Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hofmannswaldau und andrer Deutschen auserlesene und bißher ungedruckte Gedichte. Bd. 6. Leipzig, 1709.Vermischte Getichte. Allein wer, grosser Fürst! weiß, was durch dich geschehn,Und was du täglich thust, darff keinen schäfer sehn; Denn alles, was man wünscht, daß andre lernen möchten, Das hast du schon gethan. Du siehest nach den rechten: Du gehst die kammer durch, und wendest den verstand, Wenn der und jener schläft, offt selber an das land: Du läst eh etwas dir, als deinen bürgern fehlen: Du streitest wider die, so fremde länder stehlen: Und man begreiffet kaum, indem man dich betracht, Was dich, erlauchter! hat, fried oder krieg? gemacht. Erlaube demnach mir, die seufftzer abzusingen, Die heute, kluger Fürst! dir deine schäfer bringen: Jhr milden himmel! schauet, Wie unser feld sich bauet Und wieder früchte bringt! Hört, wie die lämmer schreyen, Wie sich die schafe freuen, Wie unsre flöte klingt! Diß alles kan erweisen, Daß uns das mörder-eisen Des krieges nicht berührt: Und daß, wenn andre wüten Man unter Albrechts hütten Ein stilles leben führt. Jhr himmel! seyd gepriesen, Daß ihr an uns erwiesen, Was wir doch nicht verdient: Schaut aber auch zurücke, Und schafft, daß Albrechts glücke Wie unsre wiesen grünt! Sein witz und seine sorgen Gebähren alle morgen Uns neuen frühlings-schein: Drum last ihn ewig leben! Wo nicht, so schafft uns reben, Die wie der vater seyn! Bey
Vermiſchte Getichte. Allein wer, groſſer Fuͤrſt! weiß, was durch dich geſchehn,Und was du taͤglich thuſt, darff keinen ſchaͤfer ſehn; Denn alles, was man wuͤnſcht, daß andre lernen moͤchten, Das haſt du ſchon gethan. Du ſieheſt nach den rechten: Du gehſt die kammer durch, und wendeſt den verſtand, Wenn der und jener ſchlaͤft, offt ſelber an das land: Du laͤſt eh etwas dir, als deinen buͤrgern fehlen: Du ſtreiteſt wider die, ſo fremde laͤnder ſtehlen: Und man begreiffet kaum, indem man dich betracht, Was dich, erlauchter! hat, fried oder krieg? gemacht. Erlaube demnach mir, die ſeufftzer abzuſingen, Die heute, kluger Fuͤrſt! dir deine ſchaͤfer bringen: Jhr milden himmel! ſchauet, Wie unſer feld ſich bauet Und wieder fruͤchte bringt! Hoͤrt, wie die laͤmmer ſchreyen, Wie ſich die ſchafe freuen, Wie unſre floͤte klingt! Diß alles kan erweiſen, Daß uns das moͤrder-eiſen Des krieges nicht beruͤhrt: Und daß, wenn andre wuͤten Man unter Albrechts huͤtten Ein ſtilles leben fuͤhrt. Jhr himmel! ſeyd geprieſen, Daß ihr an uns erwieſen, Was wir doch nicht verdient: Schaut aber auch zuruͤcke, Und ſchafft, daß Albrechts gluͤcke Wie unſre wieſen gruͤnt! Sein witz und ſeine ſorgen Gebaͤhren alle morgen Uns neuen fruͤhlings-ſchein: Drum laſt ihn ewig leben! Wo nicht, ſo ſchafft uns reben, Die wie der vater ſeyn! Bey
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Vermiſchte Getichte.
Allein wer, groſſer Fuͤrſt! weiß, was durch dich geſchehn,
Und was du taͤglich thuſt, darff keinen ſchaͤfer ſehn;
Denn alles, was man wuͤnſcht, daß andre lernen moͤchten,
Das haſt du ſchon gethan. Du ſieheſt nach den rechten:
Du gehſt die kammer durch, und wendeſt den verſtand,
Wenn der und jener ſchlaͤft, offt ſelber an das land:
Du laͤſt eh etwas dir, als deinen buͤrgern fehlen:
Du ſtreiteſt wider die, ſo fremde laͤnder ſtehlen:
Und man begreiffet kaum, indem man dich betracht,
Was dich, erlauchter! hat, fried oder krieg? gemacht.
Erlaube demnach mir, die ſeufftzer abzuſingen,
Die heute, kluger Fuͤrſt! dir deine ſchaͤfer bringen:
Jhr milden himmel! ſchauet,
Wie unſer feld ſich bauet
Und wieder fruͤchte bringt!
Hoͤrt, wie die laͤmmer ſchreyen,
Wie ſich die ſchafe freuen,
Wie unſre floͤte klingt!
Diß alles kan erweiſen,
Daß uns das moͤrder-eiſen
Des krieges nicht beruͤhrt:
Und daß, wenn andre wuͤten
Man unter Albrechts huͤtten
Ein ſtilles leben fuͤhrt.
Jhr himmel! ſeyd geprieſen,
Daß ihr an uns erwieſen,
Was wir doch nicht verdient:
Schaut aber auch zuruͤcke,
Und ſchafft, daß Albrechts gluͤcke
Wie unſre wieſen gruͤnt!
Sein witz und ſeine ſorgen
Gebaͤhren alle morgen
Uns neuen fruͤhlings-ſchein:
Drum laſt ihn ewig leben!
Wo nicht, ſo ſchafft uns reben,
Die wie der vater ſeyn!
Bey
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