Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hofmannswaldau und andrer Deutschen auserlesene und bißher ungedruckte Gedichte. Bd. 6. Leipzig, 1709.Sinn-Getichte. Zur ehre hat man mich am hals damit gezieret;Hätt' ich zur danckbarkeit doch ihre scheer entführet! Eines musici. EJn stetes lustig-seyn war mir mein frohes leben,* * R. Jch spielte, was man wolt, und was man mir gegeben; Jtzund pausir ich zwar, so fordert es der chor: Ach! legte man mir einst nur kein lamento vor! Eines fleischers. SChaf', ochsen, kalb und schwein, die haben offt geschmeckt,* * R. Wie tödlich meine faust im leben sey gewesen. Du, leser! gehe fort, so bald du diß gelesen, Eh sich noch meine hand nach deiner gurgel streckt. Eines kupffer-nasichten. MAn sagt, daß kupffer nur unzeitig silber sey;* * R. Verwundere dich nicht! Jch falle diesem bey, Und stecke meine nas' in dieses loch voll erde; Mein leser! wünsche nur, daß sie bald silber werde! Eines taback-schmauchers. JCh habe mich mit rauch, wie alle welt, genähret,* * R. Denn alles, was sie liebt, wird von der zeit verzehret. Mein leser! gönnst du mir nun eine sanffte ruh; So setz dich auf mein grab, und rauch taback darzu! Auf
Sinn-Getichte. Zur ehre hat man mich am hals damit gezieret;Haͤtt’ ich zur danckbarkeit doch ihre ſcheer entfuͤhret! Eines muſici. EJn ſtetes luſtig-ſeyn war mir mein frohes leben,* * R. Jch ſpielte, was man wolt, und was man mir gegeben; Jtzund pauſir ich zwar, ſo fordert es der chor: Ach! legte man mir einſt nur kein lamento vor! Eines fleiſchers. SChaf’, ochſen, kalb und ſchwein, die haben offt geſchmeckt,* * R. Wie toͤdlich meine fauſt im leben ſey geweſen. Du, leſer! gehe fort, ſo bald du diß geleſen, Eh ſich noch meine hand nach deiner gurgel ſtreckt. Eines kupffer-naſichten. MAn ſagt, daß kupffer nur unzeitig ſilber ſey;* * R. Verwundere dich nicht! Jch falle dieſem bey, Und ſtecke meine naſ’ in dieſes loch voll erde; Mein leſer! wuͤnſche nur, daß ſie bald ſilber werde! Eines taback-ſchmauchers. JCh habe mich mit rauch, wie alle welt, genaͤhret,* * R. Denn alles, was ſie liebt, wird von der zeit verzehret. Mein leſer! goͤnnſt du mir nun eine ſanffte ruh; So ſetz dich auf mein grab, und rauch taback darzu! Auf
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Sinn-Getichte.
Zur ehre hat man mich am hals damit gezieret;
Haͤtt’ ich zur danckbarkeit doch ihre ſcheer entfuͤhret!
Eines muſici.
* * R.
EJn ſtetes luſtig-ſeyn war mir mein frohes leben,
Jch ſpielte, was man wolt, und was man mir gegeben;
Jtzund pauſir ich zwar, ſo fordert es der chor:
Ach! legte man mir einſt nur kein lamento vor!
Eines fleiſchers.
* * R.
SChaf’, ochſen, kalb und ſchwein, die haben offt geſchmeckt,
Wie toͤdlich meine fauſt im leben ſey geweſen.
Du, leſer! gehe fort, ſo bald du diß geleſen,
Eh ſich noch meine hand nach deiner gurgel ſtreckt.
Eines kupffer-naſichten.
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MAn ſagt, daß kupffer nur unzeitig ſilber ſey;
Verwundere dich nicht! Jch falle dieſem bey,
Und ſtecke meine naſ’ in dieſes loch voll erde;
Mein leſer! wuͤnſche nur, daß ſie bald ſilber werde!
Eines taback-ſchmauchers.
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JCh habe mich mit rauch, wie alle welt, genaͤhret,
Denn alles, was ſie liebt, wird von der zeit verzehret.
Mein leſer! goͤnnſt du mir nun eine ſanffte ruh;
So ſetz dich auf mein grab, und rauch taback darzu!
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