Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hoffmannswaldau und anderer Deutschen auserlesener und bißher ungedruckter Gedichte. Bd. 3. Leipzig, 1703.

Bild:
<< vorherige Seite
Hochzeit-Gedichte.
Darff einen kaum davon der liebsten schwester klagen.
Die hände füllt man euch mit zwirn und nadeln an/
Jn die ihr lieber euch wünscht einen freund zu schliessen/
Und lencket euer fuß sich auss die liebes-bahn/
So führt die mutter euch alsbald zum kleppel-küssen.
So ist auch sonst an euch kein glied von schmertzen frey/
Und so verbringet ihr gleich siechen eure tage/
Und müsset zugestehn/ die jungfern-plage sey
Noch viel beschwerlicher als wohl die mutter-plage.
Hochwerther bräutigam/ die schrifft/ die seine hand
Einst von dem krancken-weh der jungfern hat geschrieben/
Hat uns so wohl gelehrt derselben übel-stand/
Als mittel angezeigt/ wodurch er wird vertrieben.
Jtzt schenckt der himmel ihm ein angenehmes kind/
Das bald die sieche schaar der Nymphen wird vermissen/
Und das sich gegen ihn vor liebe kranck befindt/
So wird er es denn auch beglückt zu heilen wissen.
Jch weiß/ die liebe wird hiebey mit eigner hand
Von viel vergnügungen und tausend lieblichkeiten
Ein labsal/ welches ihr noch beyde nicht erkannt/
Zu eurer stärckung euch/ verlobten/ zubereiten.
Wohl ihr/ beglückte braut/ daß ihr befreyter fuß
Kan aus dem lazareth der jungfern-schaar entweichen/
Und daß ietzt täglich ihr des liebsten süsser kuß
Vor alle böse lufft wird heilungs-mittel reichen.
Mein wunsch/ den ihr hiebey in wenig zeilen schant/
Jst dieser/ daß euch nichts als schertz und lust vergnüge/
Lebt beyde stets gesund/ doch also/ daß die braut
Sechs wochen manchmal kranck/ doch ohne schmertzen/ liege.


Her-
Hochzeit-Gedichte.
Darff einen kaum davon der liebſten ſchweſter klagen.
Die haͤnde fuͤllt man euch mit zwirn und nadeln an/
Jn die ihr lieber euch wuͤnſcht einen freund zu ſchlieſſen/
Und lencket euer fuß ſich auſſ die liebes-bahn/
So fuͤhrt die mutter euch alsbald zum kleppel-kuͤſſen.
So iſt auch ſonſt an euch kein glied von ſchmertzen frey/
Und ſo verbringet ihr gleich ſiechen eure tage/
Und muͤſſet zugeſtehn/ die jungfern-plage ſey
Noch viel beſchwerlicher als wohl die mutter-plage.
Hochwerther braͤutigam/ die ſchrifft/ die ſeine hand
Einſt von dem krancken-weh der jungfern hat geſchrieben/
Hat uns ſo wohl gelehrt derſelben uͤbel-ſtand/
Als mittel angezeigt/ wodurch er wird vertrieben.
Jtzt ſchenckt der himmel ihm ein angenehmes kind/
Das bald die ſieche ſchaar der Nymphen wird vermiſſen/
Und das ſich gegen ihn vor liebe kranck befindt/
So wird er es denn auch begluͤckt zu heilen wiſſen.
Jch weiß/ die liebe wird hiebey mit eigner hand
Von viel vergnuͤgungen und tauſend lieblichkeiten
Ein labſal/ welches ihr noch beyde nicht erkannt/
Zu eurer ſtaͤrckung euch/ verlobten/ zubereiten.
Wohl ihr/ begluͤckte braut/ daß ihr befreyter fuß
Kan aus dem lazareth der jungfern-ſchaar entweichen/
Und daß ietzt taͤglich ihr des liebſten ſuͤſſer kuß
Vor alle boͤſe lufft wird heilungs-mittel reichen.
Mein wunſch/ den ihr hiebey in wenig zeilen ſchant/
Jſt dieſer/ daß euch nichts als ſchertz und luſt vergnuͤge/
Lebt beyde ſtets geſund/ doch alſo/ daß die braut
Sechs wochen manchmal kranck/ doch ohne ſchmertzen/ liege.


Her-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <lg type="poem">
            <pb facs="#f0174" n="164"/>
            <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Hochzeit-Gedichte.</hi> </fw><lb/>
            <l>Darff einen kaum davon der lieb&#x017F;ten &#x017F;chwe&#x017F;ter klagen.</l><lb/>
            <l>Die ha&#x0364;nde fu&#x0364;llt man euch mit zwirn und nadeln an/</l><lb/>
            <l>Jn die ihr lieber euch wu&#x0364;n&#x017F;cht einen freund zu &#x017F;chlie&#x017F;&#x017F;en/</l><lb/>
            <l>Und lencket euer fuß &#x017F;ich au&#x017F;&#x017F; die liebes-bahn/</l><lb/>
            <l>So fu&#x0364;hrt die mutter euch alsbald zum kleppel-ku&#x0364;&#x017F;&#x017F;en.</l><lb/>
            <l>So i&#x017F;t auch &#x017F;on&#x017F;t an euch kein glied von &#x017F;chmertzen frey/</l><lb/>
            <l>Und &#x017F;o verbringet ihr gleich &#x017F;iechen eure tage/</l><lb/>
            <l>Und mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;et zuge&#x017F;tehn/ die jungfern-plage &#x017F;ey</l><lb/>
            <l>Noch viel be&#x017F;chwerlicher als wohl die mutter-plage.</l><lb/>
            <l>Hochwerther bra&#x0364;utigam/ die &#x017F;chrifft/ die &#x017F;eine hand</l><lb/>
            <l>Ein&#x017F;t von dem krancken-weh der jungfern hat ge&#x017F;chrieben/</l><lb/>
            <l>Hat uns &#x017F;o wohl gelehrt der&#x017F;elben u&#x0364;bel-&#x017F;tand/</l><lb/>
            <l>Als mittel angezeigt/ wodurch er wird vertrieben.</l><lb/>
            <l>Jtzt &#x017F;chenckt der himmel ihm ein angenehmes kind/</l><lb/>
            <l>Das bald die &#x017F;ieche &#x017F;chaar der Nymphen wird vermi&#x017F;&#x017F;en/</l><lb/>
            <l>Und das &#x017F;ich gegen ihn vor liebe kranck befindt/</l><lb/>
            <l>So wird er es denn auch beglu&#x0364;ckt zu heilen wi&#x017F;&#x017F;en.</l><lb/>
            <l>Jch weiß/ die liebe wird hiebey mit eigner hand</l><lb/>
            <l>Von viel vergnu&#x0364;gungen und tau&#x017F;end lieblichkeiten</l><lb/>
            <l>Ein lab&#x017F;al/ welches ihr noch beyde nicht erkannt/</l><lb/>
            <l>Zu eurer &#x017F;ta&#x0364;rckung euch/ verlobten/ zubereiten.</l><lb/>
            <l>Wohl ihr/ beglu&#x0364;ckte braut/ daß ihr befreyter fuß</l><lb/>
            <l>Kan aus dem lazareth der jungfern-&#x017F;chaar entweichen/</l><lb/>
            <l>Und daß ietzt ta&#x0364;glich ihr des lieb&#x017F;ten &#x017F;u&#x0364;&#x017F;&#x017F;er kuß</l><lb/>
            <l>Vor alle bo&#x0364;&#x017F;e lufft wird heilungs-mittel reichen.</l><lb/>
            <l>Mein wun&#x017F;ch/ den ihr hiebey in wenig zeilen &#x017F;chant/</l><lb/>
            <l>J&#x017F;t die&#x017F;er/ daß euch nichts als &#x017F;chertz und lu&#x017F;t vergnu&#x0364;ge/</l><lb/>
            <l>Lebt beyde &#x017F;tets ge&#x017F;und/ doch al&#x017F;o/ daß die braut</l><lb/>
            <l>Sechs wochen manchmal kranck/ doch ohne &#x017F;chmertzen/ liege.</l>
          </lg>
        </div><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#b">Her-</hi> </fw><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[164/0174] Hochzeit-Gedichte. Darff einen kaum davon der liebſten ſchweſter klagen. Die haͤnde fuͤllt man euch mit zwirn und nadeln an/ Jn die ihr lieber euch wuͤnſcht einen freund zu ſchlieſſen/ Und lencket euer fuß ſich auſſ die liebes-bahn/ So fuͤhrt die mutter euch alsbald zum kleppel-kuͤſſen. So iſt auch ſonſt an euch kein glied von ſchmertzen frey/ Und ſo verbringet ihr gleich ſiechen eure tage/ Und muͤſſet zugeſtehn/ die jungfern-plage ſey Noch viel beſchwerlicher als wohl die mutter-plage. Hochwerther braͤutigam/ die ſchrifft/ die ſeine hand Einſt von dem krancken-weh der jungfern hat geſchrieben/ Hat uns ſo wohl gelehrt derſelben uͤbel-ſtand/ Als mittel angezeigt/ wodurch er wird vertrieben. Jtzt ſchenckt der himmel ihm ein angenehmes kind/ Das bald die ſieche ſchaar der Nymphen wird vermiſſen/ Und das ſich gegen ihn vor liebe kranck befindt/ So wird er es denn auch begluͤckt zu heilen wiſſen. Jch weiß/ die liebe wird hiebey mit eigner hand Von viel vergnuͤgungen und tauſend lieblichkeiten Ein labſal/ welches ihr noch beyde nicht erkannt/ Zu eurer ſtaͤrckung euch/ verlobten/ zubereiten. Wohl ihr/ begluͤckte braut/ daß ihr befreyter fuß Kan aus dem lazareth der jungfern-ſchaar entweichen/ Und daß ietzt taͤglich ihr des liebſten ſuͤſſer kuß Vor alle boͤſe lufft wird heilungs-mittel reichen. Mein wunſch/ den ihr hiebey in wenig zeilen ſchant/ Jſt dieſer/ daß euch nichts als ſchertz und luſt vergnuͤge/ Lebt beyde ſtets geſund/ doch alſo/ daß die braut Sechs wochen manchmal kranck/ doch ohne ſchmertzen/ liege. Her-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte03_1703
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte03_1703/174
Zitationshilfe: Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hoffmannswaldau und anderer Deutschen auserlesener und bißher ungedruckter Gedichte. Bd. 3. Leipzig, 1703, S. 164. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte03_1703/174>, abgerufen am 18.12.2024.