Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hofmannswaldau und andrer Deutschen auserlesene und bißher ungedruckte Gedichte. Bd. 6. Leipzig, 1709.
Dametas. So weit der kleine bär vom süder-pole weicht; So weit geht auch der ruhm, den Sylvius erreicht. Viel heissen könige, und sind der diener sclaven; Er führt das ruder selbst, und schifft die falschen hafen Mit grosser kunst vorbey. Jhr hirten! haltet ein! Wer unsern held besingt, muß mehr als irrdisch seyn. Corydon. Wenn meine heerde schläft, und wir zur ruh gegangen, So hat schon Sylvius zu wachen angefangen. Die zeit, in der ich spiel' und ohne sorgen bin, Die bringt er voller müh für unser wohlseyn hin, Und machet sie zu gold. Jhr hirten! stimmt die flöten! Wer solche helden singt, hat vieler kunst vonnöthen. Dametas. Wenn meine heerde wacht, und uns der hunger quält, So hat schon Sylvius den vorrath abgezehlt, Und speiset mich und sie. Sonst hört man sich beschweren, Daß fürsten anderwerts der bürger blut verzehren; Hier gehts auch fremden wohl. Jhr hirten! haltet ein! Wer unsern held besingt, muß mehr als irrdisch seyn. Corydon. So lange nicht ein wolff aus liebe lämmer zeuget: So lange nicht der klee cypressen übersteiget; So lange soll mein rohr den Sylvius erhöhn: So lange soll sein lob auf allen fichten stehn. Er hat es längst verdient. Jhr hirten! stimmt die flöten! Wer solche helden singt, hat vieler kunst vonnöthen. Dame-
Dametas. So weit der kleine baͤr vom ſuͤder-pole weicht; So weit geht auch der ruhm, den Sylvius erreicht. Viel heiſſen koͤnige, und ſind der diener ſclaven; Er fuͤhrt das ruder ſelbſt, und ſchifft die falſchen hafen Mit groſſer kunſt vorbey. Jhr hirten! haltet ein! Wer unſern held beſingt, muß mehr als irꝛdiſch ſeyn. Corydon. Wenn meine heerde ſchlaͤft, und wir zur ruh gegangen, So hat ſchon Sylvius zu wachen angefangen. Die zeit, in der ich ſpiel’ und ohne ſorgen bin, Die bringt er voller muͤh fuͤr unſer wohlſeyn hin, Und machet ſie zu gold. Jhr hirten! ſtimmt die floͤten! Wer ſolche helden ſingt, hat vieler kunſt vonnoͤthen. Dametas. Wenn meine heerde wacht, und uns der hunger quaͤlt, So hat ſchon Sylvius den vorrath abgezehlt, Und ſpeiſet mich und ſie. Sonſt hoͤrt man ſich beſchweren, Daß fuͤrſten anderwerts der buͤrger blut verzehren; Hier gehts auch fremden wohl. Jhr hirten! haltet ein! Wer unſern held beſingt, muß mehr als irꝛdiſch ſeyn. Corydon. So lange nicht ein wolff aus liebe laͤmmer zeuget: So lange nicht der klee cypreſſen uͤberſteiget; So lange ſoll mein rohr den Sylvius erhoͤhn: So lange ſoll ſein lob auf allen fichten ſtehn. Er hat es laͤngſt verdient. Jhr hirten! ſtimmt die floͤten! Wer ſolche helden ſingt, hat vieler kunſt vonnoͤthen. Dame-
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Vermiſchte Getichte.
Du aber mein Damet, nimm deine feld-ſchalmey,
Und ſtimme, wie du pflegſt, itzt meinen liedern bey.
So ſtarck als aloen fuͤr gnemonen bluͤhen;
So weit iſt unſer held den helden vorzuziehen.
Die meiſten druͤcken nur; er aber ſchuͤtzt die welt:
Sie ſuchen mit gewalt, was ihm zu fuſſe faͤllt,
Und in die armen laufft. Jhr hirten! ſtimmt die floͤten!
Wer ſolche helden ſingt, hat vieler kunſt vonnoͤthen.
Dametas.
So weit der kleine baͤr vom ſuͤder-pole weicht;
So weit geht auch der ruhm, den Sylvius erreicht.
Viel heiſſen koͤnige, und ſind der diener ſclaven;
Er fuͤhrt das ruder ſelbſt, und ſchifft die falſchen hafen
Mit groſſer kunſt vorbey. Jhr hirten! haltet ein!
Wer unſern held beſingt, muß mehr als irꝛdiſch ſeyn.
Corydon.
Wenn meine heerde ſchlaͤft, und wir zur ruh gegangen,
So hat ſchon Sylvius zu wachen angefangen.
Die zeit, in der ich ſpiel’ und ohne ſorgen bin,
Die bringt er voller muͤh fuͤr unſer wohlſeyn hin,
Und machet ſie zu gold. Jhr hirten! ſtimmt die floͤten!
Wer ſolche helden ſingt, hat vieler kunſt vonnoͤthen.
Dametas.
Wenn meine heerde wacht, und uns der hunger quaͤlt,
So hat ſchon Sylvius den vorrath abgezehlt,
Und ſpeiſet mich und ſie. Sonſt hoͤrt man ſich beſchweren,
Daß fuͤrſten anderwerts der buͤrger blut verzehren;
Hier gehts auch fremden wohl. Jhr hirten! haltet ein!
Wer unſern held beſingt, muß mehr als irꝛdiſch ſeyn.
Corydon.
So lange nicht ein wolff aus liebe laͤmmer zeuget:
So lange nicht der klee cypreſſen uͤberſteiget;
So lange ſoll mein rohr den Sylvius erhoͤhn:
So lange ſoll ſein lob auf allen fichten ſtehn.
Er hat es laͤngſt verdient. Jhr hirten! ſtimmt die floͤten!
Wer ſolche helden ſingt, hat vieler kunſt vonnoͤthen.
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