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Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hoffmannswaldau und anderer Deutschen auserlesener und bißher ungedruckter Gedichte. Bd. 4. Leipzig, 1708.

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Galante und
Es hatten allbereits viel in das graß gebissen/
Die seelen waren schon beym Pluto angelangt/
Und gaben ihm bericht von unserm blut vergiessen/
Und daß der Deutschen haupt mit lorber-ästen prangt.
Drauff wetzte der das schwerd auf unsre liebes-triebe/
Die rache zielete auf unser beyden brust/
Sie zeigte sich auch schon mit einem unglücks-hiebe;
Doch bald verkehrte sich die eingebildte lust/
Als Deutschlands schutzgott kam auff den geweihten
pferden/
(Die unser heil'ger häyn in grosser anzahl kennt)
Da muste jener sieg zu lauter wasser werden/
Hingegen unser band noch bleiben unzertrennt.
Drum fluche/ Heldin/ nicht dem feindlichen beginnen/
Das meine hand verübt/ weil stärckere gewalt
Durch meinen stahl den zeug zur rache wollen spinnen/
Wer wiederstehet wol der göttlichen gestalt?
Es riecht mein sieges-krantz ohndem mir nach cypressen/
Weil ihn dein heldenblut beschämt und bleich gemacht/
Doch wo dein hertze nur des fehlers kan vergessen/
So windet sich um ihn der rosen lichte pracht.
Des feuers-flamme läst durch schläge sich nicht hindern/
Sie küst bald wiederum der neben-flamme glut;
So wird auch dieser schlag nicht unsre flammen mindern/
Wer weiß/ entzündet sie nicht mehr dein heisses blut.
Sie sind so lebens voll/ dein vater kan es zeigen/
Als welcher bloß allein durch unsre liebe lebt/
Und werden täglich anch noch immer höher steigen/
Biß ihre spitze sich biß an den himmel hebt.
Nun fahre/ Heldin/ wol/ des vaterlandes sonne/
Du bild der tapferkeit/ Tanfane seegne dich/
Was deine brust vergnügt/ verbleibt auch meine won-
ne/
Lebstu/ so kröne dich der himmel/ und auch mich.

Er

Galante und
Es hatten allbereits viel in das graß gebiſſen/
Die ſeelen waren ſchon beym Pluto angelangt/
Und gaben ihm bericht von unſerm blut vergieſſen/
Und daß der Deutſchen haupt mit lorber-aͤſten prangt.
Drauff wetzte der das ſchwerd auf unſre liebes-triebe/
Die rache zielete auf unſer beyden bruſt/
Sie zeigte ſich auch ſchon mit einem ungluͤcks-hiebe;
Doch bald verkehrte ſich die eingebildte luſt/
Als Deutſchlands ſchutzgott kam auff den geweihten
pferden/
(Die unſer heil’ger haͤyn in groſſer anzahl kennt)
Da muſte jener ſieg zu lauter waſſer werden/
Hingegen unſer band noch bleiben unzertrennt.
Drum fluche/ Heldin/ nicht dem feindlichen beginnen/
Das meine hand veruͤbt/ weil ſtaͤrckere gewalt
Durch meinen ſtahl den zeug zur rache wollen ſpinnen/
Wer wiederſtehet wol der goͤttlichen geſtalt?
Es riecht mein ſieges-krantz ohndem mir nach cypreſſen/
Weil ihn dein heldenblut beſchaͤmt und bleich gemacht/
Doch wo dein hertze nur des fehlers kan vergeſſen/
So windet ſich um ihn der roſen lichte pracht.
Des feuers-flamme laͤſt durch ſchlaͤge ſich nicht hindern/
Sie kuͤſt bald wiederum der neben-flamme glut;
So wird auch dieſer ſchlag nicht unſre flammen mindern/
Wer weiß/ entzuͤndet ſie nicht mehr dein heiſſes blut.
Sie ſind ſo lebens voll/ dein vater kan es zeigen/
Als welcher bloß allein durch unſre liebe lebt/
Und werden taͤglich anch noch immer hoͤher ſteigen/
Biß ihre ſpitze ſich biß an den himmel hebt.
Nun fahre/ Heldin/ wol/ des vaterlandes ſonne/
Du bild der tapferkeit/ Tanfane ſeegne dich/
Was deine bruſt vergnuͤgt/ verbleibt auch meine won-
ne/
Lebſtu/ ſo kroͤne dich der himmel/ und auch mich.

Er
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[18/0020] Galante und Es hatten allbereits viel in das graß gebiſſen/ Die ſeelen waren ſchon beym Pluto angelangt/ Und gaben ihm bericht von unſerm blut vergieſſen/ Und daß der Deutſchen haupt mit lorber-aͤſten prangt. Drauff wetzte der das ſchwerd auf unſre liebes-triebe/ Die rache zielete auf unſer beyden bruſt/ Sie zeigte ſich auch ſchon mit einem ungluͤcks-hiebe; Doch bald verkehrte ſich die eingebildte luſt/ Als Deutſchlands ſchutzgott kam auff den geweihten pferden/ (Die unſer heil’ger haͤyn in groſſer anzahl kennt) Da muſte jener ſieg zu lauter waſſer werden/ Hingegen unſer band noch bleiben unzertrennt. Drum fluche/ Heldin/ nicht dem feindlichen beginnen/ Das meine hand veruͤbt/ weil ſtaͤrckere gewalt Durch meinen ſtahl den zeug zur rache wollen ſpinnen/ Wer wiederſtehet wol der goͤttlichen geſtalt? Es riecht mein ſieges-krantz ohndem mir nach cypreſſen/ Weil ihn dein heldenblut beſchaͤmt und bleich gemacht/ Doch wo dein hertze nur des fehlers kan vergeſſen/ So windet ſich um ihn der roſen lichte pracht. Des feuers-flamme laͤſt durch ſchlaͤge ſich nicht hindern/ Sie kuͤſt bald wiederum der neben-flamme glut; So wird auch dieſer ſchlag nicht unſre flammen mindern/ Wer weiß/ entzuͤndet ſie nicht mehr dein heiſſes blut. Sie ſind ſo lebens voll/ dein vater kan es zeigen/ Als welcher bloß allein durch unſre liebe lebt/ Und werden taͤglich anch noch immer hoͤher ſteigen/ Biß ihre ſpitze ſich biß an den himmel hebt. Nun fahre/ Heldin/ wol/ des vaterlandes ſonne/ Du bild der tapferkeit/ Tanfane ſeegne dich/ Was deine bruſt vergnuͤgt/ verbleibt auch meine won- ne/ Lebſtu/ ſo kroͤne dich der himmel/ und auch mich. Er

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Zitationshilfe: Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hoffmannswaldau und anderer Deutschen auserlesener und bißher ungedruckter Gedichte. Bd. 4. Leipzig, 1708, S. 18. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte04_1708/20>, abgerufen am 18.04.2024.