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Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hofmannswaldau und andrer Deutschen auserlesene und bißher ungedruckte Gedichte. Bd. 6. Leipzig, 1709.

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Vermischte Getichte.
Unterthänigste freude der Musen über
den glücklich erschienenen geburts-tag Sr.
Hochfürstl. Durchlauchtigkeit, Hertzog
Carl Friedrichs von Würten-
berg-Oels, etc.

B. N.
NJcht wundre dich, o Printz! daß wir auf unsern auen
Von ferne, was du thust, und wie du lebest, schauen!
Es geht kein tag vorbey, da man uns nicht erzehlt,
Was du dir in Berlin zur übung auserwehlt.
Denckt nicht, rufft Fama stets, daß er euch kan vergessen!
So weiß nicht witz und kunst die felder auszumessen,
Als euer Carl die zeit. Wenn andre schlafen gehn,
Und früh, wenn sie erwacht, schon wieder müßig stehn;
So denckt er erstlich nach an andre kluge lehren:
So ist er schon bereit, sie wieder anzuhören.
Der hof, wie weit sich auch sein hoher glantz erstreckt,
Hat doch bißher in ihm noch keine lust erweckt,
Als diese: Daß er dem, den keiner kan erreichen,
Der Preussen könige an wahrer tugend gleichen,
Und daß, was dieser läst in grossen dingen sehn,
Durch ihn nur einstens mög' in kleineren geschehn,
Die, ob nicht so viel macht und so viel glückes-gaben,
Doch ebenfalls verstand und weißheit nöthig haben.
Was Fama sagt und spricht, das hat der Helicon,
Printz! schon voraus gewust. Er nennt dich seinen sohn:
Er wird dich mit der zeit auch seinen vater nennen.
Wenn andre ohne noth in krieg und unglück rennen,
Und ihrer ahnen ruhm durch fremdes blut erhöhn;
So wird dein treues land in süssem friede stehn:
So wird der Musen heer, an statt der mörder-spitzen,
Um deine wohnung seyn, mit dir zur tafel sitzen.
Und warum erstlich wird? wir thun es allbereit:
Wo du zugegen bist, da sind wir auch nicht weit.
Kan
P 2
Vermiſchte Getichte.
Unterthaͤnigſte freude der Muſen uͤber
den gluͤcklich erſchienenen geburts-tag Sr.
Hochfuͤrſtl. Durchlauchtigkeit, Hertzog
Carl Friedrichs von Wuͤrten-
berg-Oels, ꝛc.

B. N.
NJcht wundre dich, o Printz! daß wir auf unſern auen
Von ferne, was du thuſt, und wie du lebeſt, ſchauen!
Es geht kein tag vorbey, da man uns nicht erzehlt,
Was du dir in Berlin zur uͤbung auserwehlt.
Denckt nicht, rufft Fama ſtets, daß er euch kan vergeſſen!
So weiß nicht witz und kunſt die felder auszumeſſen,
Als euer Carl die zeit. Wenn andre ſchlafen gehn,
Und fruͤh, wenn ſie erwacht, ſchon wieder muͤßig ſtehn;
So denckt er erſtlich nach an andre kluge lehren:
So iſt er ſchon bereit, ſie wieder anzuhoͤren.
Der hof, wie weit ſich auch ſein hoher glantz erſtreckt,
Hat doch bißher in ihm noch keine luſt erweckt,
Als dieſe: Daß er dem, den keiner kan erreichen,
Der Preuſſen koͤnige an wahrer tugend gleichen,
Und daß, was dieſer laͤſt in groſſen dingen ſehn,
Durch ihn nur einſtens moͤg’ in kleineren geſchehn,
Die, ob nicht ſo viel macht und ſo viel gluͤckes-gaben,
Doch ebenfalls verſtand und weißheit noͤthig haben.
Was Fama ſagt und ſpricht, das hat der Helicon,
Printz! ſchon voraus gewuſt. Er nennt dich ſeinen ſohn:
Er wird dich mit der zeit auch ſeinen vater nennen.
Wenn andre ohne noth in krieg und ungluͤck rennen,
Und ihrer ahnen ruhm durch fremdes blut erhoͤhn;
So wird dein treues land in ſuͤſſem friede ſtehn:
So wird der Muſen heer, an ſtatt der moͤrder-ſpitzen,
Um deine wohnung ſeyn, mit dir zur tafel ſitzen.
Und warum erſtlich wird? wir thun es allbereit:
Wo du zugegen biſt, da ſind wir auch nicht weit.
Kan
P 2
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[227/0251] Vermiſchte Getichte. Unterthaͤnigſte freude der Muſen uͤber den gluͤcklich erſchienenen geburts-tag Sr. Hochfuͤrſtl. Durchlauchtigkeit, Hertzog Carl Friedrichs von Wuͤrten- berg-Oels, ꝛc. B. N. NJcht wundre dich, o Printz! daß wir auf unſern auen Von ferne, was du thuſt, und wie du lebeſt, ſchauen! Es geht kein tag vorbey, da man uns nicht erzehlt, Was du dir in Berlin zur uͤbung auserwehlt. Denckt nicht, rufft Fama ſtets, daß er euch kan vergeſſen! So weiß nicht witz und kunſt die felder auszumeſſen, Als euer Carl die zeit. Wenn andre ſchlafen gehn, Und fruͤh, wenn ſie erwacht, ſchon wieder muͤßig ſtehn; So denckt er erſtlich nach an andre kluge lehren: So iſt er ſchon bereit, ſie wieder anzuhoͤren. Der hof, wie weit ſich auch ſein hoher glantz erſtreckt, Hat doch bißher in ihm noch keine luſt erweckt, Als dieſe: Daß er dem, den keiner kan erreichen, Der Preuſſen koͤnige an wahrer tugend gleichen, Und daß, was dieſer laͤſt in groſſen dingen ſehn, Durch ihn nur einſtens moͤg’ in kleineren geſchehn, Die, ob nicht ſo viel macht und ſo viel gluͤckes-gaben, Doch ebenfalls verſtand und weißheit noͤthig haben. Was Fama ſagt und ſpricht, das hat der Helicon, Printz! ſchon voraus gewuſt. Er nennt dich ſeinen ſohn: Er wird dich mit der zeit auch ſeinen vater nennen. Wenn andre ohne noth in krieg und ungluͤck rennen, Und ihrer ahnen ruhm durch fremdes blut erhoͤhn; So wird dein treues land in ſuͤſſem friede ſtehn: So wird der Muſen heer, an ſtatt der moͤrder-ſpitzen, Um deine wohnung ſeyn, mit dir zur tafel ſitzen. Und warum erſtlich wird? wir thun es allbereit: Wo du zugegen biſt, da ſind wir auch nicht weit. Kan P 2

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Zitationshilfe: Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hofmannswaldau und andrer Deutschen auserlesene und bißher ungedruckte Gedichte. Bd. 6. Leipzig, 1709, S. 227. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte06_1709/251>, abgerufen am 18.05.2024.