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Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hoffmannswaldau und anderer Deutschen auserlesener und bißher ungedruckter Gedichte. Bd. 4. Leipzig, 1708.

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verliebte Gedichte.
Als sie von der Thüre weg lieff/ da
sie ihn kommen sahe.
C. G. B.
WJe? flieht mein engel denn vor ihrem Saladin?
Und will fort keinen gruß aus seinem munde hören?
Noch seine demuth mehr durch einen blick verehren/
Was muß die uhrsach seyn? war ich vielleicht zu kühn/
Als sich mein auge ließ zu deinen sternen ziehn?
Wie/ oder will dich sonst ein falscher wahn bethören/
Und etwas widriges von deinem knechte lehren?
Doch nein/ ich irre sehr: ich weiß ja was ich bin/
Ein Mensch voll sünden wust/ voll ungeheurer Mängel
Du aber heist und bist ein unbefleckter engel/
Nun kan ein engel ja bey keinem sünder stehn/
Denn von den lastern wird der reine geist vertrieben/
Was wunder! daß du nicht bist an der thüre blieben/
Als ich nechst hin zu dir/ O engel/ wolte gehn.


Als sie mit andern Frauenzimmer
auf dem Schiffe fuhr.
JHr ströme gehet sanfft: ihr winde leget euch!
Und treibt das werthe schiff mit angenehmen wehen;
Das schiff dem Argo nicht an ruhm und würden gleich/
Das schiff/ das man der einst soll bey den sternen se-
hen/
Dort fand man helden zwar/ doch blosse menschen
stehn/
Und Jason in der mitt' als einen fürsten sitzen;
Dort
E 4
verliebte Gedichte.
Als ſie von der Thuͤre weg lieff/ da
ſie ihn kommen ſahe.
C. G. B.
WJe? flieht mein engel denn vor ihrem Saladin?
Und will fort keinen gruß aus ſeinem munde hoͤren?
Noch ſeine demuth mehr durch einen blick verehren/
Was muß die uhrſach ſeyn? war ich vielleicht zu kuͤhn/
Als ſich mein auge ließ zu deinen ſternen ziehn?
Wie/ oder will dich ſonſt ein falſcher wahn bethoͤren/
Und etwas widriges von deinem knechte lehren?
Doch nein/ ich irre ſehr: ich weiß ja was ich bin/
Ein Menſch voll ſuͤnden wuſt/ voll ungeheurer Maͤngel
Du aber heiſt und biſt ein unbefleckter engel/
Nun kan ein engel ja bey keinem ſuͤnder ſtehn/
Denn von den laſtern wird der reine geiſt vertrieben/
Was wunder! daß du nicht biſt an der thuͤre blieben/
Als ich nechſt hin zu dir/ O engel/ wolte gehn.


Als ſie mit andern Frauenzimmer
auf dem Schiffe fuhr.
JHr ſtroͤme gehet ſanfft: ihr winde leget euch!
Und treibt das werthe ſchiff mit angenehmen wehen;
Das ſchiff dem Argo nicht an ruhm und wuͤrden gleich/
Das ſchiff/ das man der einſt ſoll bey den ſternen ſe-
hen/
Dort fand man helden zwar/ doch bloſſe menſchen
ſtehn/
Und Jaſon in der mitt’ als einen fuͤrſten ſitzen;
Dort
E 4
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[71/0073] verliebte Gedichte. Als ſie von der Thuͤre weg lieff/ da ſie ihn kommen ſahe. C. G. B. WJe? flieht mein engel denn vor ihrem Saladin? Und will fort keinen gruß aus ſeinem munde hoͤren? Noch ſeine demuth mehr durch einen blick verehren/ Was muß die uhrſach ſeyn? war ich vielleicht zu kuͤhn/ Als ſich mein auge ließ zu deinen ſternen ziehn? Wie/ oder will dich ſonſt ein falſcher wahn bethoͤren/ Und etwas widriges von deinem knechte lehren? Doch nein/ ich irre ſehr: ich weiß ja was ich bin/ Ein Menſch voll ſuͤnden wuſt/ voll ungeheurer Maͤngel Du aber heiſt und biſt ein unbefleckter engel/ Nun kan ein engel ja bey keinem ſuͤnder ſtehn/ Denn von den laſtern wird der reine geiſt vertrieben/ Was wunder! daß du nicht biſt an der thuͤre blieben/ Als ich nechſt hin zu dir/ O engel/ wolte gehn. Als ſie mit andern Frauenzimmer auf dem Schiffe fuhr. JHr ſtroͤme gehet ſanfft: ihr winde leget euch! Und treibt das werthe ſchiff mit angenehmen wehen; Das ſchiff dem Argo nicht an ruhm und wuͤrden gleich/ Das ſchiff/ das man der einſt ſoll bey den ſternen ſe- hen/ Dort fand man helden zwar/ doch bloſſe menſchen ſtehn/ Und Jaſon in der mitt’ als einen fuͤrſten ſitzen; Dort E 4

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Zitationshilfe: Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hoffmannswaldau und anderer Deutschen auserlesener und bißher ungedruckter Gedichte. Bd. 4. Leipzig, 1708, S. 71. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte04_1708/73>, abgerufen am 23.11.2024.