Zurück gedencken will, was ich nur angeschaut,
So werd ich gantz bestürtzt, mir schüttert haar und haut
Der freyheit wurden band und ketten angeleget,
So sich von dieser last ein wenig kaum noch reget:
Der weg zum tempel stund mit waffen gantz umhüllt,
Mit ruthen ausgefegt, mit menschen-tand erfüllt,
Durch
Vermiſchte Getichte.
Daß ich zwey gute tag in Schleſien gezehlet,
Der unſern Carl uns ſchenckt, der unſern Carl vermaͤhlet.


Gratulations-getichte an Herꝛn David
Rheniſch, Predigern und Prof.
zu Breßlau.

Andreas Tſcherning.
WJr muͤſſen freylich nur, wir armes volck! bekennen,
Daß erde, feuer, lufft und waſſer ſchroͤcklich brennen,
Aus eyfer gegen uns: Des hohen himmels haus,
Das ſchuͤttet ſeinen zorn mit blitz und donner aus
Von allen ecken her, nachdem ſo ſchwere plagen
Jn dieſer ſee der welt mit macht zuſammen ſchlagen
Auf unſern ſuͤnden-hals; Doch gleichwohl iſt ein GOtt,
Der ſeiner gnaden licht laͤſt ſcheinen in der noth,
Wann Caurus um den maſt mit harten ſtuͤrmen ſauſet,
Wann die erzuͤrnte fluth um alle ſeiten brauſet,
Und will mit uns grund ab: Dem nichts ſich bergen kan:
Der, ob er ſchon betruͤbt, nimmt dennoch wieder an;
Nur daß man eyfrig blaͤſt die ſtarcken buß-poſaunen
Aus feindſchafft unſrer ſchuld, und auch die bet-karthaunen,
Die himmels-brecher, pflantzt vor GOttes ſchoͤne ſtadt,
Und zeucht nicht eher ab, biß man das ja-wort hat.
Das goldne ſonnen-rad hat fuͤnffmahl ſeinen wagen
Durch alle zeichen ſchon am himmel durchgetragen,
Seit mich das vaterland hat heiſſen fremde ſeyn,
Als das gewiſſens-ſchwerd nicht blos durch marck und bein,
Auch durch die ſeele, drang. Wann ich, auf jene zeiten,
Des feindes uͤbermuth und ſtrenge grauſamkeiten
Zuruͤck gedencken will, was ich nur angeſchaut,
So werd ich gantz beſtuͤrtzt, mir ſchuͤttert haar und haut
Der freyheit wurden band und ketten angeleget,
So ſich von dieſer laſt ein wenig kaum noch reget:
Der weg zum tempel ſtund mit waffen gantz umhuͤllt,
Mit ruthen ausgefegt, mit menſchen-tand erfuͤllt,
Durch
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <lg type="poem">
            <pb facs="#f0298" n="274"/>
            <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Vermi&#x017F;chte Getichte.</hi> </fw><lb/>
            <l>Daß ich zwey gute tag in Schle&#x017F;ien gezehlet,</l><lb/>
            <l>Der un&#x017F;ern Carl uns &#x017F;chenckt, der un&#x017F;ern Carl verma&#x0364;hlet.</l>
          </lg><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
          <lg type="poem">
            <head><hi rendition="#b">Gratulations-getichte an Her&#xA75B;n David<lb/>
Rheni&#x017F;ch, Predigern und Prof.<lb/>
zu Breßlau.</hi><lb/>
Andreas T&#x017F;cherning.</head><lb/>
            <l><hi rendition="#in">W</hi>Jr mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en freylich nur, wir armes volck! bekennen,</l><lb/>
            <l>Daß erde, feuer, lufft und wa&#x017F;&#x017F;er &#x017F;chro&#x0364;cklich brennen,</l><lb/>
            <l>Aus eyfer gegen uns: Des hohen himmels haus,</l><lb/>
            <l>Das &#x017F;chu&#x0364;ttet &#x017F;einen zorn mit blitz und donner aus</l><lb/>
            <l>Von allen ecken her, nachdem &#x017F;o &#x017F;chwere plagen</l><lb/>
            <l>Jn die&#x017F;er &#x017F;ee der welt mit macht zu&#x017F;ammen &#x017F;chlagen</l><lb/>
            <l>Auf un&#x017F;ern &#x017F;u&#x0364;nden-hals; Doch gleichwohl i&#x017F;t ein GOtt,</l><lb/>
            <l>Der &#x017F;einer gnaden licht la&#x0364;&#x017F;t &#x017F;cheinen in der noth,</l><lb/>
            <l>Wann Caurus um den ma&#x017F;t mit harten &#x017F;tu&#x0364;rmen &#x017F;au&#x017F;et,</l><lb/>
            <l>Wann die erzu&#x0364;rnte fluth um alle &#x017F;eiten brau&#x017F;et,</l><lb/>
            <l>Und will mit uns grund ab: Dem nichts &#x017F;ich bergen kan:</l><lb/>
            <l>Der, ob er &#x017F;chon betru&#x0364;bt, nimmt dennoch wieder an;</l><lb/>
            <l>Nur daß man eyfrig bla&#x0364;&#x017F;t die &#x017F;tarcken buß-po&#x017F;aunen</l><lb/>
            <l>Aus feind&#x017F;chafft un&#x017F;rer &#x017F;chuld, und auch die bet-karthaunen,</l><lb/>
            <l>Die himmels-brecher, pflantzt vor GOttes &#x017F;cho&#x0364;ne &#x017F;tadt,</l><lb/>
            <l>Und zeucht nicht eher ab, biß man das ja-wort hat.</l><lb/>
            <l>Das goldne &#x017F;onnen-rad hat fu&#x0364;nffmahl &#x017F;einen wagen</l><lb/>
            <l>Durch alle zeichen &#x017F;chon am himmel durchgetragen,</l><lb/>
            <l>Seit mich das vaterland hat hei&#x017F;&#x017F;en fremde &#x017F;eyn,</l><lb/>
            <l>Als das gewi&#x017F;&#x017F;ens-&#x017F;chwerd nicht blos durch marck und bein,</l><lb/>
            <l>Auch durch die &#x017F;eele, drang. Wann ich, auf jene zeiten,</l><lb/>
            <l>Des feindes u&#x0364;bermuth und &#x017F;trenge grau&#x017F;amkeiten</l><lb/>
            <l>Zuru&#x0364;ck gedencken will, was ich nur ange&#x017F;chaut,</l><lb/>
            <l>So werd ich gantz be&#x017F;tu&#x0364;rtzt, mir &#x017F;chu&#x0364;ttert haar und haut</l><lb/>
            <l>Der freyheit wurden band und ketten angeleget,</l><lb/>
            <l>So &#x017F;ich von die&#x017F;er la&#x017F;t ein wenig kaum noch reget:</l><lb/>
            <l>Der weg zum tempel &#x017F;tund mit waffen gantz umhu&#x0364;llt,</l><lb/>
            <l>Mit ruthen ausgefegt, mit men&#x017F;chen-tand erfu&#x0364;llt,</l><lb/>
            <fw place="bottom" type="catch">Durch</fw><lb/>
          </lg>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[274/0298] Vermiſchte Getichte. Daß ich zwey gute tag in Schleſien gezehlet, Der unſern Carl uns ſchenckt, der unſern Carl vermaͤhlet. Gratulations-getichte an Herꝛn David Rheniſch, Predigern und Prof. zu Breßlau. Andreas Tſcherning. WJr muͤſſen freylich nur, wir armes volck! bekennen, Daß erde, feuer, lufft und waſſer ſchroͤcklich brennen, Aus eyfer gegen uns: Des hohen himmels haus, Das ſchuͤttet ſeinen zorn mit blitz und donner aus Von allen ecken her, nachdem ſo ſchwere plagen Jn dieſer ſee der welt mit macht zuſammen ſchlagen Auf unſern ſuͤnden-hals; Doch gleichwohl iſt ein GOtt, Der ſeiner gnaden licht laͤſt ſcheinen in der noth, Wann Caurus um den maſt mit harten ſtuͤrmen ſauſet, Wann die erzuͤrnte fluth um alle ſeiten brauſet, Und will mit uns grund ab: Dem nichts ſich bergen kan: Der, ob er ſchon betruͤbt, nimmt dennoch wieder an; Nur daß man eyfrig blaͤſt die ſtarcken buß-poſaunen Aus feindſchafft unſrer ſchuld, und auch die bet-karthaunen, Die himmels-brecher, pflantzt vor GOttes ſchoͤne ſtadt, Und zeucht nicht eher ab, biß man das ja-wort hat. Das goldne ſonnen-rad hat fuͤnffmahl ſeinen wagen Durch alle zeichen ſchon am himmel durchgetragen, Seit mich das vaterland hat heiſſen fremde ſeyn, Als das gewiſſens-ſchwerd nicht blos durch marck und bein, Auch durch die ſeele, drang. Wann ich, auf jene zeiten, Des feindes uͤbermuth und ſtrenge grauſamkeiten Zuruͤck gedencken will, was ich nur angeſchaut, So werd ich gantz beſtuͤrtzt, mir ſchuͤttert haar und haut Der freyheit wurden band und ketten angeleget, So ſich von dieſer laſt ein wenig kaum noch reget: Der weg zum tempel ſtund mit waffen gantz umhuͤllt, Mit ruthen ausgefegt, mit menſchen-tand erfuͤllt, Durch

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte06_1709
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte06_1709/298
Zitationshilfe: Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hofmannswaldau und andrer Deutschen auserlesene und bißher ungedruckte Gedichte. Bd. 6. Leipzig, 1709, S. 274. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte06_1709/298>, abgerufen am 18.05.2024.