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Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hofmannswaldau und andrer Deutschen auserlesene und bißher ungedruckte Gedichte. Bd. 6. Leipzig, 1709.

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Begräbniß-Getichte.
Jn den man ihren schatz mit leid verborgen sieht.
Der himmel ward ein fels, und ließ sich nicht erbitten,
Der schluß war einmahl da: Du soltest, Fürstenstein!
Ein schau-platz kurtzer lust und langen traurens seyn,
Ein stein, den künfftig man zum marmor solte setzen,
Und nichts als ach! und ach! darein zum denckmahl ätzen.
Doch wo verfall ich hin? Hinweg mit den gedancken!
Die wie ein neuer riß in frische wunden gehn.
Beflorter Fürstenstein! enthülle deine schrancken,
Und lasse nicht dein haupt in solchem nebel stehn!
Es ist ja freylich so: Dein schmuck ist asche worden,
Jn deinen thälern rauscht gerechter thränen bach,
Gar billig rufft ein berg dem anderen mit ach!
Und wer nur um dich wohnt, erwehlt den jammer-orden,
Doch wie dein scheitel auch biß an die wolcken steht,
Und also dein gesicht stets nach der höhe geht;
So dencke, daß der schlag, der dich so hart zerspalten,
Von niemand, als von GOtt, den nachdruck hat erhalten.
Der himmel hatte dir ein kleinod anvertrauet,
Die gräfin, die man stets vor unvergleichlich hielt,
An welcher die natur gantz nichts umsonst gebauet,
Die crone des geschlechts, der tugend ebenbild.
Jn ihr war frömmigkeit, und ein rechtschaffen wesen:
Das hielte sie vor schmuck, was sie in Christo fand,
Jhr hertze war wohl recht der sanfftmuth vaterland.
Die gräfin hatte dir dein Conrad auserlesen,
Du nahmst auch diesen schatz wie einen engel an,
Die hügel hüpffeten, und auch dein unterthan,
Die hände sahe man von allen unterlegen,
Beglückter Fürstenstein! so rieff man allerwegen.
Ach aber! wie so bald ward hertz und schatz begraben!
Du sahest kaum dein licht, so war die nacht schon da.
Wiewohl, besinne dich! Es ist der Höchste ja,
Der dir die gräfin gab, und auch will wieder haben.
Das, was sie itzt besitzt, ist auch ihr Fürstenstein,
Den eckstein hat sie längst im glauben lieb gewonnen,
Auf
Begraͤbniß-Getichte.
Jn den man ihren ſchatz mit leid verborgen ſieht.
Der himmel ward ein fels, und ließ ſich nicht erbitten,
Der ſchluß war einmahl da: Du ſolteſt, Fuͤrſtenſtein!
Ein ſchau-platz kurtzer luſt und langen traurens ſeyn,
Ein ſtein, den kuͤnfftig man zum marmor ſolte ſetzen,
Und nichts als ach! und ach! darein zum denckmahl aͤtzen.
Doch wo verfall ich hin? Hinweg mit den gedancken!
Die wie ein neuer riß in friſche wunden gehn.
Beflorter Fuͤrſtenſtein! enthuͤlle deine ſchrancken,
Und laſſe nicht dein haupt in ſolchem nebel ſtehn!
Es iſt ja freylich ſo: Dein ſchmuck iſt aſche worden,
Jn deinen thaͤlern rauſcht gerechter thraͤnen bach,
Gar billig rufft ein berg dem anderen mit ach!
Und wer nur um dich wohnt, erwehlt den jammer-orden,
Doch wie dein ſcheitel auch biß an die wolcken ſteht,
Und alſo dein geſicht ſtets nach der hoͤhe geht;
So dencke, daß der ſchlag, der dich ſo hart zerſpalten,
Von niemand, als von GOtt, den nachdruck hat erhalten.
Der himmel hatte dir ein kleinod anvertrauet,
Die graͤfin, die man ſtets vor unvergleichlich hielt,
An welcher die natur gantz nichts umſonſt gebauet,
Die crone des geſchlechts, der tugend ebenbild.
Jn ihr war froͤmmigkeit, und ein rechtſchaffen weſen:
Das hielte ſie vor ſchmuck, was ſie in Chriſto fand,
Jhr hertze war wohl recht der ſanfftmuth vaterland.
Die graͤfin hatte dir dein Conrad auserleſen,
Du nahmſt auch dieſen ſchatz wie einen engel an,
Die huͤgel huͤpffeten, und auch dein unterthan,
Die haͤnde ſahe man von allen unterlegen,
Begluͤckter Fuͤrſtenſtein! ſo rieff man allerwegen.
Ach aber! wie ſo bald ward hertz und ſchatz begraben!
Du ſaheſt kaum dein licht, ſo war die nacht ſchon da.
Wiewohl, beſinne dich! Es iſt der Hoͤchſte ja,
Der dir die graͤfin gab, und auch will wieder haben.
Das, was ſie itzt beſitzt, iſt auch ihr Fuͤrſtenſtein,
Den eckſtein hat ſie laͤngſt im glauben lieb gewonnen,
Auf
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[194/0218] Begraͤbniß-Getichte. Jn den man ihren ſchatz mit leid verborgen ſieht. Der himmel ward ein fels, und ließ ſich nicht erbitten, Der ſchluß war einmahl da: Du ſolteſt, Fuͤrſtenſtein! Ein ſchau-platz kurtzer luſt und langen traurens ſeyn, Ein ſtein, den kuͤnfftig man zum marmor ſolte ſetzen, Und nichts als ach! und ach! darein zum denckmahl aͤtzen. Doch wo verfall ich hin? Hinweg mit den gedancken! Die wie ein neuer riß in friſche wunden gehn. Beflorter Fuͤrſtenſtein! enthuͤlle deine ſchrancken, Und laſſe nicht dein haupt in ſolchem nebel ſtehn! Es iſt ja freylich ſo: Dein ſchmuck iſt aſche worden, Jn deinen thaͤlern rauſcht gerechter thraͤnen bach, Gar billig rufft ein berg dem anderen mit ach! Und wer nur um dich wohnt, erwehlt den jammer-orden, Doch wie dein ſcheitel auch biß an die wolcken ſteht, Und alſo dein geſicht ſtets nach der hoͤhe geht; So dencke, daß der ſchlag, der dich ſo hart zerſpalten, Von niemand, als von GOtt, den nachdruck hat erhalten. Der himmel hatte dir ein kleinod anvertrauet, Die graͤfin, die man ſtets vor unvergleichlich hielt, An welcher die natur gantz nichts umſonſt gebauet, Die crone des geſchlechts, der tugend ebenbild. Jn ihr war froͤmmigkeit, und ein rechtſchaffen weſen: Das hielte ſie vor ſchmuck, was ſie in Chriſto fand, Jhr hertze war wohl recht der ſanfftmuth vaterland. Die graͤfin hatte dir dein Conrad auserleſen, Du nahmſt auch dieſen ſchatz wie einen engel an, Die huͤgel huͤpffeten, und auch dein unterthan, Die haͤnde ſahe man von allen unterlegen, Begluͤckter Fuͤrſtenſtein! ſo rieff man allerwegen. Ach aber! wie ſo bald ward hertz und ſchatz begraben! Du ſaheſt kaum dein licht, ſo war die nacht ſchon da. Wiewohl, beſinne dich! Es iſt der Hoͤchſte ja, Der dir die graͤfin gab, und auch will wieder haben. Das, was ſie itzt beſitzt, iſt auch ihr Fuͤrſtenſtein, Den eckſtein hat ſie laͤngſt im glauben lieb gewonnen, Auf

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Zitationshilfe: Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hofmannswaldau und andrer Deutschen auserlesene und bißher ungedruckte Gedichte. Bd. 6. Leipzig, 1709, S. 194. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte06_1709/218>, abgerufen am 27.11.2024.