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Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hoffmannswaldau und anderer Deutschen auserlesener und bißher ungedruckter Gedichte. Bd. 4. Leipzig, 1708.

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Vermischte Gedichte.
Wer weiß ob nicht mein schatz einmahl so glücklich ist/
Daß ihn ein grosser herr zu seinem artzt erkiest.
O! dacht' ich wüst' ich nur noch eine deines gleichen/
Jch wolte heute selbst den docter-hut erreichen/
Wie hübsch wie niedlich ists um einen solchen mann/
Der so ein kluges kind zum weibe haben kan.



Alter Weiber Heyraht.
JSt eine frau
Gleich schon was grau
Und hat nur geld/
So schätzt die welt
Sie doch vor jung
Und gut genung
Jn ehestand;
Doch wie ein band/
Das goldnen drath
Zum grunde hat/
Und sonst aus mist
Gewürcket ist/
Sehr schlechten preiß
Zum hoffen weiß/
So kommt es mir
Hier gleichfals für.
Jhr leib ist kalt
Und ungestalt;
Jns mannes-brust
Hingegen lust/
Die glieder steiff
Und gleichsam reiff/
Ja unverzagt
Zur liebes-jagt/
Wer wolte nun
Da gerne ruhn/
Wo schon die schooß
Von anmuth bloß/
Und

Vermiſchte Gedichte.
Wer weiß ob nicht mein ſchatz einmahl ſo gluͤcklich iſt/
Daß ihn ein groſſer herr zu ſeinem artzt erkieſt.
O! dacht’ ich wuͤſt’ ich nur noch eine deines gleichen/
Jch wolte heute ſelbſt den docter-hut erreichen/
Wie huͤbſch wie niedlich iſts um einen ſolchen mann/
Der ſo ein kluges kind zum weibe haben kan.



Alter Weiber Heyraht.
JSt eine frau
Gleich ſchon was grau
Und hat nur geld/
So ſchaͤtzt die welt
Sie doch vor jung
Und gut genung
Jn eheſtand;
Doch wie ein band/
Das goldnen drath
Zum grunde hat/
Und ſonſt aus miſt
Gewuͤrcket iſt/
Sehr ſchlechten preiß
Zum hoffen weiß/
So kommt es mir
Hier gleichfals fuͤr.
Jhr leib iſt kalt
Und ungeſtalt;
Jns mannes-bruſt
Hingegen luſt/
Die glieder ſteiff
Und gleichſam reiff/
Ja unverzagt
Zur liebes-jagt/
Wer wolte nun
Da gerne ruhn/
Wo ſchon die ſchooß
Von anmuth bloß/
Und
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[340/0342] Vermiſchte Gedichte. Wer weiß ob nicht mein ſchatz einmahl ſo gluͤcklich iſt/ Daß ihn ein groſſer herr zu ſeinem artzt erkieſt. O! dacht’ ich wuͤſt’ ich nur noch eine deines gleichen/ Jch wolte heute ſelbſt den docter-hut erreichen/ Wie huͤbſch wie niedlich iſts um einen ſolchen mann/ Der ſo ein kluges kind zum weibe haben kan. Alter Weiber Heyraht. JSt eine frau Gleich ſchon was grau Und hat nur geld/ So ſchaͤtzt die welt Sie doch vor jung Und gut genung Jn eheſtand; Doch wie ein band/ Das goldnen drath Zum grunde hat/ Und ſonſt aus miſt Gewuͤrcket iſt/ Sehr ſchlechten preiß Zum hoffen weiß/ So kommt es mir Hier gleichfals fuͤr. Jhr leib iſt kalt Und ungeſtalt; Jns mannes-bruſt Hingegen luſt/ Die glieder ſteiff Und gleichſam reiff/ Ja unverzagt Zur liebes-jagt/ Wer wolte nun Da gerne ruhn/ Wo ſchon die ſchooß Von anmuth bloß/ Und

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Zitationshilfe: Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hoffmannswaldau und anderer Deutschen auserlesener und bißher ungedruckter Gedichte. Bd. 4. Leipzig, 1708, S. 340. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte04_1708/342>, abgerufen am 13.05.2024.