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Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hofmannswaldau und andrer Deutschen auserlesene und bißher ungedruckte Gedichte. Bd. 6. Leipzig, 1709.

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Vermischte Getichte.
Jch glaub auch sicherlich, daß keinem ausser dir
Dergleichen lapperey empfindlich käme für.
So ists, wer gerne tantzt, dem ist gar leicht zu pfeiffen:
Dein gantzes naturell ist murren, klagen, keiffen,
Drum mag bald etwas seyn, das dein geblüth erhitzt.
Wenn eine fliege nur etwas zu lange sitzt,
Bist du schon sorgen-voll, daß bey so langem harren
Sie möge dir den kalck von deinen wänden scharren.
Ja, brummst du bey dir selbst, es kan gar licht ge-
schehn,
Daß man auf solche art die wand muß löchricht sehn.
Du zürnest bitterlich, wenn molcken um die lichte
Umschwärmend kommen an, dir fliegen ins gesichte,
Du schlägest hefftig zu, und sprichst: Wenn man be-
denckt,
Wie sehr die nahrung wird durch solch ein aas ge-
kränckt,
Und wie viel talg nicht bleibt an seinen flügeln hangen.
Was man bey einem licht kan sehen und erlangen,
Da braucht man solcher zwey. Legst du dich dann zur
ruh,
Bringst du die gantze nacht mit solchen dingen zu,
Die nicht der mühe werth: Denckst, was in dreyßig jahren
Dir noch vor ungemach einst könne wiederfahren:
Und was ein ander läßt auf GOtt und zeit beruhn,
Wilst du durch aberwitz und eigne sorgfalt thun.
Was, sprichst du bey dir selbst, ist aus des nachbars garten
Vor mich nicht vor verlust und schade zu gewarten?
Die reiser, so er hat nicht weit von meiner wand
Gar ordentlich gepflantzt, die können nach der hand
Als bäume, die belaubt, in vollem wachsthum stehen:
Ey, wenn sie nun den thau und regen lassen gehen,
Auf meine gute wand, so mags nicht anders seyn,
Sie fällt in kurtzer zeit biß auf den grundstein ein.
Was leiden und gefahr hab ich noch zu vermuthen,
Wenn grosser regen kömmt, daß mich die strengen fluthen
Nicht
Vermiſchte Getichte.
Jch glaub auch ſicherlich, daß keinem auſſer dir
Dergleichen lapperey empfindlich kaͤme fuͤr.
So iſts, wer gerne tantzt, dem iſt gar leicht zu pfeiffen:
Dein gantzes naturell iſt murren, klagen, keiffen,
Drum mag bald etwas ſeyn, das dein gebluͤth erhitzt.
Wenn eine fliege nur etwas zu lange ſitzt,
Biſt du ſchon ſorgen-voll, daß bey ſo langem harren
Sie moͤge dir den kalck von deinen waͤnden ſcharren.
Ja, brummſt du bey dir ſelbſt, es kan gar licht ge-
ſchehn,
Daß man auf ſolche art die wand muß loͤchricht ſehn.
Du zuͤrneſt bitterlich, wenn molcken um die lichte
Umſchwaͤrmend kommen an, dir fliegen ins geſichte,
Du ſchlaͤgeſt hefftig zu, und ſprichſt: Wenn man be-
denckt,
Wie ſehr die nahrung wird durch ſolch ein aas ge-
kraͤnckt,
Und wie viel talg nicht bleibt an ſeinen fluͤgeln hangen.
Was man bey einem licht kan ſehen und erlangen,
Da braucht man ſolcher zwey. Legſt du dich dann zur
ruh,
Bringſt du die gantze nacht mit ſolchen dingen zu,
Die nicht der muͤhe werth: Denckſt, was in dreyßig jahren
Dir noch vor ungemach einſt koͤnne wiederfahren:
Und was ein ander laͤßt auf GOtt und zeit beruhn,
Wilſt du durch aberwitz und eigne ſorgfalt thun.
Was, ſprichſt du bey dir ſelbſt, iſt aus des nachbars garten
Vor mich nicht vor verluſt und ſchade zu gewarten?
Die reiſer, ſo er hat nicht weit von meiner wand
Gar ordentlich gepflantzt, die koͤnnen nach der hand
Als baͤume, die belaubt, in vollem wachsthum ſtehen:
Ey, wenn ſie nun den thau und regen laſſen gehen,
Auf meine gute wand, ſo mags nicht anders ſeyn,
Sie faͤllt in kurtzer zeit biß auf den grundſtein ein.
Was leiden und gefahr hab ich noch zu vermuthen,
Wenn groſſer regen koͤmmt, daß mich die ſtrengen fluthen
Nicht
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[262/0286] Vermiſchte Getichte. Jch glaub auch ſicherlich, daß keinem auſſer dir Dergleichen lapperey empfindlich kaͤme fuͤr. So iſts, wer gerne tantzt, dem iſt gar leicht zu pfeiffen: Dein gantzes naturell iſt murren, klagen, keiffen, Drum mag bald etwas ſeyn, das dein gebluͤth erhitzt. Wenn eine fliege nur etwas zu lange ſitzt, Biſt du ſchon ſorgen-voll, daß bey ſo langem harren Sie moͤge dir den kalck von deinen waͤnden ſcharren. Ja, brummſt du bey dir ſelbſt, es kan gar licht ge- ſchehn, Daß man auf ſolche art die wand muß loͤchricht ſehn. Du zuͤrneſt bitterlich, wenn molcken um die lichte Umſchwaͤrmend kommen an, dir fliegen ins geſichte, Du ſchlaͤgeſt hefftig zu, und ſprichſt: Wenn man be- denckt, Wie ſehr die nahrung wird durch ſolch ein aas ge- kraͤnckt, Und wie viel talg nicht bleibt an ſeinen fluͤgeln hangen. Was man bey einem licht kan ſehen und erlangen, Da braucht man ſolcher zwey. Legſt du dich dann zur ruh, Bringſt du die gantze nacht mit ſolchen dingen zu, Die nicht der muͤhe werth: Denckſt, was in dreyßig jahren Dir noch vor ungemach einſt koͤnne wiederfahren: Und was ein ander laͤßt auf GOtt und zeit beruhn, Wilſt du durch aberwitz und eigne ſorgfalt thun. Was, ſprichſt du bey dir ſelbſt, iſt aus des nachbars garten Vor mich nicht vor verluſt und ſchade zu gewarten? Die reiſer, ſo er hat nicht weit von meiner wand Gar ordentlich gepflantzt, die koͤnnen nach der hand Als baͤume, die belaubt, in vollem wachsthum ſtehen: Ey, wenn ſie nun den thau und regen laſſen gehen, Auf meine gute wand, ſo mags nicht anders ſeyn, Sie faͤllt in kurtzer zeit biß auf den grundſtein ein. Was leiden und gefahr hab ich noch zu vermuthen, Wenn groſſer regen koͤmmt, daß mich die ſtrengen fluthen Nicht

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Zitationshilfe: Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hofmannswaldau und andrer Deutschen auserlesene und bißher ungedruckte Gedichte. Bd. 6. Leipzig, 1709, S. 262. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte06_1709/286>, abgerufen am 25.11.2024.