Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hoffmannswaldau und anderer Deutschen auserlesener und bißher ungedruckter Gedichte. Bd. 4. Leipzig, 1708.Galante und 2. Du sprichst: ey sey dir gantzlich unbekannt/Wer dir sein hertz' als weyrauch angebrannt; Und deine hand hat flamm' und feur gefühlet/ Als meinen mund ich damit abgekühlet. 3. Mein auge lad't dich stets zum opffer ein/Kan dir/ was alle sehn/ verborgen seyn? Die seele giebt dir heerd und rauchfaß dar/ Und meine brust ist tempel und altar. 4. Jch drehe mich nach dir als ein magnet/Wie? siehstu nicht wer dir vor augen steht? Du meynst du löscht so den gebrannten grauß/ Und giessest öhl vielmehr auf selben aus. 5. Dein laulicht seyn verlescht nicht meine gluht/Den kalck entbrennt des wassers kalte fluht/ Weil Bathseba sich in dem brunnen find't/ Wird Davids geist viel schärffer angezünd't. 6. Je mehr du fliehst/ je mehr verfolg ich dich/Der sonnen radt wendt nach der sonne sich/ Der himmel hat mir dieses auferlegt/ Der meinen fuß nach deinen schritten regt. 7. Verschmähe nicht die heil'ge schuldigkeit/Die dir ein zug von oben hat geweiht/ Die tempel stehn dem offen der sie ehrt/ Wie? wird denn mir dein heiligthum verwehrt? 8. So läugne nicht was mein gesichte zeigt/Und mache daß dein bick zu mir sich neigt/ Ant-
Galante und 2. Du ſprichſt: ey ſey dir gantzlich unbekannt/Wer dir ſein hertz’ als weyrauch angebrannt; Und deine hand hat flamm’ und feur gefuͤhlet/ Als meinen mund ich damit abgekuͤhlet. 3. Mein auge lad’t dich ſtets zum opffer ein/Kan dir/ was alle ſehn/ verborgen ſeyn? Die ſeele giebt dir heerd und rauchfaß dar/ Und meine bruſt iſt tempel und altar. 4. Jch drehe mich nach dir als ein magnet/Wie? ſiehſtu nicht wer dir vor augen ſteht? Du meynſt du loͤſcht ſo den gebrannten grauß/ Und gieſſeſt oͤhl vielmehr auf ſelben aus. 5. Dein laulicht ſeyn verleſcht nicht meine gluht/Den kalck entbrennt des waſſers kalte fluht/ Weil Bathſeba ſich in dem brunnen find’t/ Wird Davids geiſt viel ſchaͤrffer angezuͤnd’t. 6. Je mehr du fliehſt/ je mehr verfolg ich dich/Der ſonnen radt wendt nach der ſonne ſich/ Der himmel hat mir dieſes auferlegt/ Der meinen fuß nach deinen ſchritten regt. 7. Verſchmaͤhe nicht die heil’ge ſchuldigkeit/Die dir ein zug von oben hat geweiht/ Die tempel ſtehn dem offen der ſie ehrt/ Wie? wird denn mir dein heiligthum verwehrt? 8. So laͤugne nicht was mein geſichte zeigt/Und mache daß dein bick zu mir ſich neigt/ Ant-
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Galante und
2.
Du ſprichſt: ey ſey dir gantzlich unbekannt/
Wer dir ſein hertz’ als weyrauch angebrannt;
Und deine hand hat flamm’ und feur gefuͤhlet/
Als meinen mund ich damit abgekuͤhlet.
3.
Mein auge lad’t dich ſtets zum opffer ein/
Kan dir/ was alle ſehn/ verborgen ſeyn?
Die ſeele giebt dir heerd und rauchfaß dar/
Und meine bruſt iſt tempel und altar.
4.
Jch drehe mich nach dir als ein magnet/
Wie? ſiehſtu nicht wer dir vor augen ſteht?
Du meynſt du loͤſcht ſo den gebrannten grauß/
Und gieſſeſt oͤhl vielmehr auf ſelben aus.
5.
Dein laulicht ſeyn verleſcht nicht meine gluht/
Den kalck entbrennt des waſſers kalte fluht/
Weil Bathſeba ſich in dem brunnen find’t/
Wird Davids geiſt viel ſchaͤrffer angezuͤnd’t.
6.
Je mehr du fliehſt/ je mehr verfolg ich dich/
Der ſonnen radt wendt nach der ſonne ſich/
Der himmel hat mir dieſes auferlegt/
Der meinen fuß nach deinen ſchritten regt.
7.
Verſchmaͤhe nicht die heil’ge ſchuldigkeit/
Die dir ein zug von oben hat geweiht/
Die tempel ſtehn dem offen der ſie ehrt/
Wie? wird denn mir dein heiligthum verwehrt?
8.
So laͤugne nicht was mein geſichte zeigt/
Und mache daß dein bick zu mir ſich neigt/
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