Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hofmannswaldau und andrer Deutschen auserlesene und bißher ungedruckte Gedichte. Bd. 6. Leipzig, 1709.

Bild:
<< vorherige Seite
Hochzeit-Getichte.
Hingegen hat ein kuß, den ehr und recht vergönnen,
Der sorgen aloe hier auf einmahl bezahlt:
Wie süsse lässet sich der liebsten nahme nennen,
Allhier wird ohne schuld getändelt und gethalt.
Die liebste nimmet theil an sorgen und beschwerden,
Sie nimmt den mann in acht, und sorgt für seinem leib:
Weil ihm so tag und nacht lang und beschwerlich werden,
So ist und bleibet sie sein bester zeit-vertreib.
Wofern er ungefähr vor mäusen und vor katzen,
Und zwar die Walpurgs-nacht, nicht richtig schlafen kan;
So lernet sie mit ihm vertraut im bette schwatzen,
Er hört auf jeden traum so fort die deutung an.
Wird ihm der nabel kalt, so thut sie es mit willen,
Und wird zu seinem trost ein heisser wärme-stein;
Sie giebt die panacee, Emanuelis pillen,
Wenn er hart-leibig wird, ihm durch ein süpchen ein.
Dem frauenzimmer zwar ist sonsten nichts verhaßter,
Als in der compagnie taback bey bier und thee;
Doch ihm zu liebe füllt sie wohl ein pfeiffchen knaster,
Und steckt es selber an; so süß ist auch die eh!
Du, hoch-geschätzter mann! den freundschafft gunst und güte
Uns längst verbunden hat, du findest zweifels-frey
Das süsseste der eh: Ein kind von schöner blüte
Schwört dir vor dem altar die ewig-feste treu;
Drum schicken wir den wunsch: Geneuß der süssen zeiten!
Die liebe mache dich mit viel vergnügung satt!
Daß das sonst bittre ding viel centner süßigkeiten,
Nur aber einen gran von myrrhen für dich hat!


Die bey dem Corengel-Jacobischen hoch-
zeit-feste erörterte curieuse frage:

Ob es besser sey, eine kleine oder grosse zu
heyrathen?
DAs frauenzimmer theilt sich in zwey classen ein,
Und ist in seiner art groß oder etwas klein:
Doch
Hochzeit-Getichte.
Hingegen hat ein kuß, den ehr und recht vergoͤnnen,
Der ſorgen aloe hier auf einmahl bezahlt:
Wie ſuͤſſe laͤſſet ſich der liebſten nahme nennen,
Allhier wird ohne ſchuld getaͤndelt und gethalt.
Die liebſte nimmet theil an ſorgen und beſchwerden,
Sie nimmt den mann in acht, und ſorgt fuͤr ſeinem leib:
Weil ihm ſo tag und nacht lang und beſchwerlich werden,
So iſt und bleibet ſie ſein beſter zeit-vertreib.
Wofern er ungefaͤhr vor maͤuſen und vor katzen,
Und zwar die Walpurgs-nacht, nicht richtig ſchlafen kan;
So lernet ſie mit ihm vertraut im bette ſchwatzen,
Er hoͤrt auf jeden traum ſo fort die deutung an.
Wird ihm der nabel kalt, ſo thut ſie es mit willen,
Und wird zu ſeinem troſt ein heiſſer waͤrme-ſtein;
Sie giebt die panacee, Emanuelis pillen,
Wenn er hart-leibig wird, ihm durch ein ſuͤpchen ein.
Dem frauenzimmer zwar iſt ſonſten nichts verhaßter,
Als in der compagnie taback bey bier und thee;
Doch ihm zu liebe fuͤllt ſie wohl ein pfeiffchen knaſter,
Und ſteckt es ſelber an; ſo ſuͤß iſt auch die eh!
Du, hoch-geſchaͤtzter mann! den freundſchafft gunſt und guͤte
Uns laͤngſt verbunden hat, du findeſt zweifels-frey
Das ſuͤſſeſte der eh: Ein kind von ſchoͤner bluͤte
Schwoͤrt dir vor dem altar die ewig-feſte treu;
Drum ſchicken wir den wunſch: Geneuß der ſuͤſſen zeiten!
Die liebe mache dich mit viel vergnuͤgung ſatt!
Daß das ſonſt bittre ding viel centner ſuͤßigkeiten,
Nur aber einen gran von myrrhen fuͤr dich hat!


Die bey dem Corengel-Jacobiſchen hoch-
zeit-feſte eroͤrterte curieuſe frage:

Ob es beſſer ſey, eine kleine oder groſſe zu
heyrathen?
DAs frauenzimmer theilt ſich in zwey claſſen ein,
Und iſt in ſeiner art groß oder etwas klein:
Doch
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <lg type="poem">
            <pb facs="#f0152" n="128"/>
            <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Hochzeit-Getichte.</hi> </fw><lb/>
            <l>Hingegen hat ein kuß, den ehr und recht vergo&#x0364;nnen,</l><lb/>
            <l>Der &#x017F;orgen aloe hier auf einmahl bezahlt:</l><lb/>
            <l>Wie &#x017F;u&#x0364;&#x017F;&#x017F;e la&#x0364;&#x017F;&#x017F;et &#x017F;ich der lieb&#x017F;ten nahme nennen,</l><lb/>
            <l>Allhier wird ohne &#x017F;chuld geta&#x0364;ndelt und gethalt.</l><lb/>
            <l>Die lieb&#x017F;te nimmet theil an &#x017F;orgen und be&#x017F;chwerden,</l><lb/>
            <l>Sie nimmt den mann in acht, und &#x017F;orgt fu&#x0364;r &#x017F;einem leib:</l><lb/>
            <l>Weil ihm &#x017F;o tag und nacht lang und be&#x017F;chwerlich werden,</l><lb/>
            <l>So i&#x017F;t und bleibet &#x017F;ie &#x017F;ein be&#x017F;ter zeit-vertreib.</l><lb/>
            <l>Wofern er ungefa&#x0364;hr vor ma&#x0364;u&#x017F;en und vor katzen,</l><lb/>
            <l>Und zwar die Walpurgs-nacht, nicht richtig &#x017F;chlafen kan;</l><lb/>
            <l>So lernet &#x017F;ie mit ihm vertraut im bette &#x017F;chwatzen,</l><lb/>
            <l>Er ho&#x0364;rt auf jeden traum &#x017F;o fort die deutung an.</l><lb/>
            <l>Wird ihm der nabel kalt, &#x017F;o thut &#x017F;ie es mit willen,</l><lb/>
            <l>Und wird zu &#x017F;einem tro&#x017F;t ein hei&#x017F;&#x017F;er wa&#x0364;rme-&#x017F;tein;</l><lb/>
            <l>Sie giebt die panacee, Emanuelis pillen,</l><lb/>
            <l>Wenn er hart-leibig wird, ihm durch ein &#x017F;u&#x0364;pchen ein.</l><lb/>
            <l>Dem frauenzimmer zwar i&#x017F;t &#x017F;on&#x017F;ten nichts verhaßter,</l><lb/>
            <l>Als in der compagnie taback bey bier und thee;</l><lb/>
            <l>Doch ihm zu liebe fu&#x0364;llt &#x017F;ie wohl ein pfeiffchen kna&#x017F;ter,</l><lb/>
            <l>Und &#x017F;teckt es &#x017F;elber an; &#x017F;o &#x017F;u&#x0364;ß i&#x017F;t auch die eh!</l><lb/>
            <l>Du, hoch-ge&#x017F;cha&#x0364;tzter mann! den freund&#x017F;chafft gun&#x017F;t und gu&#x0364;te</l><lb/>
            <l>Uns la&#x0364;ng&#x017F;t verbunden hat, du finde&#x017F;t zweifels-frey</l><lb/>
            <l>Das &#x017F;u&#x0364;&#x017F;&#x017F;e&#x017F;te der eh: Ein kind von &#x017F;cho&#x0364;ner blu&#x0364;te</l><lb/>
            <l>Schwo&#x0364;rt dir vor dem altar die ewig-fe&#x017F;te treu;</l><lb/>
            <l>Drum &#x017F;chicken wir den wun&#x017F;ch: Geneuß der &#x017F;u&#x0364;&#x017F;&#x017F;en zeiten!</l><lb/>
            <l>Die liebe mache dich mit viel vergnu&#x0364;gung &#x017F;att!</l><lb/>
            <l>Daß das &#x017F;on&#x017F;t bittre ding viel centner &#x017F;u&#x0364;ßigkeiten,</l><lb/>
            <l>Nur aber einen gran von myrrhen fu&#x0364;r dich hat!</l>
          </lg><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
          <lg type="poem">
            <head> <hi rendition="#b">Die bey dem Corengel-Jacobi&#x017F;chen hoch-<lb/>
zeit-fe&#x017F;te ero&#x0364;rterte curieu&#x017F;e frage:</hi><lb/> <hi rendition="#fr">Ob es be&#x017F;&#x017F;er &#x017F;ey, eine kleine oder gro&#x017F;&#x017F;e zu<lb/>
heyrathen?</hi> </head><lb/>
            <l><hi rendition="#in">D</hi>As frauenzimmer theilt &#x017F;ich in zwey cla&#x017F;&#x017F;en ein,</l><lb/>
            <l>Und i&#x017F;t in &#x017F;einer art groß oder etwas klein:</l><lb/>
            <fw place="bottom" type="catch">Doch</fw><lb/>
          </lg>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[128/0152] Hochzeit-Getichte. Hingegen hat ein kuß, den ehr und recht vergoͤnnen, Der ſorgen aloe hier auf einmahl bezahlt: Wie ſuͤſſe laͤſſet ſich der liebſten nahme nennen, Allhier wird ohne ſchuld getaͤndelt und gethalt. Die liebſte nimmet theil an ſorgen und beſchwerden, Sie nimmt den mann in acht, und ſorgt fuͤr ſeinem leib: Weil ihm ſo tag und nacht lang und beſchwerlich werden, So iſt und bleibet ſie ſein beſter zeit-vertreib. Wofern er ungefaͤhr vor maͤuſen und vor katzen, Und zwar die Walpurgs-nacht, nicht richtig ſchlafen kan; So lernet ſie mit ihm vertraut im bette ſchwatzen, Er hoͤrt auf jeden traum ſo fort die deutung an. Wird ihm der nabel kalt, ſo thut ſie es mit willen, Und wird zu ſeinem troſt ein heiſſer waͤrme-ſtein; Sie giebt die panacee, Emanuelis pillen, Wenn er hart-leibig wird, ihm durch ein ſuͤpchen ein. Dem frauenzimmer zwar iſt ſonſten nichts verhaßter, Als in der compagnie taback bey bier und thee; Doch ihm zu liebe fuͤllt ſie wohl ein pfeiffchen knaſter, Und ſteckt es ſelber an; ſo ſuͤß iſt auch die eh! Du, hoch-geſchaͤtzter mann! den freundſchafft gunſt und guͤte Uns laͤngſt verbunden hat, du findeſt zweifels-frey Das ſuͤſſeſte der eh: Ein kind von ſchoͤner bluͤte Schwoͤrt dir vor dem altar die ewig-feſte treu; Drum ſchicken wir den wunſch: Geneuß der ſuͤſſen zeiten! Die liebe mache dich mit viel vergnuͤgung ſatt! Daß das ſonſt bittre ding viel centner ſuͤßigkeiten, Nur aber einen gran von myrrhen fuͤr dich hat! Die bey dem Corengel-Jacobiſchen hoch- zeit-feſte eroͤrterte curieuſe frage: Ob es beſſer ſey, eine kleine oder groſſe zu heyrathen? DAs frauenzimmer theilt ſich in zwey claſſen ein, Und iſt in ſeiner art groß oder etwas klein: Doch

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte06_1709
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte06_1709/152
Zitationshilfe: Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hofmannswaldau und andrer Deutschen auserlesene und bißher ungedruckte Gedichte. Bd. 6. Leipzig, 1709, S. 128. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte06_1709/152>, abgerufen am 24.11.2024.