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Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hoffmannswaldau und anderer Deutschen auserlesener und bißher ungedruckter Gedichte. Bd. 3. Leipzig, 1703.

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Sinn-Gedichte.
Wem zahlstu/ was dn solt/ beweiß ich nicht aus diesen
Wie schlecht du unterwiesen?


Der Jungfern gleichheit mit den
Nüssen.
DJe jungfern sind bey uns den Nüssen zu vergleichen/
Man kennt sie/ sind sie reiff/ an püschen und gesträuchen.
Wann sich die schale färbt/ so ist sie rnnd und voll/
Und ist mit beyden zeit/ daß man sie brechen soll.


Küssen.
DEr mund ist ein altar/ das opffer ist das küssen:
Des priesterthums allhier will jedermann geniessen.


Herr und knecht.
EJn herr versprach dem knecht/ daß er sein kleid soll erben/
Der knecht grief fort darnach/ und wolt es nehmen hin.
Nein/ sprach der herr/ verzieh/ biß ich gestorben bin/
So könnt ihr/ sprach der knecht/ hent oder morgen sterben.


Marott und Lentin.
MArott/ ein narr/ gieng einst Lentin dem edelmann
Zur rechten hand/ der sprach: Das steht mir gar nicht an/
Marott/ daß mir ein narr zur rechten hand soll gehen;
Mir/ sprach Marrot/ gar wohl und gieng zur lincken stehen.


Auf einen Artzt.
ES rühmte sich ein artzt/ und macht ein groß geprahl
Von seiner tiefen kunst/ von seiner cur zumahl/
Daß kein/ kein patient führ über ihn beschwerde:
Ja/ sprach ein schalck/ du stopfst ihm bald das maul mit erde.
Ein
Sinn-Gedichte.
Wem zahlſtu/ was dn ſolt/ beweiß ich nicht aus dieſen
Wie ſchlecht du unterwieſen?


Der Jungfern gleichheit mit den
Nuͤſſen.
DJe jungfern ſind bey uns den Nuͤſſen zu vergleichen/
Man kennt ſie/ ſind ſie reiff/ an puͤſchen und geſtraͤuchen.
Wann ſich die ſchale faͤrbt/ ſo iſt ſie rnnd und voll/
Und iſt mit beyden zeit/ daß man ſie brechen ſoll.


Kuͤſſen.
DEr mund iſt ein altar/ das opffer iſt das kuͤſſen:
Des prieſterthums allhier will jedermann genieſſen.


Herr und knecht.
EJn herr verſprach dem knecht/ daß er ſein kleid ſoll erben/
Der knecht grief fort darnach/ und wolt es nehmen hin.
Nein/ ſprach der herr/ verzieh/ biß ich geſtorben bin/
So koͤnnt ihr/ ſprach der knecht/ hent oder morgen ſterben.


Marott und Lentin.
MArott/ ein narr/ gieng einſt Lentin dem edelmann
Zur rechten hand/ der ſprach: Das ſteht mir gar nicht an/
Marott/ daß mir ein narr zur rechten hand ſoll gehen;
Mir/ ſprach Marrot/ gar wohl und gieng zur lincken ſtehen.


Auf einen Artzt.
ES ruͤhmte ſich ein artzt/ und macht ein groß geprahl
Von ſeiner tiefen kunſt/ von ſeiner cur zumahl/
Daß kein/ kein patient fuͤhr uͤber ihn beſchwerde:
Ja/ ſprach ein ſchalck/ du ſtopfſt ihm bald das maul mit erde.
Ein
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[125/0135] Sinn-Gedichte. Wem zahlſtu/ was dn ſolt/ beweiß ich nicht aus dieſen Wie ſchlecht du unterwieſen? Der Jungfern gleichheit mit den Nuͤſſen. DJe jungfern ſind bey uns den Nuͤſſen zu vergleichen/ Man kennt ſie/ ſind ſie reiff/ an puͤſchen und geſtraͤuchen. Wann ſich die ſchale faͤrbt/ ſo iſt ſie rnnd und voll/ Und iſt mit beyden zeit/ daß man ſie brechen ſoll. Kuͤſſen. DEr mund iſt ein altar/ das opffer iſt das kuͤſſen: Des prieſterthums allhier will jedermann genieſſen. Herr und knecht. EJn herr verſprach dem knecht/ daß er ſein kleid ſoll erben/ Der knecht grief fort darnach/ und wolt es nehmen hin. Nein/ ſprach der herr/ verzieh/ biß ich geſtorben bin/ So koͤnnt ihr/ ſprach der knecht/ hent oder morgen ſterben. Marott und Lentin. MArott/ ein narr/ gieng einſt Lentin dem edelmann Zur rechten hand/ der ſprach: Das ſteht mir gar nicht an/ Marott/ daß mir ein narr zur rechten hand ſoll gehen; Mir/ ſprach Marrot/ gar wohl und gieng zur lincken ſtehen. Auf einen Artzt. ES ruͤhmte ſich ein artzt/ und macht ein groß geprahl Von ſeiner tiefen kunſt/ von ſeiner cur zumahl/ Daß kein/ kein patient fuͤhr uͤber ihn beſchwerde: Ja/ ſprach ein ſchalck/ du ſtopfſt ihm bald das maul mit erde. Ein

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Zitationshilfe: Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hoffmannswaldau und anderer Deutschen auserlesener und bißher ungedruckter Gedichte. Bd. 3. Leipzig, 1703, S. 125. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte03_1703/135>, abgerufen am 04.05.2024.