Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hofmannswaldau und andrer Deutschen auserlesene und bißher ungedruckte Gedichte. Bd. 6. Leipzig, 1709.Begräbniß-Getichte. Doch ich besinne mich, was ihre feder schrieb:Es ist der HErr mein GOtt, er thue, was ihm lieb. So wird mir selbst der trost in meinen mund gegeben: Jch seh die thränen schon in freuden-wein verkehrt, Weil der, so ewig stirbt, die thränen nur begehrt; Nicht aber ihr gemahl, der kan unsterblich leben. Das beschwerliche aber doch herrliche prie- ster-amt, erwogen bey dem grabe Herrn Johann Gottfried Mörlini, pastoris in Royn und Blumerode, nachdem selbiger anno 1698, nach gehaltener predigt, auf der cantzel verschieden. B. S. Trauer-ode. 1. STeig, Aaron! auf den berg!Laß Jsrael die letzte predigt hören! Beschleuß des HErren werck! Die sterbe-kunst solst du durchs sterben lehren, Wie wohl ist der in seinem tode dran, Der mitten im beruffe sterben kan! 2. Zeuch aus die sterblichkeit,Die hüllen, die nur mott und schimmel fressen! Nimm hin das weisse kleid, An welchem weder licht noch pracht vergessen! Die cantzel muß Elias wagen seyn, Drauf fahre nun zu Edens grentzen ein! 3. Geh aus Egypten aus,Durchs rothe meer der theuren JEsus-wunden, Jn M 2
Begraͤbniß-Getichte. Doch ich beſinne mich, was ihre feder ſchrieb:Es iſt der HErꝛ mein GOtt, er thue, was ihm lieb. So wird mir ſelbſt der troſt in meinen mund gegeben: Jch ſeh die thraͤnen ſchon in freuden-wein verkehrt, Weil der, ſo ewig ſtirbt, die thraͤnen nur begehrt; Nicht aber ihr gemahl, der kan unſterblich leben. Das beſchwerliche aber doch herꝛliche prie- ſter-amt, erwogen bey dem grabe Herꝛn Johann Gottfried Moͤrlini, paſtoris in Royn und Blumerode, nachdem ſelbiger anno 1698, nach gehaltener predigt, auf der cantzel verſchieden. B. S. Trauer-ode. 1. STeig, Aaron! auf den berg!Laß Jſrael die letzte predigt hoͤren! Beſchleuß des HErren werck! Die ſterbe-kunſt ſolſt du durchs ſterben lehren, Wie wohl iſt der in ſeinem tode dran, Der mitten im beruffe ſterben kan! 2. Zeuch aus die ſterblichkeit,Die huͤllen, die nur mott und ſchimmel freſſen! Nimm hin das weiſſe kleid, An welchem weder licht noch pracht vergeſſen! Die cantzel muß Elias wagen ſeyn, Drauf fahre nun zu Edens grentzen ein! 3. Geh aus Egypten aus,Durchs rothe meer der theuren JEſus-wunden, Jn M 2
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0203" n="179"/> <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Begraͤbniß-Getichte.</hi> </fw><lb/> <l>Doch ich beſinne mich, was ihre feder ſchrieb:</l><lb/> <l>Es iſt der HErꝛ mein GOtt, er thue, was ihm lieb.</l><lb/> <l>So wird mir ſelbſt der troſt in meinen mund gegeben:</l><lb/> <l>Jch ſeh die thraͤnen ſchon in freuden-wein verkehrt,</l><lb/> <l>Weil der, ſo ewig ſtirbt, die thraͤnen nur begehrt;</l><lb/> <l>Nicht aber ihr gemahl, der kan unſterblich leben.</l> </lg><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <lg type="poem"> <head><hi rendition="#b">Das beſchwerliche aber doch herꝛliche prie-<lb/> ſter-amt, erwogen bey dem grabe Herꝛn<lb/> Johann Gottfried Moͤrlini, paſtoris in<lb/> Royn und Blumerode, nachdem ſelbiger<lb/><hi rendition="#aq">anno</hi> 1698, nach gehaltener predigt,<lb/> auf der cantzel verſchieden.</hi><lb/> B. S.<lb/><hi rendition="#fr">Trauer-ode.</hi></head><lb/> <lg n="1"> <head>1.</head><lb/> <l><hi rendition="#in">S</hi>Teig, Aaron! auf den berg!</l><lb/> <l>Laß Jſrael die letzte predigt hoͤren!</l><lb/> <l>Beſchleuß des HErren werck!</l><lb/> <l>Die ſterbe-kunſt ſolſt du durchs ſterben lehren,</l><lb/> <l>Wie wohl iſt der in ſeinem tode dran,</l><lb/> <l>Der mitten im beruffe ſterben kan!</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <head>2.</head><lb/> <l>Zeuch aus die ſterblichkeit,</l><lb/> <l>Die huͤllen, die nur mott und ſchimmel freſſen!</l><lb/> <l>Nimm hin das weiſſe kleid,</l><lb/> <l>An welchem weder licht noch pracht vergeſſen!</l><lb/> <l>Die cantzel muß Elias wagen ſeyn,</l><lb/> <l>Drauf fahre nun zu Edens grentzen ein!</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <head>3.</head><lb/> <l>Geh aus Egypten aus,</l><lb/> <l>Durchs rothe meer der theuren JEſus-wunden,<lb/> <fw place="bottom" type="sig">M 2</fw><fw place="bottom" type="catch">Jn</fw><lb/></l> </lg> </lg> </div> </body> </text> </TEI> [179/0203]
Begraͤbniß-Getichte.
Doch ich beſinne mich, was ihre feder ſchrieb:
Es iſt der HErꝛ mein GOtt, er thue, was ihm lieb.
So wird mir ſelbſt der troſt in meinen mund gegeben:
Jch ſeh die thraͤnen ſchon in freuden-wein verkehrt,
Weil der, ſo ewig ſtirbt, die thraͤnen nur begehrt;
Nicht aber ihr gemahl, der kan unſterblich leben.
Das beſchwerliche aber doch herꝛliche prie-
ſter-amt, erwogen bey dem grabe Herꝛn
Johann Gottfried Moͤrlini, paſtoris in
Royn und Blumerode, nachdem ſelbiger
anno 1698, nach gehaltener predigt,
auf der cantzel verſchieden.
B. S.
Trauer-ode.
1.
STeig, Aaron! auf den berg!
Laß Jſrael die letzte predigt hoͤren!
Beſchleuß des HErren werck!
Die ſterbe-kunſt ſolſt du durchs ſterben lehren,
Wie wohl iſt der in ſeinem tode dran,
Der mitten im beruffe ſterben kan!
2.
Zeuch aus die ſterblichkeit,
Die huͤllen, die nur mott und ſchimmel freſſen!
Nimm hin das weiſſe kleid,
An welchem weder licht noch pracht vergeſſen!
Die cantzel muß Elias wagen ſeyn,
Drauf fahre nun zu Edens grentzen ein!
3.
Geh aus Egypten aus,
Durchs rothe meer der theuren JEſus-wunden,
Jn
M 2
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |