Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hoffmannswaldau und anderer Deutschen auserlesener und bißher ungedruckter Gedichte. Bd. 4. Leipzig, 1708.

Bild:
<< vorherige Seite

Vermischte-Gedichte.
Zudem so sind auch hier die weiber nicht getreu:
Mit einem schäfer sind sie nimmermehr zu frieden/
Sie wechseln gerne ab/ und lieben vielerley/
Auch der geringste knecht kan hier sein glücke schmieden.
Welch schäfer kan vergnügt bey solcher liebe seyn?
Du aber kanst mit ruh die Clelie verehren;
Kein neuer buhler reist dein festes hoffen ein/
Und keiner feinde neid kan deine lust verstöhren;
So zeuch zu Clelien! zeuch hin ins vaterland!
Es hat die liebe hier den vorschmack ihrer lüste/
Dir nur bisher gezeigt: Dort soll die schönste hand/
Jhr angenehmer mund und ihre liljen-brüste/
Die wangen und der hals/ ja gar die weiche schooß/
Dir allen überfluß der wahren wollust geben!
Ach! spräch' Elise mich auch von der Elbe loß/
Es solte Saladin ihr gleich zu willen leben.
So aber werd' ich sie vielleichte nimmer sehn/
Zum allerwenigsten doch erst nach langen zeiten:
Dir beuts der himmel an; laß seinen schluß geschehn/
Und höre zeitig auf noch wider ihn zu streiten.
Wenn du nun/ mein Milen/ nach Elis kommen bist/
So laß Elisen doch mein treues lieben wissen;
Sag' ihr: wo Saladin Elisens huld vergist/
Wird unser Oderstrohm nicht mehr gen Norden fliessen.
Mileno.
Du sagst mir viel von glück und von vergnügung für/
Jch wil den vorschlag noch genauer überlegen/
Jndessen lebe wohl: mein Damon ruffet mir/
Es ist gewiß schon zeit die heerde zu verpflegen/
Jndem die sonne weicht/ und uns den abend bracht:
Jch werde morgen wol dich bey der heerde schauen/
Und wo der himmel ja vor meine wohlfahrt wacht/
So wird er seinen raht mir diese nacht vertrauen.

Schäffer-

Vermiſchte-Gedichte.
Zudem ſo ſind auch hier die weiber nicht getreu:
Mit einem ſchaͤfer ſind ſie nimmermehr zu frieden/
Sie wechſeln gerne ab/ und lieben vielerley/
Auch der geringſte knecht kan hier ſein gluͤcke ſchmieden.
Welch ſchaͤfer kan vergnuͤgt bey ſolcher liebe ſeyn?
Du aber kanſt mit ruh die Clelie verehren;
Kein neuer buhler reiſt dein feſtes hoffen ein/
Und keiner feinde neid kan deine luſt verſtoͤhren;
So zeuch zu Clelien! zeuch hin ins vaterland!
Es hat die liebe hier den vorſchmack ihrer luͤſte/
Dir nur bisher gezeigt: Dort ſoll die ſchoͤnſte hand/
Jhr angenehmer mund und ihre liljen-bruͤſte/
Die wangen und der hals/ ja gar die weiche ſchooß/
Dir allen uͤberfluß der wahren wolluſt geben!
Ach! ſpraͤch’ Eliſe mich auch von der Elbe loß/
Es ſolte Saladin ihr gleich zu willen leben.
So aber werd’ ich ſie vielleichte nimmer ſehn/
Zum allerwenigſten doch erſt nach langen zeiten:
Dir beuts der himmel an; laß ſeinen ſchluß geſchehn/
Und hoͤre zeitig auf noch wider ihn zu ſtreiten.
Wenn du nun/ mein Milen/ nach Elis kommen biſt/
So laß Eliſen doch mein treues lieben wiſſen;
Sag’ ihr: wo Saladin Eliſens huld vergiſt/
Wird unſer Oderſtrohm nicht mehr gen Norden flieſſen.
Mileno.
Du ſagſt mir viel von gluͤck und von vergnuͤgung fuͤr/
Jch wil den vorſchlag noch genauer uͤberlegen/
Jndeſſen lebe wohl: mein Damon ruffet mir/
Es iſt gewiß ſchon zeit die heerde zu verpflegen/
Jndem die ſonne weicht/ und uns den abend bracht:
Jch werde morgen wol dich bey der heerde ſchauen/
Und wo der himmel ja vor meine wohlfahrt wacht/
So wird er ſeinen raht mir dieſe nacht vertrauen.

Schaͤffer-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <lg type="poem">
          <lg>
            <pb facs="#f0324" n="322"/>
            <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Vermi&#x017F;chte-Gedichte.</hi> </fw><lb/>
            <l>Zudem &#x017F;o &#x017F;ind auch hier die weiber nicht getreu:</l><lb/>
            <l>Mit einem &#x017F;cha&#x0364;fer &#x017F;ind &#x017F;ie nimmermehr zu frieden/</l><lb/>
            <l>Sie wech&#x017F;eln gerne ab/ und lieben vielerley/</l><lb/>
            <l>Auch der gering&#x017F;te knecht kan hier &#x017F;ein glu&#x0364;cke &#x017F;chmieden.</l><lb/>
            <l>Welch &#x017F;cha&#x0364;fer kan vergnu&#x0364;gt bey &#x017F;olcher liebe &#x017F;eyn?</l><lb/>
            <l>Du aber kan&#x017F;t mit ruh die Clelie verehren;</l><lb/>
            <l>Kein neuer buhler rei&#x017F;t dein fe&#x017F;tes hoffen ein/</l><lb/>
            <l>Und keiner feinde neid kan deine lu&#x017F;t ver&#x017F;to&#x0364;hren;</l><lb/>
            <l>So zeuch zu Clelien! zeuch hin ins vaterland!</l><lb/>
            <l>Es hat die liebe hier den vor&#x017F;chmack ihrer lu&#x0364;&#x017F;te/</l><lb/>
            <l>Dir nur bisher gezeigt: Dort &#x017F;oll die &#x017F;cho&#x0364;n&#x017F;te hand/</l><lb/>
            <l>Jhr angenehmer mund und ihre liljen-bru&#x0364;&#x017F;te/</l><lb/>
            <l>Die wangen und der hals/ ja gar die weiche &#x017F;chooß/</l><lb/>
            <l>Dir allen u&#x0364;berfluß der wahren wollu&#x017F;t geben!</l><lb/>
            <l>Ach! &#x017F;pra&#x0364;ch&#x2019; Eli&#x017F;e mich auch von der Elbe loß/</l><lb/>
            <l>Es &#x017F;olte Saladin ihr gleich zu willen leben.</l><lb/>
            <l>So aber werd&#x2019; ich &#x017F;ie vielleichte nimmer &#x017F;ehn/</l><lb/>
            <l>Zum allerwenig&#x017F;ten doch er&#x017F;t nach langen zeiten<hi rendition="#i">:</hi></l><lb/>
            <l>Dir beuts der himmel an; laß &#x017F;einen &#x017F;chluß ge&#x017F;chehn/</l><lb/>
            <l>Und ho&#x0364;re zeitig auf noch wider ihn zu &#x017F;treiten.</l><lb/>
            <l>Wenn du nun/ mein Milen/ nach Elis kommen bi&#x017F;t/</l><lb/>
            <l>So laß Eli&#x017F;en doch mein treues lieben wi&#x017F;&#x017F;en;</l><lb/>
            <l>Sag&#x2019; ihr: wo Saladin Eli&#x017F;ens huld vergi&#x017F;t/</l><lb/>
            <l>Wird un&#x017F;er Oder&#x017F;trohm nicht mehr gen Norden flie&#x017F;&#x017F;en.</l><lb/>
            <l> <hi rendition="#et">Mileno.</hi> </l><lb/>
            <l>Du &#x017F;ag&#x017F;t mir viel von glu&#x0364;ck und von vergnu&#x0364;gung fu&#x0364;r/</l><lb/>
            <l>Jch wil den vor&#x017F;chlag noch genauer u&#x0364;berlegen/</l><lb/>
            <l>Jnde&#x017F;&#x017F;en lebe wohl: mein Damon ruffet mir/</l><lb/>
            <l>Es i&#x017F;t gewiß &#x017F;chon zeit die heerde zu verpflegen/</l><lb/>
            <l>Jndem die &#x017F;onne weicht/ und uns den abend bracht:</l><lb/>
            <l>Jch werde morgen wol dich bey der heerde &#x017F;chauen/</l><lb/>
            <l>Und wo der himmel ja vor meine wohlfahrt wacht/</l><lb/>
            <l>So wird er &#x017F;einen raht mir die&#x017F;e nacht vertrauen.</l>
          </lg>
        </lg><lb/>
        <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#b">Scha&#x0364;ffer-</hi> </fw><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[322/0324] Vermiſchte-Gedichte. Zudem ſo ſind auch hier die weiber nicht getreu: Mit einem ſchaͤfer ſind ſie nimmermehr zu frieden/ Sie wechſeln gerne ab/ und lieben vielerley/ Auch der geringſte knecht kan hier ſein gluͤcke ſchmieden. Welch ſchaͤfer kan vergnuͤgt bey ſolcher liebe ſeyn? Du aber kanſt mit ruh die Clelie verehren; Kein neuer buhler reiſt dein feſtes hoffen ein/ Und keiner feinde neid kan deine luſt verſtoͤhren; So zeuch zu Clelien! zeuch hin ins vaterland! Es hat die liebe hier den vorſchmack ihrer luͤſte/ Dir nur bisher gezeigt: Dort ſoll die ſchoͤnſte hand/ Jhr angenehmer mund und ihre liljen-bruͤſte/ Die wangen und der hals/ ja gar die weiche ſchooß/ Dir allen uͤberfluß der wahren wolluſt geben! Ach! ſpraͤch’ Eliſe mich auch von der Elbe loß/ Es ſolte Saladin ihr gleich zu willen leben. So aber werd’ ich ſie vielleichte nimmer ſehn/ Zum allerwenigſten doch erſt nach langen zeiten: Dir beuts der himmel an; laß ſeinen ſchluß geſchehn/ Und hoͤre zeitig auf noch wider ihn zu ſtreiten. Wenn du nun/ mein Milen/ nach Elis kommen biſt/ So laß Eliſen doch mein treues lieben wiſſen; Sag’ ihr: wo Saladin Eliſens huld vergiſt/ Wird unſer Oderſtrohm nicht mehr gen Norden flieſſen. Mileno. Du ſagſt mir viel von gluͤck und von vergnuͤgung fuͤr/ Jch wil den vorſchlag noch genauer uͤberlegen/ Jndeſſen lebe wohl: mein Damon ruffet mir/ Es iſt gewiß ſchon zeit die heerde zu verpflegen/ Jndem die ſonne weicht/ und uns den abend bracht: Jch werde morgen wol dich bey der heerde ſchauen/ Und wo der himmel ja vor meine wohlfahrt wacht/ So wird er ſeinen raht mir dieſe nacht vertrauen. Schaͤffer-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte04_1708
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte04_1708/324
Zitationshilfe: Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hoffmannswaldau und anderer Deutschen auserlesener und bißher ungedruckter Gedichte. Bd. 4. Leipzig, 1708, S. 322. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte04_1708/324>, abgerufen am 13.05.2024.