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Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hoffmannswaldau und anderer Deutschen auserlesener und bißher ungedruckter Gedichte. Bd. 4. Leipzig, 1708.

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Begräbniß-Gedichte.
Dies angedencken ists/ was mich betrübter machet/
Und daß mein mund dich nicht nach würden loben kan/
Die wörter sind doch nur ein schatten deiner tugend/
Und keiner dieser trifft die bluhmen deiner jugend.

Wie lebte nicht dein geist nach seines Gottes lehren/
Wie liebtest du die kunst und deren rechte schluß/
Du lerntest wie man sich soll klüglich lassen hören/
Und was ein Cavallier bey hofe wissen muß/
Der degen und ein pferd/ war nechst den wissenschaff-
ten/
Daran dein kluger geist gewohnet war zu hafften.
Doch war dem allen noch die tugend vorzuziehen/
Die pflicht/ mit welcher du die mutter-brust verehrt/
Wie du um ihre gunst dich pflegtest zu bemühen/
Wie du durch keinen blick ihr edles haupt versehrt.
Die/ sag' ich/ können schon von deinem geiste sagen/
Was er vor früchte hätt' im alter erst getragen.
Drum geht dein hohes haus/ so wie mein hertz'/ im
leide/
Die zimmer ruffen stets durch einen wiederschall:
Wo bleibt mein liebster Sohn? wo stirbet meine freude?
Ach trauer-brief! ach wachs! ach herber todes-fall!
Mein allerliebster zweig bricht ab/ und sinckt darnieder/
Wer bringt mir diesen Schatz/ den ich verschicket/ wie-
der?
Ein ander zimmer rufft: Mein bruder/ ach! mein leben/
Mit dir vergeht der schmuck/ der unsern stamm geziert/
Dein wachsen solte den ihm neue säffte geben/
Nun wird der mangel schon/ und allzufrüh/ gespürt.
Aus liebe soll dein geift/ an statt der letzten gaben/
Mein hertze zu der grufft und seiner wohnung haben.
So

Begraͤbniß-Gedichte.
Dies angedencken iſts/ was mich betruͤbter machet/
Und daß mein mund dich nicht nach wuͤrden loben kan/
Die woͤrter ſind doch nur ein ſchatten deiner tugend/
Und keiner dieſer trifft die bluhmen deiner jugend.

Wie lebte nicht dein geiſt nach ſeines Gottes lehren/
Wie liebteſt du die kunſt und deren rechte ſchluß/
Du lernteſt wie man ſich ſoll kluͤglich laſſen hoͤren/
Und was ein Cavallier bey hofe wiſſen muß/
Der degen und ein pferd/ war nechſt den wiſſenſchaff-
ten/
Daran dein kluger geiſt gewohnet war zu hafften.
Doch war dem allen noch die tugend vorzuziehen/
Die pflicht/ mit welcher du die mutter-bruſt verehrt/
Wie du um ihre gunſt dich pflegteſt zu bemuͤhen/
Wie du durch keinen blick ihr edles haupt verſehrt.
Die/ ſag’ ich/ koͤnnen ſchon von deinem geiſte ſagen/
Was er vor fruͤchte haͤtt’ im alter erſt getragen.
Drum geht dein hohes haus/ ſo wie mein hertz’/ im
leide/
Die zimmer ruffen ſtets durch einen wiederſchall:
Wo bleibt mein liebſter Sohn? wo ſtirbet meine freude?
Ach trauer-brief! ach wachs! ach herber todes-fall!
Mein allerliebſter zweig bricht ab/ und ſinckt darnieder/
Wer bringt mir dieſen Schatz/ den ich verſchicket/ wie-
der?
Ein ander zimmer rufft: Mein bruder/ ach! mein leben/
Mit dir vergeht der ſchmuck/ der unſern ſtamm geziert/
Dein wachſen ſolte den ihm neue ſaͤffte geben/
Nun wird der mangel ſchon/ und allzufruͤh/ geſpuͤrt.
Aus liebe ſoll dein geift/ an ſtatt der letzten gaben/
Mein hertze zu der grufft und ſeiner wohnung haben.
So
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[239/0241] Begraͤbniß-Gedichte. Dies angedencken iſts/ was mich betruͤbter machet/ Und daß mein mund dich nicht nach wuͤrden loben kan/ Die woͤrter ſind doch nur ein ſchatten deiner tugend/ Und keiner dieſer trifft die bluhmen deiner jugend. Wie lebte nicht dein geiſt nach ſeines Gottes lehren/ Wie liebteſt du die kunſt und deren rechte ſchluß/ Du lernteſt wie man ſich ſoll kluͤglich laſſen hoͤren/ Und was ein Cavallier bey hofe wiſſen muß/ Der degen und ein pferd/ war nechſt den wiſſenſchaff- ten/ Daran dein kluger geiſt gewohnet war zu hafften. Doch war dem allen noch die tugend vorzuziehen/ Die pflicht/ mit welcher du die mutter-bruſt verehrt/ Wie du um ihre gunſt dich pflegteſt zu bemuͤhen/ Wie du durch keinen blick ihr edles haupt verſehrt. Die/ ſag’ ich/ koͤnnen ſchon von deinem geiſte ſagen/ Was er vor fruͤchte haͤtt’ im alter erſt getragen. Drum geht dein hohes haus/ ſo wie mein hertz’/ im leide/ Die zimmer ruffen ſtets durch einen wiederſchall: Wo bleibt mein liebſter Sohn? wo ſtirbet meine freude? Ach trauer-brief! ach wachs! ach herber todes-fall! Mein allerliebſter zweig bricht ab/ und ſinckt darnieder/ Wer bringt mir dieſen Schatz/ den ich verſchicket/ wie- der? Ein ander zimmer rufft: Mein bruder/ ach! mein leben/ Mit dir vergeht der ſchmuck/ der unſern ſtamm geziert/ Dein wachſen ſolte den ihm neue ſaͤffte geben/ Nun wird der mangel ſchon/ und allzufruͤh/ geſpuͤrt. Aus liebe ſoll dein geift/ an ſtatt der letzten gaben/ Mein hertze zu der grufft und ſeiner wohnung haben. So

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Zitationshilfe: Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hoffmannswaldau und anderer Deutschen auserlesener und bißher ungedruckter Gedichte. Bd. 4. Leipzig, 1708, S. 239. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte04_1708/241>, abgerufen am 23.11.2024.