Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hoffmannswaldau und anderer Deutschen auserlesener und bißher ungedruckter Gedichte. Bd. 4. Leipzig, 1708.Hochzeit-Arien. Da aus mehl ihr manche sorten/ Aepfel-kirsch-und mandel-dorten Vor das frauenzimmer backt/ Macht holippen/ gleich den flöten/ Nebst den trächtigen pasteten/ Drein ihr fleisch und knochen sackt. Da ihr essen nur zum schauen Pflegt aus buntem wachs zu bauen/ So mit gold-blatt ist belegt/ Daß es destomehr bey lichte Dem mag scheinen ins gesichte/ Wer hierzu belieben trägt. So kan doch diß und dergleichen Jenem nicht das wasser reichen/ Was nach unsrer küche schmeckt; Da kan man wohl zehnmahl zehen Curieuxe stückgen sehen/ Die in gläser sind versteckt. Hier weiß unser küchen-meister Fast aus jedem öle geister Künstlich durch die glut zu ziehn/ Er kan spielen aus der tasche/ Wenn er aus der blumen asche Neue bluhmen lässet blühn. Er ist dreyer Reiche König/ Achtet es noch viel zu wenig/ Nur der kräuter herr zu seyn/ Er zwingt auch das ertzt zum dienste/ Nimmt/ was nütz ist/ zum gewinste Von den thieren insgemein Aber/ wer mag aller sachen So die Apotheker machen/ Art P 4
Hochzeit-Arien. Da aus mehl ihr manche ſorten/ Aepfel-kirſch-und mandel-dorten Vor das frauenzimmer backt/ Macht holippen/ gleich den floͤten/ Nebſt den traͤchtigen paſteten/ Drein ihr fleiſch und knochen ſackt. Da ihr eſſen nur zum ſchauen Pflegt aus buntem wachs zu bauen/ So mit gold-blatt iſt belegt/ Daß es deſtomehr bey lichte Dem mag ſcheinen ins geſichte/ Wer hierzu belieben traͤgt. So kan doch diß und dergleichen Jenem nicht das waſſer reichen/ Was nach unſrer kuͤche ſchmeckt; Da kan man wohl zehnmahl zehen Curieuxe ſtuͤckgen ſehen/ Die in glaͤſer ſind verſteckt. Hier weiß unſer kuͤchen-meiſter Faſt aus jedem oͤle geiſter Kuͤnſtlich durch die glut zu ziehn/ Er kan ſpielen aus der taſche/ Wenn er aus der blumen aſche Neue bluhmen laͤſſet bluͤhn. Er iſt dreyer Reiche Koͤnig/ Achtet es noch viel zu wenig/ Nur der kraͤuter herr zu ſeyn/ Er zwingt auch das ertzt zum dienſte/ Nimmt/ was nuͤtz iſt/ zum gewinſte Von den thieren insgemein Aber/ wer mag aller ſachen So die Apotheker machen/ Art P 4
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0233" n="231"/> <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Hochzeit-Arien.</hi> </fw><lb/> <lg n="82"> <l>Da aus mehl ihr manche ſorten/</l><lb/> <l>Aepfel-kirſch-und mandel-dorten</l><lb/> <l>Vor das frauenzimmer backt/</l><lb/> <l>Macht holippen/ gleich den floͤten/</l><lb/> <l>Nebſt den traͤchtigen paſteten/</l><lb/> <l>Drein ihr fleiſch und knochen ſackt.</l> </lg><lb/> <lg n="83"> <l>Da ihr eſſen nur zum ſchauen</l><lb/> <l>Pflegt aus buntem wachs zu bauen/</l><lb/> <l>So mit gold-blatt iſt belegt/</l><lb/> <l>Daß es deſtomehr bey lichte</l><lb/> <l>Dem mag ſcheinen ins geſichte/</l><lb/> <l>Wer hierzu belieben traͤgt.</l> </lg><lb/> <lg n="84"> <l>So kan doch diß und dergleichen</l><lb/> <l>Jenem nicht das waſſer reichen/</l><lb/> <l>Was nach unſrer kuͤche ſchmeckt;</l><lb/> <l>Da kan man wohl zehnmahl zehen</l><lb/> <l><hi rendition="#aq">Curieuxe</hi> ſtuͤckgen ſehen/</l><lb/> <l>Die in glaͤſer ſind verſteckt.</l> </lg><lb/> <lg n="85"> <l>Hier weiß unſer kuͤchen-meiſter</l><lb/> <l>Faſt aus jedem oͤle geiſter</l><lb/> <l>Kuͤnſtlich durch die glut zu ziehn/</l><lb/> <l>Er kan ſpielen aus der taſche/</l><lb/> <l>Wenn er aus der blumen aſche</l><lb/> <l>Neue bluhmen laͤſſet bluͤhn.</l> </lg><lb/> <lg n="86"> <l>Er iſt dreyer Reiche Koͤnig/</l><lb/> <l>Achtet es noch viel zu wenig/</l><lb/> <l>Nur der kraͤuter herr zu ſeyn/</l><lb/> <l>Er zwingt auch das ertzt zum dienſte/</l><lb/> <l>Nimmt/ was nuͤtz iſt/ zum gewinſte</l><lb/> <l>Von den thieren insgemein</l> </lg><lb/> <lg n="87"> <l>Aber/ wer mag aller ſachen</l><lb/> <l>So die Apotheker machen/</l><lb/> <fw place="bottom" type="sig">P 4</fw> <fw place="bottom" type="catch">Art</fw><lb/> </lg> </lg> </div> </body> </text> </TEI> [231/0233]
Hochzeit-Arien.
Da aus mehl ihr manche ſorten/
Aepfel-kirſch-und mandel-dorten
Vor das frauenzimmer backt/
Macht holippen/ gleich den floͤten/
Nebſt den traͤchtigen paſteten/
Drein ihr fleiſch und knochen ſackt.
Da ihr eſſen nur zum ſchauen
Pflegt aus buntem wachs zu bauen/
So mit gold-blatt iſt belegt/
Daß es deſtomehr bey lichte
Dem mag ſcheinen ins geſichte/
Wer hierzu belieben traͤgt.
So kan doch diß und dergleichen
Jenem nicht das waſſer reichen/
Was nach unſrer kuͤche ſchmeckt;
Da kan man wohl zehnmahl zehen
Curieuxe ſtuͤckgen ſehen/
Die in glaͤſer ſind verſteckt.
Hier weiß unſer kuͤchen-meiſter
Faſt aus jedem oͤle geiſter
Kuͤnſtlich durch die glut zu ziehn/
Er kan ſpielen aus der taſche/
Wenn er aus der blumen aſche
Neue bluhmen laͤſſet bluͤhn.
Er iſt dreyer Reiche Koͤnig/
Achtet es noch viel zu wenig/
Nur der kraͤuter herr zu ſeyn/
Er zwingt auch das ertzt zum dienſte/
Nimmt/ was nuͤtz iſt/ zum gewinſte
Von den thieren insgemein
Aber/ wer mag aller ſachen
So die Apotheker machen/
Art
P 4
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |