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Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hoffmannswaldau und anderer Deutschen auserlesener und bißher ungedruckter Gedichte. Bd. 4. Leipzig, 1708.

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Begräbniß-Gedichte.
Weil schwartzer trauer-boy die wurtzeln gäntzlich deckt/
Muß sie der gröste schmuck derselben seyn gewesen.
Es zeigt der unterthan/ wie man den baum geliebt/
Weil ihn auch der verlust des Schattens so betrübt.

Der bau des hauses solt' auff dieser eiche ruhn/
Die äste die der kunst und tugend nahmen führten
Die sahe man bereits von weitem wunder thun/
Und wie das glücke sie nach wunsche schon regierten/
Die helden übungen die zeigten auch dabey/
Daß dieser Eichenbaum von schöner stellung sey.
Allein/ was ritzen wir die wunden wieder auf/
Die hauß und unterthan durch diesen fall empfunden/
Man lege nun vielmehr des trostes pflaster drauff/
Und wünsche nach der nacht vergnügte Tages-Stunden!
Jhr Söhne! wünscht: daß/ wie des todten Seele lebt/
Dergleichen licht und lust um diese gräntzen schwebt.
Der himmel/ dem du schon hier frucht getragen hast/
Der lasse deinen stamm von neuen wieder grünen;
Mit neuer blüthe sey bekrönt dein Tugend-Ast/
Uns aber soll dein bild zu einem beyspiel dienen;
Die eiche soll in uns ein denckmahl vor dich baun/
Bey deren anblick wir stets deine Tugend schaun.
So nimm noch einen krantz von Eichen-laube hin/
Dergleichen einsten Rom nur grossen helden reichte;
Mit besserm rechte trägt dein scheitel den gewinn/
Weil deine jugend schon derselben alter gleichte;
Da jene sich darum bemüht durch Mord und Raub;
Hast du durch tugend dir erworben dieses laub.
Drum kan auch dessen Schmuck/ wie jenes/ nicht ver-
gehn/
Der himmel wil vielmehr denselben unterhalten/
Und

Begraͤbniß-Gedichte.
Weil ſchwartzer trauer-boy die wurtzeln gaͤntzlich deckt/
Muß ſie der groͤſte ſchmuck derſelben ſeyn geweſen.
Es zeigt der unterthan/ wie man den baum geliebt/
Weil ihn auch der verluſt des Schattens ſo betruͤbt.

Der bau des hauſes ſolt’ auff dieſer eiche ruhn/
Die aͤſte die der kunſt und tugend nahmen fuͤhrten
Die ſahe man bereits von weitem wunder thun/
Und wie das gluͤcke ſie nach wunſche ſchon regierten/
Die helden uͤbungen die zeigten auch dabey/
Daß dieſer Eichenbaum von ſchoͤner ſtellung ſey.
Allein/ was ritzen wir die wunden wieder auf/
Die hauß und unterthan durch dieſen fall empfunden/
Man lege nun vielmehr des troſtes pflaſter drauff/
Und wuͤnſche nach der nacht vergnuͤgte Tages-Stunden!
Jhr Soͤhne! wuͤnſcht: daß/ wie des todten Seele lebt/
Dergleichen licht und luſt um dieſe graͤntzen ſchwebt.
Der himmel/ dem du ſchon hier frucht getragen haſt/
Der laſſe deinen ſtamm von neuen wieder gruͤnen;
Mit neuer bluͤthe ſey bekroͤnt dein Tugend-Aſt/
Uns aber ſoll dein bild zu einem beyſpiel dienen;
Die eiche ſoll in uns ein denckmahl vor dich baun/
Bey deren anblick wir ſtets deine Tugend ſchaun.
So nimm noch einen krantz von Eichen-laube hin/
Dergleichen einſten Rom nur groſſen helden reichte;
Mit beſſerm rechte traͤgt dein ſcheitel den gewinn/
Weil deine jugend ſchon derſelben alter gleichte;
Da jene ſich darum bemuͤht durch Mord und Raub;
Haſt du durch tugend dir erworben dieſes laub.
Drum kan auch deſſen Schmuck/ wie jenes/ nicht ver-
gehn/
Der himmel wil vielmehr denſelben unterhalten/
Und
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[242/0244] Begraͤbniß-Gedichte. Weil ſchwartzer trauer-boy die wurtzeln gaͤntzlich deckt/ Muß ſie der groͤſte ſchmuck derſelben ſeyn geweſen. Es zeigt der unterthan/ wie man den baum geliebt/ Weil ihn auch der verluſt des Schattens ſo betruͤbt. Der bau des hauſes ſolt’ auff dieſer eiche ruhn/ Die aͤſte die der kunſt und tugend nahmen fuͤhrten Die ſahe man bereits von weitem wunder thun/ Und wie das gluͤcke ſie nach wunſche ſchon regierten/ Die helden uͤbungen die zeigten auch dabey/ Daß dieſer Eichenbaum von ſchoͤner ſtellung ſey. Allein/ was ritzen wir die wunden wieder auf/ Die hauß und unterthan durch dieſen fall empfunden/ Man lege nun vielmehr des troſtes pflaſter drauff/ Und wuͤnſche nach der nacht vergnuͤgte Tages-Stunden! Jhr Soͤhne! wuͤnſcht: daß/ wie des todten Seele lebt/ Dergleichen licht und luſt um dieſe graͤntzen ſchwebt. Der himmel/ dem du ſchon hier frucht getragen haſt/ Der laſſe deinen ſtamm von neuen wieder gruͤnen; Mit neuer bluͤthe ſey bekroͤnt dein Tugend-Aſt/ Uns aber ſoll dein bild zu einem beyſpiel dienen; Die eiche ſoll in uns ein denckmahl vor dich baun/ Bey deren anblick wir ſtets deine Tugend ſchaun. So nimm noch einen krantz von Eichen-laube hin/ Dergleichen einſten Rom nur groſſen helden reichte; Mit beſſerm rechte traͤgt dein ſcheitel den gewinn/ Weil deine jugend ſchon derſelben alter gleichte; Da jene ſich darum bemuͤht durch Mord und Raub; Haſt du durch tugend dir erworben dieſes laub. Drum kan auch deſſen Schmuck/ wie jenes/ nicht ver- gehn/ Der himmel wil vielmehr denſelben unterhalten/ Und

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Zitationshilfe: Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hoffmannswaldau und anderer Deutschen auserlesener und bißher ungedruckter Gedichte. Bd. 4. Leipzig, 1708, S. 242. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte04_1708/244>, abgerufen am 23.11.2024.