Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hoffmannswaldau und anderer Deutschen auserlesener und bißher ungedruckter Gedichte. Bd. 4. Leipzig, 1708.

Bild:
<< vorherige Seite

Begräbniß-Gedichte.
Geschweige noth und qval/ die sie noch sonst verletzen/
Und durch viel ach und weh in todten-grauß versetzen.

Erblastes Ehgemahl/ itzt bist du gäntzlich frey/
Die kranckheit ist gedämpfft/ du hast nun überwun-
den/
Und durch des lammes blut/ da hast du ruh gefunden/
Getrost/ es ist vollbracht/ der kampff ist nun vorbey/
Dein heyland stecket dir die sieges-palmen auff/
Und deine seele prangt mit der gerechten Crone/
Die er dir beygelegt zu einem gnaden-lohne/
Und weil du rühmlich hast vollendet deinen lauff/
Will der erlöser dir durch seine sieges-fahnen
Zur grossen Sions-burg den weg zur ehre bahnen.
Zwar eltern und gemahl/ die itzt dein hingang kränckt/
Und deines cörpers rest mit thränen balsamiren/
Die lassen nichts als angst und wehmut von sich spü-
ren/
Weil dich des himmels schluß ins finstre grab versenckt.
Die zarte pflantze muß noch vor der zeit verblühn/
So deine fruchtbarkeit uns kurtz zuvor gewehret/
Drauff wird dein rosen-stock vom tode selbst verzeh-
ret/
Der erste tag des jahrs nimmt deinen zierath hin.
Du schliest auff dieser welt des alten jahres zeit/
Und fängst ein neues an der frohen ewigkeit.
Hoch-edle trauer-schaar/ drum lindert euren schmertz:
Entfernt sich gleich von euch die Edelste Charlotte/
Bey früher jahre zeit in eine todten-grotte/
So stärckt doch durch den trost der himmel euer hertz:
Daß ihre schaalen nur/ doch nicht der kern vergraben.
Es schwebt der reine geist in ungemeiner pracht/
Die auch des Mogels-staat und schätze nichtig macht/
Und die kein Kayserthum in dieser welt mag haben;
Sie

Begraͤbniß-Gedichte.
Geſchweige noth und qval/ die ſie noch ſonſt verletzen/
Und durch viel ach und weh in todten-grauß verſetzen.

Erblaſtes Ehgemahl/ itzt biſt du gaͤntzlich frey/
Die kranckheit iſt gedaͤmpfft/ du haſt nun uͤberwun-
den/
Und durch des lammes blut/ da haſt du ruh gefunden/
Getroſt/ es iſt vollbracht/ der kampff iſt nun vorbey/
Dein heyland ſtecket dir die ſieges-palmen auff/
Und deine ſeele prangt mit der gerechten Crone/
Die er dir beygelegt zu einem gnaden-lohne/
Und weil du ruͤhmlich haſt vollendet deinen lauff/
Will der erloͤſer dir durch ſeine ſieges-fahnen
Zur groſſen Sions-burg den weg zur ehre bahnen.
Zwar eltern und gemahl/ die itzt dein hingang kraͤnckt/
Und deines coͤrpers reſt mit thraͤnen balſamiren/
Die laſſen nichts als angſt und wehmut von ſich ſpuͤ-
ren/
Weil dich des himmels ſchluß ins finſtre grab verſenckt.
Die zarte pflantze muß noch vor der zeit verbluͤhn/
So deine fruchtbarkeit uns kurtz zuvor gewehret/
Drauff wird dein roſen-ſtock vom tode ſelbſt verzeh-
ret/
Der erſte tag des jahrs nimmt deinen zierath hin.
Du ſchlieſt auff dieſer welt des alten jahres zeit/
Und faͤngſt ein neues an der frohen ewigkeit.
Hoch-edle trauer-ſchaar/ drum lindert euren ſchmertz:
Entfernt ſich gleich von euch die Edelſte Charlotte/
Bey fruͤher jahre zeit in eine todten-grotte/
So ſtaͤrckt doch durch den troſt der himmel euer hertz:
Daß ihre ſchaalen nur/ doch nicht der kern vergraben.
Es ſchwebt der reine geiſt in ungemeiner pracht/
Die auch des Mogels-ſtaat und ſchaͤtze nichtig macht/
Und die kein Kayſerthum in dieſer welt mag haben;
Sie
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <lg type="poem">
          <lg n="28">
            <pb facs="#f0257" n="255"/>
            <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Begra&#x0364;bniß-Gedichte.</hi> </fw><lb/>
            <l>Ge&#x017F;chweige noth und qval/ die &#x017F;ie noch &#x017F;on&#x017F;t verletzen/</l><lb/>
            <l>Und durch viel ach und weh in todten-grauß ver&#x017F;etzen.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="29">
            <l>Erbla&#x017F;tes Ehgemahl/ itzt bi&#x017F;t du ga&#x0364;ntzlich frey/</l><lb/>
            <l>Die kranckheit i&#x017F;t geda&#x0364;mpfft/ du ha&#x017F;t nun u&#x0364;berwun-</l><lb/>
            <l> <hi rendition="#et">den/</hi> </l><lb/>
            <l>Und durch des lammes blut/ da ha&#x017F;t du ruh gefunden/</l><lb/>
            <l>Getro&#x017F;t/ es i&#x017F;t vollbracht/ der kampff i&#x017F;t nun vorbey/</l><lb/>
            <l>Dein heyland &#x017F;tecket dir die &#x017F;ieges-palmen auff/</l><lb/>
            <l>Und deine &#x017F;eele prangt mit der gerechten Crone/</l><lb/>
            <l>Die er dir beygelegt zu einem gnaden-lohne/</l><lb/>
            <l>Und weil du ru&#x0364;hmlich ha&#x017F;t vollendet deinen lauff/</l><lb/>
            <l>Will der erlo&#x0364;&#x017F;er dir durch &#x017F;eine &#x017F;ieges-fahnen</l><lb/>
            <l>Zur gro&#x017F;&#x017F;en Sions-burg den weg zur ehre bahnen.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="30">
            <l>Zwar eltern und gemahl/ die itzt dein hingang kra&#x0364;nckt/</l><lb/>
            <l>Und deines co&#x0364;rpers re&#x017F;t mit thra&#x0364;nen bal&#x017F;amiren/</l><lb/>
            <l>Die la&#x017F;&#x017F;en nichts als ang&#x017F;t und wehmut von &#x017F;ich &#x017F;pu&#x0364;-</l><lb/>
            <l> <hi rendition="#et">ren/</hi> </l><lb/>
            <l>Weil dich des himmels &#x017F;chluß ins fin&#x017F;tre grab ver&#x017F;enckt.</l><lb/>
            <l>Die zarte pflantze muß noch vor der zeit verblu&#x0364;hn/</l><lb/>
            <l>So deine fruchtbarkeit uns kurtz zuvor gewehret/</l><lb/>
            <l>Drauff wird dein ro&#x017F;en-&#x017F;tock vom tode &#x017F;elb&#x017F;t verzeh-</l><lb/>
            <l> <hi rendition="#et">ret/</hi> </l><lb/>
            <l>Der er&#x017F;te tag des jahrs nimmt deinen zierath hin.</l><lb/>
            <l>Du &#x017F;chlie&#x017F;t auff die&#x017F;er welt des alten jahres zeit/</l><lb/>
            <l>Und fa&#x0364;ng&#x017F;t ein neues an der frohen ewigkeit.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="31">
            <l>Hoch-edle trauer-&#x017F;chaar/ drum lindert euren &#x017F;chmertz:</l><lb/>
            <l>Entfernt &#x017F;ich gleich von euch die Edel&#x017F;te Charlotte/</l><lb/>
            <l>Bey fru&#x0364;her jahre zeit in eine todten-grotte/</l><lb/>
            <l>So &#x017F;ta&#x0364;rckt doch durch den tro&#x017F;t der himmel euer hertz:</l><lb/>
            <l>Daß ihre &#x017F;chaalen nur/ doch nicht der kern vergraben.</l><lb/>
            <l>Es &#x017F;chwebt der reine gei&#x017F;t in ungemeiner pracht/</l><lb/>
            <l>Die auch des Mogels-&#x017F;taat und &#x017F;cha&#x0364;tze nichtig macht/</l><lb/>
            <l>Und die kein Kay&#x017F;erthum in die&#x017F;er welt mag haben;</l><lb/>
            <fw place="bottom" type="catch">Sie</fw><lb/>
          </lg>
        </lg>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[255/0257] Begraͤbniß-Gedichte. Geſchweige noth und qval/ die ſie noch ſonſt verletzen/ Und durch viel ach und weh in todten-grauß verſetzen. Erblaſtes Ehgemahl/ itzt biſt du gaͤntzlich frey/ Die kranckheit iſt gedaͤmpfft/ du haſt nun uͤberwun- den/ Und durch des lammes blut/ da haſt du ruh gefunden/ Getroſt/ es iſt vollbracht/ der kampff iſt nun vorbey/ Dein heyland ſtecket dir die ſieges-palmen auff/ Und deine ſeele prangt mit der gerechten Crone/ Die er dir beygelegt zu einem gnaden-lohne/ Und weil du ruͤhmlich haſt vollendet deinen lauff/ Will der erloͤſer dir durch ſeine ſieges-fahnen Zur groſſen Sions-burg den weg zur ehre bahnen. Zwar eltern und gemahl/ die itzt dein hingang kraͤnckt/ Und deines coͤrpers reſt mit thraͤnen balſamiren/ Die laſſen nichts als angſt und wehmut von ſich ſpuͤ- ren/ Weil dich des himmels ſchluß ins finſtre grab verſenckt. Die zarte pflantze muß noch vor der zeit verbluͤhn/ So deine fruchtbarkeit uns kurtz zuvor gewehret/ Drauff wird dein roſen-ſtock vom tode ſelbſt verzeh- ret/ Der erſte tag des jahrs nimmt deinen zierath hin. Du ſchlieſt auff dieſer welt des alten jahres zeit/ Und faͤngſt ein neues an der frohen ewigkeit. Hoch-edle trauer-ſchaar/ drum lindert euren ſchmertz: Entfernt ſich gleich von euch die Edelſte Charlotte/ Bey fruͤher jahre zeit in eine todten-grotte/ So ſtaͤrckt doch durch den troſt der himmel euer hertz: Daß ihre ſchaalen nur/ doch nicht der kern vergraben. Es ſchwebt der reine geiſt in ungemeiner pracht/ Die auch des Mogels-ſtaat und ſchaͤtze nichtig macht/ Und die kein Kayſerthum in dieſer welt mag haben; Sie

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte04_1708
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte04_1708/257
Zitationshilfe: Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hoffmannswaldau und anderer Deutschen auserlesener und bißher ungedruckter Gedichte. Bd. 4. Leipzig, 1708, S. 255. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte04_1708/257>, abgerufen am 25.11.2024.