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Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hofmannswaldau und andrer Deutschen auserlesene und bißher ungedruckte Gedichte. Bd. 6. Leipzig, 1709.

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Hochzeit-Getichte.

Ein himmel auf der welt, wo die zufriedenheit
Ein irrdisch paradieß und lichtes Gosen zeiget.
Zwar von den farben schreibt ein blinder ziemlich blind:
Und wen die liebe nicht mit ihrem moste träncket,
Der kennt die blumen nicht, die ihr gewachsen sind;
Doch wer die augen nur auf diese hertzen lencket,
Die dieser tag verknüpfft, der fällt mir gerne bey,
Daß nichts vergnügters ist, als süsse liebes-treu.



Hier speist man götter-brod: vergnügung ist die tracht,
Die immer sättiget, und nimmer hungrig macht.
Jhr süsses manna trotzt die seltnen marmeladen,
Wenn hier ein keuscher kuß auf treuen lippen schwimmt,
Wenn in dem hertzen selbst ein ewigs opffer glimmt,
Und geister voller gluth in tugend-rosen baden.
Ein jeder morgen thaut auf ihren liebes-klee,
Ein jeder abend wiegt sie auf vergnügungs-betten;
Hier bluht der frühling auf auch unter eiß und schnee,
Und was das hertze knüpfft sind lauter sauffte ketten:
Wo nun dergleichen lust aus einem brunnen quillt,
Da wird die keusche brust mit reiner lust erfüllt.


Gesetzt, daß myrrhen offt bey diesem zucker sind,
Und daß die eh sich offt mit einem weh verbind;
Doch muß die last in lust, schmertz sich in schertz verkehren:
Wenn diese bürde nur auf zweyen schultern liegt,
Da bleibt ein doppelt hertz im trauren unbesiegt,
Getheilter kummer muß das labsal selbst gewähren.
Der gleich-gesinnte geist lacht, wenn das unglück kracht:
Ein angenehmer blick vertreibet manche grille:
Ein treu-verliebter kuß macht tag aus finstrer nacht:
Denn hier ist nur ein sinn, ein wunsch und auch ein wille:
Es mag das schicksal gleich aus allen winckeln drohn;
So erndten sie dennoch der eintracht süssen lohn.
Wer

Hochzeit-Getichte.

Ein himmel auf der welt, wo die zufriedenheit
Ein irꝛdiſch paradieß und lichtes Goſen zeiget.
Zwar von den farben ſchreibt ein blinder ziemlich blind:
Und wen die liebe nicht mit ihrem moſte traͤncket,
Der kennt die blumen nicht, die ihr gewachſen ſind;
Doch wer die augen nur auf dieſe hertzen lencket,
Die dieſer tag verknuͤpfft, der faͤllt mir gerne bey,
Daß nichts vergnuͤgters iſt, als ſuͤſſe liebes-treu.



Hier ſpeiſt man goͤtter-brod: vergnuͤgung iſt die tracht,
Die immer ſaͤttiget, und nimmer hungrig macht.
Jhr ſuͤſſes manna trotzt die ſeltnen marmeladen,
Wenn hier ein keuſcher kuß auf treuen lippen ſchwimmt,
Wenn in dem hertzen ſelbſt ein ewigs opffer glimmt,
Und geiſter voller gluth in tugend-roſen baden.
Ein jeder morgen thaut auf ihren liebes-klee,
Ein jeder abend wiegt ſie auf vergnuͤgungs-betten;
Hier bluht der fruͤhling auf auch unter eiß und ſchnee,
Und was das hertze knuͤpfft ſind lauter ſauffte ketten:
Wo nun dergleichen luſt aus einem brunnen quillt,
Da wird die keuſche bruſt mit reiner luſt erfuͤllt.


Geſetzt, daß myrrhen offt bey dieſem zucker ſind,
Und daß die eh ſich offt mit einem weh verbind;
Doch muß die laſt in luſt, ſchmertz ſich in ſchertz verkehren:
Wenn dieſe buͤrde nur auf zweyen ſchultern liegt,
Da bleibt ein doppelt hertz im trauren unbeſiegt,
Getheilter kummer muß das labſal ſelbſt gewaͤhren.
Der gleich-geſinnte geiſt lacht, wenn das ungluͤck kracht:
Ein angenehmer blick vertreibet manche grille:
Ein treu-verliebter kuß macht tag aus finſtrer nacht:
Denn hier iſt nur ein ſinn, ein wunſch und auch ein wille:
Es mag das ſchickſal gleich aus allen winckeln drohn;
So erndten ſie dennoch der eintracht ſuͤſſen lohn.
Wer
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[142/0166] Hochzeit-Getichte. Ein himmel auf der welt, wo die zufriedenheit Ein irꝛdiſch paradieß und lichtes Goſen zeiget. Zwar von den farben ſchreibt ein blinder ziemlich blind: Und wen die liebe nicht mit ihrem moſte traͤncket, Der kennt die blumen nicht, die ihr gewachſen ſind; Doch wer die augen nur auf dieſe hertzen lencket, Die dieſer tag verknuͤpfft, der faͤllt mir gerne bey, Daß nichts vergnuͤgters iſt, als ſuͤſſe liebes-treu. Hier ſpeiſt man goͤtter-brod: vergnuͤgung iſt die tracht, Die immer ſaͤttiget, und nimmer hungrig macht. Jhr ſuͤſſes manna trotzt die ſeltnen marmeladen, Wenn hier ein keuſcher kuß auf treuen lippen ſchwimmt, Wenn in dem hertzen ſelbſt ein ewigs opffer glimmt, Und geiſter voller gluth in tugend-roſen baden. Ein jeder morgen thaut auf ihren liebes-klee, Ein jeder abend wiegt ſie auf vergnuͤgungs-betten; Hier bluht der fruͤhling auf auch unter eiß und ſchnee, Und was das hertze knuͤpfft ſind lauter ſauffte ketten: Wo nun dergleichen luſt aus einem brunnen quillt, Da wird die keuſche bruſt mit reiner luſt erfuͤllt. Geſetzt, daß myrrhen offt bey dieſem zucker ſind, Und daß die eh ſich offt mit einem weh verbind; Doch muß die laſt in luſt, ſchmertz ſich in ſchertz verkehren: Wenn dieſe buͤrde nur auf zweyen ſchultern liegt, Da bleibt ein doppelt hertz im trauren unbeſiegt, Getheilter kummer muß das labſal ſelbſt gewaͤhren. Der gleich-geſinnte geiſt lacht, wenn das ungluͤck kracht: Ein angenehmer blick vertreibet manche grille: Ein treu-verliebter kuß macht tag aus finſtrer nacht: Denn hier iſt nur ein ſinn, ein wunſch und auch ein wille: Es mag das ſchickſal gleich aus allen winckeln drohn; So erndten ſie dennoch der eintracht ſuͤſſen lohn. Wer

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Zitationshilfe: Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hofmannswaldau und andrer Deutschen auserlesene und bißher ungedruckte Gedichte. Bd. 6. Leipzig, 1709, S. 142. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte06_1709/166>, abgerufen am 28.11.2024.