Jhr werdet zeuge seyn, Daß himmel, erde, berg und fluß, Daß baum und staude lieben muß: Die früchte, die von uns der erden Geschenckt und mitgetheilet werden, Sind kinder süsser triebe, Sind kinder eingepflantzter liebe. Die cedern brennen, Die palmen brennen, Und fühlen, was sie noch nicht kennen. Wie solte denn der mensch, der kluge mensch allein, Der früchte liebt und süssen wein, Den Bacchus-reben offt erfreun, Ohn alle regung seyn? Wie solte denn ein junger held, Dem Amor in die armen fällt, Dem tugend schmeichelt, Dem schönheit heuchelt, Ein feind der liebe seyn?
ARIA.
Mars donnert mit den waffen, Wenn er uns rache schaffen Und böse strafen will; Doch wenn sein eifer ausgekrieget: Doch wenn sein helden-arm gesieget, So singt er wieder Mit Venus lieder, So ist die liebe sein waffen-spiel.
Diana.
JCh bin von aller liebe frey: Und soll ich sagen, Was mich im hertzen kan ergetzen? So ist es jagen: So ist es hetzen: So ists ein helles wald-geschrey.
Jedoch
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Hochzeit-Getichte.
Jhr werdet zeuge ſeyn, Daß himmel, erde, berg und fluß, Daß baum und ſtaude lieben muß: Die fruͤchte, die von uns der erden Geſchenckt und mitgetheilet werden, Sind kinder ſuͤſſer triebe, Sind kinder eingepflantzter liebe. Die cedern brennen, Die palmen brennen, Und fuͤhlen, was ſie noch nicht kennen. Wie ſolte denn der menſch, der kluge menſch allein, Der fruͤchte liebt und ſuͤſſen wein, Den Bacchus-reben offt erfreun, Ohn alle regung ſeyn? Wie ſolte denn ein junger held, Dem Amor in die armen faͤllt, Dem tugend ſchmeichelt, Dem ſchoͤnheit heuchelt, Ein feind der liebe ſeyn?
ARIA.
Mars donnert mit den waffen, Wenn er uns rache ſchaffen Und boͤſe ſtrafen will; Doch wenn ſein eifer ausgekrieget: Doch wenn ſein helden-arm geſieget, So ſingt er wieder Mit Venus lieder, So iſt die liebe ſein waffen-ſpiel.
Diana.
JCh bin von aller liebe frey: Und ſoll ich ſagen, Was mich im hertzen kan ergetzen? So iſt es jagen: So iſt es hetzen: So iſts ein helles wald-geſchrey.
Jedoch
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Hochzeit-Getichte.
Jhr werdet zeuge ſeyn,
Daß himmel, erde, berg und fluß,
Daß baum und ſtaude lieben muß:
Die fruͤchte, die von uns der erden
Geſchenckt und mitgetheilet werden,
Sind kinder ſuͤſſer triebe,
Sind kinder eingepflantzter liebe.
Die cedern brennen,
Die palmen brennen,
Und fuͤhlen, was ſie noch nicht kennen.
Wie ſolte denn der menſch, der kluge menſch allein,
Der fruͤchte liebt und ſuͤſſen wein,
Den Bacchus-reben offt erfreun,
Ohn alle regung ſeyn?
Wie ſolte denn ein junger held,
Dem Amor in die armen faͤllt,
Dem tugend ſchmeichelt,
Dem ſchoͤnheit heuchelt,
Ein feind der liebe ſeyn?
ARIA.
Mars donnert mit den waffen,
Wenn er uns rache ſchaffen
Und boͤſe ſtrafen will;
Doch wenn ſein eifer ausgekrieget:
Doch wenn ſein helden-arm geſieget,
So ſingt er wieder
Mit Venus lieder,
So iſt die liebe ſein waffen-ſpiel.
Diana.
JCh bin von aller liebe frey:
Und ſoll ich ſagen,
Was mich im hertzen kan ergetzen?
So iſt es jagen:
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So iſts ein helles wald-geſchrey.
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Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hofmannswaldau und andrer Deutschen auserlesene und bißher ungedruckte Gedichte. Bd. 6. Leipzig, 1709, S. 121. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte06_1709/145>, abgerufen am 27.07.2024.
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