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Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hofmannswaldau und andrer Deutschen auserlesene und bißher ungedruckte Gedichte. Bd. 6. Leipzig, 1709.

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Begräbniß-Getichte.
Wenn dort Nicetius der kirchen inful träget,
Und Triers bischoffs-stab in seiner hand erblickt,
So fühlt er eine last, die haupt und schultern drückt,
Und sein gemüth und hertz in bange fessel leget:
Er sieht, wie lust in last, ruhm in verdruß sich kehrt,
Daß, wer durch müh und fleiß ein bischoffs-amt begehrt,
Zwar etwas köstlichs sucht, doch auch erfahren müsse,
Daß seine würde sich mit einer bürde küsse.
Ein ungestümmes meer hegt so viel klippen nicht,
Als fährlichkeiten hier dem Paulus schiffbruch dräuen:
Die welt vergnüget sich, das creutzige! zu schreyen,
Wenn sie als natter stets der lehrer fersen sticht:
Der, so von anfang her als mörder sich erzeiget,
Hat offt durch Doegs faust der priester blut verspritzt,
Und eine Jsebel zu tollem grimm erhitzt,
Daß der propheten hals zum schwerdte sich geneiget.
Wenn Noa busse rufft, wird er der sünder spott:
Zu Sodom lauret man auf den gerechten Loth:
Gefängniß muß zuletzt Johannis wahrheit kräncken,
Und sein geheiligt haupt dem geilen tantze schencken.
Gesetzt, daß pfahl und stahl der lehrer noch verschont,
Daß man die glieder nicht in pech und schwefel kreischet,
Und sie mit beil und pfeil biß auf den tod zerfleischet;
So werden sie doch meist mit zorn und hohn belohnt.
Wenn Ahab seinen grimm will gegen Micha weisen:
Wenn nichts als murren sich vor Moses treue zeigt,
Und ein Onesimus des Paulus hertze beugt;
Da muß ein priester sich mit bittrer wermuth speisen.
Obgleich Ambrosius mit lippen-zucker tränckt,
Und ein Chrysostomus gold aus dem munde schenckt;
Die unbußfertigkeit, das eyfern, kräncken, wachen,
Muß den Eliam offt des lebens müde machen.
Doch die nativität hat ihnen längst gestellt
Der kirchen ober-hirt, der gröste der propheten,
Jhr schicksal würde seyn verhöhnen, lästern, töden,
Verfolgung in der welt, weil sie nicht von der welt.
Der
M 3
Begraͤbniß-Getichte.
Wenn dort Nicetius der kirchen inful traͤget,
Und Triers biſchoffs-ſtab in ſeiner hand erblickt,
So fuͤhlt er eine laſt, die haupt und ſchultern druͤckt,
Und ſein gemuͤth und hertz in bange feſſel leget:
Er ſieht, wie luſt in laſt, ruhm in verdruß ſich kehrt,
Daß, wer durch muͤh und fleiß ein biſchoffs-amt begehrt,
Zwar etwas koͤſtlichs ſucht, doch auch erfahren muͤſſe,
Daß ſeine wuͤrde ſich mit einer buͤrde kuͤſſe.
Ein ungeſtuͤmmes meer hegt ſo viel klippen nicht,
Als faͤhrlichkeiten hier dem Paulus ſchiffbruch draͤuen:
Die welt vergnuͤget ſich, das creutzige! zu ſchreyen,
Wenn ſie als natter ſtets der lehrer ferſen ſticht:
Der, ſo von anfang her als moͤrder ſich erzeiget,
Hat offt durch Doegs fauſt der prieſter blut verſpritzt,
Und eine Jſebel zu tollem grimm erhitzt,
Daß der propheten hals zum ſchwerdte ſich geneiget.
Wenn Noa buſſe rufft, wird er der ſuͤnder ſpott:
Zu Sodom lauret man auf den gerechten Loth:
Gefaͤngniß muß zuletzt Johannis wahrheit kraͤncken,
Und ſein geheiligt haupt dem geilen tantze ſchencken.
Geſetzt, daß pfahl und ſtahl der lehrer noch verſchont,
Daß man die glieder nicht in pech und ſchwefel kreiſchet,
Und ſie mit beil und pfeil biß auf den tod zerfleiſchet;
So werden ſie doch meiſt mit zorn und hohn belohnt.
Wenn Ahab ſeinen grimm will gegen Micha weiſen:
Wenn nichts als murren ſich vor Moſes treue zeigt,
Und ein Oneſimus des Paulus hertze beugt;
Da muß ein prieſter ſich mit bittrer wermuth ſpeiſen.
Obgleich Ambroſius mit lippen-zucker traͤnckt,
Und ein Chryſoſtomus gold aus dem munde ſchenckt;
Die unbußfertigkeit, das eyfern, kraͤncken, wachen,
Muß den Eliam offt des lebens muͤde machen.
Doch die nativitaͤt hat ihnen laͤngſt geſtellt
Der kirchen ober-hirt, der groͤſte der propheten,
Jhr ſchickſal wuͤrde ſeyn verhoͤhnen, laͤſtern, toͤden,
Verfolgung in der welt, weil ſie nicht von der welt.
Der
M 3
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[181/0205] Begraͤbniß-Getichte. Wenn dort Nicetius der kirchen inful traͤget, Und Triers biſchoffs-ſtab in ſeiner hand erblickt, So fuͤhlt er eine laſt, die haupt und ſchultern druͤckt, Und ſein gemuͤth und hertz in bange feſſel leget: Er ſieht, wie luſt in laſt, ruhm in verdruß ſich kehrt, Daß, wer durch muͤh und fleiß ein biſchoffs-amt begehrt, Zwar etwas koͤſtlichs ſucht, doch auch erfahren muͤſſe, Daß ſeine wuͤrde ſich mit einer buͤrde kuͤſſe. Ein ungeſtuͤmmes meer hegt ſo viel klippen nicht, Als faͤhrlichkeiten hier dem Paulus ſchiffbruch draͤuen: Die welt vergnuͤget ſich, das creutzige! zu ſchreyen, Wenn ſie als natter ſtets der lehrer ferſen ſticht: Der, ſo von anfang her als moͤrder ſich erzeiget, Hat offt durch Doegs fauſt der prieſter blut verſpritzt, Und eine Jſebel zu tollem grimm erhitzt, Daß der propheten hals zum ſchwerdte ſich geneiget. Wenn Noa buſſe rufft, wird er der ſuͤnder ſpott: Zu Sodom lauret man auf den gerechten Loth: Gefaͤngniß muß zuletzt Johannis wahrheit kraͤncken, Und ſein geheiligt haupt dem geilen tantze ſchencken. Geſetzt, daß pfahl und ſtahl der lehrer noch verſchont, Daß man die glieder nicht in pech und ſchwefel kreiſchet, Und ſie mit beil und pfeil biß auf den tod zerfleiſchet; So werden ſie doch meiſt mit zorn und hohn belohnt. Wenn Ahab ſeinen grimm will gegen Micha weiſen: Wenn nichts als murren ſich vor Moſes treue zeigt, Und ein Oneſimus des Paulus hertze beugt; Da muß ein prieſter ſich mit bittrer wermuth ſpeiſen. Obgleich Ambroſius mit lippen-zucker traͤnckt, Und ein Chryſoſtomus gold aus dem munde ſchenckt; Die unbußfertigkeit, das eyfern, kraͤncken, wachen, Muß den Eliam offt des lebens muͤde machen. Doch die nativitaͤt hat ihnen laͤngſt geſtellt Der kirchen ober-hirt, der groͤſte der propheten, Jhr ſchickſal wuͤrde ſeyn verhoͤhnen, laͤſtern, toͤden, Verfolgung in der welt, weil ſie nicht von der welt. Der M 3

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Zitationshilfe: Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hofmannswaldau und andrer Deutschen auserlesene und bißher ungedruckte Gedichte. Bd. 6. Leipzig, 1709, S. 181. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte06_1709/205>, abgerufen am 23.11.2024.