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Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hoffmannswaldau und anderer Deutschen auserlesener und bißher ungedruckter Gedichte. Bd. 4. Leipzig, 1708.

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Galante und
Aus der Mirtilla
Der Jsabella Andreini.
Gorgo verachtet die Liebe/ und
erhebet das wolleben.
C. H.
DU Damon bleib derweil hier bey der heerde stehn/
Jch will nur bloß dorthin zu meiner hütte gehn/
Nach einem stücke brodt nach käs und andern sachen/
Und mir einmal damit das leben lustig machen.
Nichts ist doch auff der welt was mich so sehr ergötzt/
Als wenn es wo was guts vor mich zu fressen setzt.
Dieselben/ welche sich der tollen lieb' ergeben/
Die sagen zwar: es sey auff erden/
Kein angenehmer leben/
Als lieben und geliebet werden;
Und machen täglich mir damit den kopff so heiß/
Daß ich es länger fast nicht mehr zu dulden weiß;
Sie sagen/ daß die gütige natur/
Von allen sinnen einen nur/
Als nehmlich den geschmack/ mir hätte sollen schencken/
Weil ich sonst pflegt' an nichts/ als schmausen/ zu ge-
dencken:
Wir hätten auch nicht bloß deswegen das Gesichte/
Daß sichs zum himmel nur und zu der erde richte/
Nein/ sondern auch den schmuck der liebsten zu erwegen/
Und durch den blick vor ihr das hertze niederlegen.
Ja das gehöre hätten wir/
Um bloß der liebsten stimme zier/
Vor der die harmonie des himmels sich muß schämen/
Auffmercksam/ mit verstand und deutlich zu vernehmen/
Die nase stünde nicht nur bloß deßwegen da/
Sich in dem frühlinge mit blumen zu vergnügen/
Sie wär' auch/ daß durch sie uns dieses käme nah/
Was so ihr haar als schooß/ vor rauchwerck liesse fliegen;
Das
Galante und
Aus der Mirtilla
Der Jſabella Andreini.
Gorgo verachtet die Liebe/ und
erhebet das wolleben.
C. H.
DU Damon bleib derweil hier bey der heerde ſtehn/
Jch will nur bloß dorthin zu meiner huͤtte gehn/
Nach einem ſtuͤcke brodt nach kaͤſ und andern ſachen/
Und mir einmal damit das leben luſtig machen.
Nichts iſt doch auff der welt was mich ſo ſehr ergoͤtzt/
Als wenn es wo was guts vor mich zu freſſen ſetzt.
Dieſelben/ welche ſich der tollen lieb’ ergeben/
Die ſagen zwar: es ſey auff erden/
Kein angenehmer leben/
Als lieben und geliebet werden;
Und machen taͤglich mir damit den kopff ſo heiß/
Daß ich es laͤnger faſt nicht mehr zu dulden weiß;
Sie ſagen/ daß die guͤtige natur/
Von allen ſinnen einen nur/
Als nehmlich den geſchmack/ mir haͤtte ſollen ſchencken/
Weil ich ſonſt pflegt’ an nichts/ als ſchmauſen/ zu ge-
dencken:
Wir haͤtten auch nicht bloß deswegen das Geſichte/
Daß ſichs zum himmel nur und zu der erde richte/
Nein/ ſondern auch den ſchmuck der liebſten zu erwegen/
Und durch den blick vor ihr das hertze niederlegen.
Ja das gehoͤre haͤtten wir/
Um bloß der liebſten ſtimme zier/
Vor der die harmonie des himmels ſich muß ſchaͤmen/
Auffmerckſam/ mit verſtand und deutlich zu vernehmen/
Die naſe ſtuͤnde nicht nur bloß deßwegen da/
Sich in dem fruͤhlinge mit blumen zu vergnuͤgen/
Sie waͤr’ auch/ daß durch ſie uns dieſes kaͤme nah/
Was ſo ihr haar als ſchooß/ vor rauchwerck lieſſe fliegen;
Das
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[60/0062] Galante und Aus der Mirtilla Der Jſabella Andreini. Gorgo verachtet die Liebe/ und erhebet das wolleben. C. H. DU Damon bleib derweil hier bey der heerde ſtehn/ Jch will nur bloß dorthin zu meiner huͤtte gehn/ Nach einem ſtuͤcke brodt nach kaͤſ und andern ſachen/ Und mir einmal damit das leben luſtig machen. Nichts iſt doch auff der welt was mich ſo ſehr ergoͤtzt/ Als wenn es wo was guts vor mich zu freſſen ſetzt. Dieſelben/ welche ſich der tollen lieb’ ergeben/ Die ſagen zwar: es ſey auff erden/ Kein angenehmer leben/ Als lieben und geliebet werden; Und machen taͤglich mir damit den kopff ſo heiß/ Daß ich es laͤnger faſt nicht mehr zu dulden weiß; Sie ſagen/ daß die guͤtige natur/ Von allen ſinnen einen nur/ Als nehmlich den geſchmack/ mir haͤtte ſollen ſchencken/ Weil ich ſonſt pflegt’ an nichts/ als ſchmauſen/ zu ge- dencken: Wir haͤtten auch nicht bloß deswegen das Geſichte/ Daß ſichs zum himmel nur und zu der erde richte/ Nein/ ſondern auch den ſchmuck der liebſten zu erwegen/ Und durch den blick vor ihr das hertze niederlegen. Ja das gehoͤre haͤtten wir/ Um bloß der liebſten ſtimme zier/ Vor der die harmonie des himmels ſich muß ſchaͤmen/ Auffmerckſam/ mit verſtand und deutlich zu vernehmen/ Die naſe ſtuͤnde nicht nur bloß deßwegen da/ Sich in dem fruͤhlinge mit blumen zu vergnuͤgen/ Sie waͤr’ auch/ daß durch ſie uns dieſes kaͤme nah/ Was ſo ihr haar als ſchooß/ vor rauchwerck lieſſe fliegen; Das

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Zitationshilfe: Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hoffmannswaldau und anderer Deutschen auserlesener und bißher ungedruckter Gedichte. Bd. 4. Leipzig, 1708, S. 60. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte04_1708/62>, abgerufen am 04.05.2024.