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Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hofmannswaldau und andrer Deutschen auserlesene und bißher ungedruckte Gedichte. Bd. 6. Leipzig, 1709.

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Begräbniß-Getichte.
Bey dem verharren sie. GOtt wische thränen ab,
Die um den Fürstenstein und in Berlin die fülle
Bißher vergossen sind; Der segen finde statt,
Den die hoch-seeligste vor sie gegeben hat!
Sie starb, doch nicht ihr ruhm, der gläntzt noch immer helle:
Jn ihrem hertzen lebt Regina Jsabelle.


Als der Herr Profess. J. F. Ludovici in
Halle sein eintziges töchterlein zur erden
bestattete. Jm nahmen seiner
tisch-compagnie.

G. S.
SO must du, zartes kind! schon auf die rauhe bahn,
Die auch das alter kaum ohn zittern schauen kan!
O allzuherber tritt vor noch so weiche füsse!
Es hat dein linder mund der eltern treue küsse
Nur kurtze zeit geschmeckt, so schenckt des todes hand
Dir bittre myrrhen ein. Zu schneller unbestand!
Ach allzuschwerer schluß! Rinnt, rinnt betrübte thränen!
Welch vater soll sich nicht nach einem kinde sehnen,
Das er so früh vermißt? Ja welche mutter sinckt,
Wenn man ihr ebenbild ihr aus den armen ringt,
Wenn es der tod umfast, nicht in ein meer der zähren?
Die knospe, die noch erst die blume will gewähren,
Jst der bedaurung werth, wenn sie vom stocke bricht.
Wiewohl ein rosen-knopff gleicht Leonoren nicht,
Ob sie der unfall schon allhier zusammen paaret.
Ein kind ist doch weit mehr, als was ein krug verwahret,
Ob es schen Jndien uns theuer zugeschickt,
Weil GOtt sein ebenbild in seine seele drückt.
Drum, hoch-betrübte! laßt, laßt eure thränen rollen,
Die hier den perlen-schmuck zum krantze geben sollen,
Der eure todte crönt! Ein kind von guter art,
An dem der himmel nichts von seiner gunst gespart,
Jst
Begraͤbniß-Getichte.
Bey dem verharren ſie. GOtt wiſche thraͤnen ab,
Die um den Fuͤrſtenſtein und in Berlin die fuͤlle
Bißher vergoſſen ſind; Der ſegen finde ſtatt,
Den die hoch-ſeeligſte vor ſie gegeben hat!
Sie ſtarb, doch nicht ihr ruhm, der glaͤntzt noch immer helle:
Jn ihrem hertzen lebt Regina Jſabelle.


Als der Herꝛ Profeſſ. J. F. Ludovici in
Halle ſein eintziges toͤchterlein zur erden
beſtattete. Jm nahmen ſeiner
tiſch-compagnie.

G. S.
SO muſt du, zartes kind! ſchon auf die rauhe bahn,
Die auch das alter kaum ohn zittern ſchauen kan!
O allzuherber tritt vor noch ſo weiche fuͤſſe!
Es hat dein linder mund der eltern treue kuͤſſe
Nur kurtze zeit geſchmeckt, ſo ſchenckt des todes hand
Dir bittre myrrhen ein. Zu ſchneller unbeſtand!
Ach allzuſchwerer ſchluß! Rinnt, rinnt betruͤbte thraͤnen!
Welch vater ſoll ſich nicht nach einem kinde ſehnen,
Das er ſo fruͤh vermißt? Ja welche mutter ſinckt,
Wenn man ihr ebenbild ihr aus den armen ringt,
Wenn es der tod umfaſt, nicht in ein meer der zaͤhren?
Die knoſpe, die noch erſt die blume will gewaͤhren,
Jſt der bedaurung werth, wenn ſie vom ſtocke bricht.
Wiewohl ein roſen-knopff gleicht Leonoren nicht,
Ob ſie der unfall ſchon allhier zuſammen paaret.
Ein kind iſt doch weit mehr, als was ein krug verwahret,
Ob es ſchen Jndien uns theuer zugeſchickt,
Weil GOtt ſein ebenbild in ſeine ſeele druͤckt.
Drum, hoch-betruͤbte! laßt, laßt eure thraͤnen rollen,
Die hier den perlen-ſchmuck zum krantze geben ſollen,
Der eure todte croͤnt! Ein kind von guter art,
An dem der himmel nichts von ſeiner gunſt geſpart,
Jſt
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[196/0220] Begraͤbniß-Getichte. Bey dem verharren ſie. GOtt wiſche thraͤnen ab, Die um den Fuͤrſtenſtein und in Berlin die fuͤlle Bißher vergoſſen ſind; Der ſegen finde ſtatt, Den die hoch-ſeeligſte vor ſie gegeben hat! Sie ſtarb, doch nicht ihr ruhm, der glaͤntzt noch immer helle: Jn ihrem hertzen lebt Regina Jſabelle. Als der Herꝛ Profeſſ. J. F. Ludovici in Halle ſein eintziges toͤchterlein zur erden beſtattete. Jm nahmen ſeiner tiſch-compagnie. G. S. SO muſt du, zartes kind! ſchon auf die rauhe bahn, Die auch das alter kaum ohn zittern ſchauen kan! O allzuherber tritt vor noch ſo weiche fuͤſſe! Es hat dein linder mund der eltern treue kuͤſſe Nur kurtze zeit geſchmeckt, ſo ſchenckt des todes hand Dir bittre myrrhen ein. Zu ſchneller unbeſtand! Ach allzuſchwerer ſchluß! Rinnt, rinnt betruͤbte thraͤnen! Welch vater ſoll ſich nicht nach einem kinde ſehnen, Das er ſo fruͤh vermißt? Ja welche mutter ſinckt, Wenn man ihr ebenbild ihr aus den armen ringt, Wenn es der tod umfaſt, nicht in ein meer der zaͤhren? Die knoſpe, die noch erſt die blume will gewaͤhren, Jſt der bedaurung werth, wenn ſie vom ſtocke bricht. Wiewohl ein roſen-knopff gleicht Leonoren nicht, Ob ſie der unfall ſchon allhier zuſammen paaret. Ein kind iſt doch weit mehr, als was ein krug verwahret, Ob es ſchen Jndien uns theuer zugeſchickt, Weil GOtt ſein ebenbild in ſeine ſeele druͤckt. Drum, hoch-betruͤbte! laßt, laßt eure thraͤnen rollen, Die hier den perlen-ſchmuck zum krantze geben ſollen, Der eure todte croͤnt! Ein kind von guter art, An dem der himmel nichts von ſeiner gunſt geſpart, Jſt

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Zitationshilfe: Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hofmannswaldau und andrer Deutschen auserlesene und bißher ungedruckte Gedichte. Bd. 6. Leipzig, 1709, S. 196. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte06_1709/220>, abgerufen am 27.11.2024.