Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hofmannswaldau und andrer Deutschen auserlesene und bißher ungedruckte Gedichte. Bd. 6. Leipzig, 1709.Hochzeit-Getichte. Das blut, so dich, Tiber! ergetzt Bey tödung deiner nächsten freunde, Schont dieser auch an seinem feinde, So bald sich die gefahr gesetzt. Sein dräuen ist zwar eitel that, Und wenn er schlägt, so will er siegen; Doch wenn er überwunden hat, So läst er vater-blicke fliegen. Erlöstes Bonn und Kayserswerth! Jhr könnt am besten hievon zeugen. Eur gut und alles war sein eigen: Die wälle lagen umgekehrt; Warff aber gleich sein zorn mit euch Viel tausend stoltze Frantzen nieder; So schenckte dennoch sein vergleich Weit mehrern noch das leben wieder. Drum sieht man auch um meinen held Nichts, als vergnügung, heil und segen. Sein schwerd hilfft grosse kriege legen: Sein hof erschallt durch alle welt; Theils weil er kluge diener macht, Die alles, wie sie sollen, führen; Theils, weil ihn, nebst Charlottens pracht, Auch zwey der grösten kinder zieren. Ach aber! wie geschiehet mir? Wo denck ich hin? Was will ich nennen? Der himmel will die letzten trennen: Louise ist am längsten hier. Sie scheidet, und (o hartes wort!) Sie scheidet, auf ihr meistes leben, Und nimmt in einem tage fort, Was hundert jahr kaum wieder geben. Zwar G 2
Hochzeit-Getichte. Das blut, ſo dich, Tiber! ergetzt Bey toͤdung deiner naͤchſten freunde, Schont dieſer auch an ſeinem feinde, So bald ſich die gefahr geſetzt. Sein draͤuen iſt zwar eitel that, Und wenn er ſchlaͤgt, ſo will er ſiegen; Doch wenn er uͤberwunden hat, So laͤſt er vater-blicke fliegen. Erloͤſtes Bonn und Kayſerswerth! Jhr koͤnnt am beſten hievon zeugen. Eur gut und alles war ſein eigen: Die waͤlle lagen umgekehrt; Warff aber gleich ſein zorn mit euch Viel tauſend ſtoltze Frantzen nieder; So ſchenckte dennoch ſein vergleich Weit mehrern noch das leben wieder. Drum ſieht man auch um meinen held Nichts, als vergnuͤgung, heil und ſegen. Sein ſchwerd hilfft groſſe kriege legen: Sein hof erſchallt durch alle welt; Theils weil er kluge diener macht, Die alles, wie ſie ſollen, fuͤhren; Theils, weil ihn, nebſt Charlottens pracht, Auch zwey der groͤſten kinder zieren. Ach aber! wie geſchiehet mir? Wo denck ich hin? Was will ich nennen? Der himmel will die letzten trennen: Louiſe iſt am laͤngſten hier. Sie ſcheidet, und (o hartes wort!) Sie ſcheidet, auf ihr meiſtes leben, Und nimmt in einem tage fort, Was hundert jahr kaum wieder geben. Zwar G 2
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0123" n="99"/> <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Hochzeit-Getichte.</hi> </fw><lb/> <lg n="6"> <l>Das blut, ſo dich, Tiber! ergetzt</l><lb/> <l>Bey toͤdung deiner naͤchſten freunde,</l><lb/> <l>Schont dieſer auch an ſeinem feinde,</l><lb/> <l>So bald ſich die gefahr geſetzt.</l><lb/> <l>Sein draͤuen iſt zwar eitel that,</l><lb/> <l>Und wenn er ſchlaͤgt, ſo will er ſiegen;</l><lb/> <l>Doch wenn er uͤberwunden hat,</l><lb/> <l>So laͤſt er vater-blicke fliegen.</l> </lg><lb/> <lg n="7"> <l>Erloͤſtes Bonn und Kayſerswerth!</l><lb/> <l>Jhr koͤnnt am beſten hievon zeugen.</l><lb/> <l>Eur gut und alles war ſein eigen:</l><lb/> <l>Die waͤlle lagen umgekehrt;</l><lb/> <l>Warff aber gleich ſein zorn mit euch</l><lb/> <l>Viel tauſend ſtoltze Frantzen nieder;</l><lb/> <l>So ſchenckte dennoch ſein vergleich</l><lb/> <l>Weit mehrern noch das leben wieder.</l> </lg><lb/> <lg n="8"> <l>Drum ſieht man auch um meinen held</l><lb/> <l>Nichts, als vergnuͤgung, heil und ſegen.</l><lb/> <l>Sein ſchwerd hilfft groſſe kriege legen:</l><lb/> <l>Sein hof erſchallt durch alle welt;</l><lb/> <l>Theils weil er kluge diener macht,</l><lb/> <l>Die alles, wie ſie ſollen, fuͤhren;</l><lb/> <l>Theils, weil ihn, nebſt Charlottens pracht,</l><lb/> <l>Auch zwey der groͤſten kinder zieren.</l> </lg><lb/> <lg n="9"> <l>Ach aber! wie geſchiehet mir?</l><lb/> <l>Wo denck ich hin? Was will ich nennen?</l><lb/> <l>Der himmel will die letzten trennen:</l><lb/> <l>Louiſe iſt am laͤngſten hier.</l><lb/> <l>Sie ſcheidet, und (o hartes wort!)</l><lb/> <l>Sie ſcheidet, auf ihr meiſtes leben,</l><lb/> <l>Und nimmt in einem tage fort,</l><lb/> <l>Was hundert jahr kaum wieder geben.</l> </lg><lb/> <fw place="bottom" type="sig">G 2</fw> <fw place="bottom" type="catch">Zwar</fw><lb/> </lg> </div> </body> </text> </TEI> [99/0123]
Hochzeit-Getichte.
Das blut, ſo dich, Tiber! ergetzt
Bey toͤdung deiner naͤchſten freunde,
Schont dieſer auch an ſeinem feinde,
So bald ſich die gefahr geſetzt.
Sein draͤuen iſt zwar eitel that,
Und wenn er ſchlaͤgt, ſo will er ſiegen;
Doch wenn er uͤberwunden hat,
So laͤſt er vater-blicke fliegen.
Erloͤſtes Bonn und Kayſerswerth!
Jhr koͤnnt am beſten hievon zeugen.
Eur gut und alles war ſein eigen:
Die waͤlle lagen umgekehrt;
Warff aber gleich ſein zorn mit euch
Viel tauſend ſtoltze Frantzen nieder;
So ſchenckte dennoch ſein vergleich
Weit mehrern noch das leben wieder.
Drum ſieht man auch um meinen held
Nichts, als vergnuͤgung, heil und ſegen.
Sein ſchwerd hilfft groſſe kriege legen:
Sein hof erſchallt durch alle welt;
Theils weil er kluge diener macht,
Die alles, wie ſie ſollen, fuͤhren;
Theils, weil ihn, nebſt Charlottens pracht,
Auch zwey der groͤſten kinder zieren.
Ach aber! wie geſchiehet mir?
Wo denck ich hin? Was will ich nennen?
Der himmel will die letzten trennen:
Louiſe iſt am laͤngſten hier.
Sie ſcheidet, und (o hartes wort!)
Sie ſcheidet, auf ihr meiſtes leben,
Und nimmt in einem tage fort,
Was hundert jahr kaum wieder geben.
Zwar
G 2
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |