Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hofmannswaldau und andrer Deutschen auserlesene und bißher ungedruckte Gedichte. Bd. 6. Leipzig, 1709.Vermischte Getichte. An Seine Königliche Hoheit den Cron- WOhin? erhitzter printz! wohin so jung und früh?Printz, als dieselben in hoher gegenwart Seiner Königlichen Majestät dero probe zu pferd ab- legeten. B. N. Was andern sorge macht, das lernst du ohne müh. Buch, mahler, tantz, musie, und was uns sonst beschweret, Sind kaum so flüchtig da, als sie dein sinn begehret, Und dein verstand begreifft. Hierbey beruht es nicht; Du siehst bey buch und spiel auch auf der helden pflicht: Lernst, wie man glieder stellt, und wie man hauptmann werde: Und heute führst du gar, behertzter printz! zu pferde Vor aller augen dich, als einen meister, auf. Baur, der dich selbst gelehrt, bewundert deinen lauff. Der muntre Wartenberg, den man bey sechtzig jahren, Wie vor bey dreyßigen, sieht keine kräffte sparen, Setzt mit vollkommner kunst durch die bedrängte bahn, Blickt aber dich zugleich nicht ohn erstaunen an, Und denckt: Wenn solche ding itzt und so jung geschehen, Was wird man einst, o printz! bey deiner mannheit sehen? Was meinst du, was hierbey dein grosser vater fühlt? Er mercket, daß aus dir ein Alexander spielt; Drum will er deinen muth an keine grentzen binden, Und läst dir gerne zu, ein neues reich zu finden. Vergiß nur, hoher printz! wie Alexander, nicht, Daß deines vaters hand die trouppen abgericht, Dein erb-reich dir gepflantzt, und mittel beygetragen, Durch die du mit der zeit kanst deine feinde schlagen. Dein vater flieht und haßt Philippus falschen schein: Drum must du frömmer auch, als Alexander, seyn. Schä-
Vermiſchte Getichte. An Seine Koͤnigliche Hoheit den Cron- WOhin? erhitzter printz! wohin ſo jung und fruͤh?Printz, als dieſelben in hoher gegenwart Seiner Koͤniglichen Majeſtaͤt dero probe zu pferd ab- legeten. B. N. Was andern ſorge macht, das lernſt du ohne muͤh. Buch, mahler, tantz, muſie, und was uns ſonſt beſchweret, Sind kaum ſo fluͤchtig da, als ſie dein ſinn begehret, Und dein verſtand begreifft. Hierbey beruht es nicht; Du ſiehſt bey buch und ſpiel auch auf der helden pflicht: Lernſt, wie man glieder ſtellt, und wie man hauptmann werde: Und heute fuͤhrſt du gar, behertzter printz! zu pferde Vor aller augen dich, als einen meiſter, auf. Baur, der dich ſelbſt gelehrt, bewundert deinen lauff. Der muntre Wartenberg, den man bey ſechtzig jahren, Wie vor bey dreyßigen, ſieht keine kraͤffte ſparen, Setzt mit vollkommner kunſt durch die bedraͤngte bahn, Blickt aber dich zugleich nicht ohn erſtaunen an, Und denckt: Wenn ſolche ding itzt und ſo jung geſchehen, Was wird man einſt, o printz! bey deiner mannheit ſehen? Was meinſt du, was hierbey dein groſſer vater fuͤhlt? Er mercket, daß aus dir ein Alexander ſpielt; Drum will er deinen muth an keine grentzen binden, Und laͤſt dir gerne zu, ein neues reich zu finden. Vergiß nur, hoher printz! wie Alexander, nicht, Daß deines vaters hand die trouppen abgericht, Dein erb-reich dir gepflantzt, und mittel beygetragen, Durch die du mit der zeit kanſt deine feinde ſchlagen. Dein vater flieht und haßt Philippus falſchen ſchein: Drum muſt du froͤmmer auch, als Alexander, ſeyn. Schaͤ-
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Vermiſchte Getichte.
An Seine Koͤnigliche Hoheit den Cron-
Printz, als dieſelben in hoher gegenwart
Seiner Koͤniglichen Majeſtaͤt dero
probe zu pferd ab-
legeten.
B. N.
WOhin? erhitzter printz! wohin ſo jung und fruͤh?
Was andern ſorge macht, das lernſt du ohne muͤh.
Buch, mahler, tantz, muſie, und was uns ſonſt beſchweret,
Sind kaum ſo fluͤchtig da, als ſie dein ſinn begehret,
Und dein verſtand begreifft. Hierbey beruht es nicht;
Du ſiehſt bey buch und ſpiel auch auf der helden pflicht:
Lernſt, wie man glieder ſtellt, und wie man hauptmann werde:
Und heute fuͤhrſt du gar, behertzter printz! zu pferde
Vor aller augen dich, als einen meiſter, auf.
Baur, der dich ſelbſt gelehrt, bewundert deinen lauff.
Der muntre Wartenberg, den man bey ſechtzig jahren,
Wie vor bey dreyßigen, ſieht keine kraͤffte ſparen,
Setzt mit vollkommner kunſt durch die bedraͤngte bahn,
Blickt aber dich zugleich nicht ohn erſtaunen an,
Und denckt: Wenn ſolche ding itzt und ſo jung geſchehen,
Was wird man einſt, o printz! bey deiner mannheit ſehen?
Was meinſt du, was hierbey dein groſſer vater fuͤhlt?
Er mercket, daß aus dir ein Alexander ſpielt;
Drum will er deinen muth an keine grentzen binden,
Und laͤſt dir gerne zu, ein neues reich zu finden.
Vergiß nur, hoher printz! wie Alexander, nicht,
Daß deines vaters hand die trouppen abgericht,
Dein erb-reich dir gepflantzt, und mittel beygetragen,
Durch die du mit der zeit kanſt deine feinde ſchlagen.
Dein vater flieht und haßt Philippus falſchen ſchein:
Drum muſt du froͤmmer auch, als Alexander, ſeyn.
Schaͤ-
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