Hofmann von Hofmannswaldau, Christian: Herrn von Hofmannswaldau und anderer Deutschen auserlesener und bißher ungedruckter Gedichte anderer Theil. Leipzig, 1697.Galante Gedichte. Jhr habet allzuviel mir itzt schon angethan/Jhr augen/ daß ichs euch aus grund des hertzens sage/ Jhr schafft mir wenig lust/ nur lauter angst und plage. Jch trete nur durch euch auf diese marter-bahn. Wie ist es/ kan ich euch ihr augen nicht bezwingen? Ach nein! ich kan nicht mehr/ hemt ich gleich euren blitz/ Es würde Lisimen sich dennoch in euch dringen/ Wo sie nicht allbereit schon in dem hertzen sitzt. Rächt/ rächt ihr augen euch/ kan sie sich in euch spielen/ So lasset Lisimen auch gleiche schmertzen fühlen. Er fand sie im grünen schlaffen. HJer liegt mein paradieß mit rosen überdeckt/Die brüste regen sich/ mich mehr und mehr zu quälen/ Der ambra steigt hervor aus ihrer süssen kälen/ Hir ligt mein paradies im grünen ausgestreckt. Komm/ geuß auf ihren mund dein perlenes confect/ Du linder Zephir du/ bring ihr die sanften seelen Aus deinen brunnen her/ mit ihr mich zu vermählen. Schlaf; aber daß sie nicht dadurch werd' aufgeweckt/ St. Dryas! St. Napee! bleibt dort in dem gepüsche/ Dieweil ich manchen kuß auf ihrem mund erwische/ Sol euer schöner chor nicht mit ihr spielen gehn? Jndessen schlafe du hier unter diesen bäumen; Sehnst du denn aber dich nach sanften liebes-träumen/ So wache plötzlich auf/ hier kanst du einen sehn. Sonnet. An die sterne wegen Barnien. JHr kinder süsser nacht/ ihr feuer-vollen brüder/ Du kleines heer der luft/ du himmels-bürgerey/ Die du durchs braune feld nach reiner melodey Erhebest deinen tantz/ und deine schöne glteder/ Wenn
Galante Gedichte. Jhr habet allzuviel mir itzt ſchon angethan/Jhr augen/ daß ichs euch aus grund des hertzens ſage/ Jhr ſchafft mir wenig luſt/ nur lauter angſt und plage. Jch trete nur durch euch auf dieſe marter-bahn. Wie iſt es/ kan ich euch ihr augen nicht bezwingen? Ach nein! ich kan nicht mehr/ hemt ich gleich euren blitz/ Es wuͤrde Liſimen ſich dennoch in euch dringen/ Wo ſie nicht allbereit ſchon in dem hertzen ſitzt. Raͤcht/ raͤcht ihr augen euch/ kan ſie ſich in euch ſpielen/ So laſſet Liſimen auch gleiche ſchmertzen fuͤhlen. Er fand ſie im gruͤnen ſchlaffen. HJer liegt mein paradieß mit roſen uͤberdeckt/Die bruͤſte regen ſich/ mich mehr und mehr zu quaͤlen/ Der ambra ſteigt hervor aus ihrer ſuͤſſen kaͤlen/ Hir ligt mein paradies im gruͤnen ausgeſtreckt. Komm/ geuß auf ihren mund dein perlenes confect/ Du linder Zephir du/ bring ihr die ſanften ſeelen Aus deinen brunnen her/ mit ihr mich zu vermaͤhlen. Schlaf; aber daß ſie nicht dadurch werd’ aufgeweckt/ St. Dryas! St. Napee! bleibt dort in dem gepuͤſche/ Dieweil ich manchen kuß auf ihrem mund erwiſche/ Sol euer ſchoͤner chor nicht mit ihr ſpielen gehn? Jndeſſen ſchlafe du hier unter dieſen baͤumen; Sehnſt du denn aber dich nach ſanften liebes-traͤumen/ So wache ploͤtzlich auf/ hier kanſt du einen ſehn. Sonnet. An die ſterne wegen Barnien. JHr kinder ſuͤſſer nacht/ ihr feuer-vollen bruͤder/ Du kleines heer der luft/ du himmels-buͤrgerey/ Die du durchs braune feld nach reiner melodey Erhebeſt deinen tantz/ und deine ſchoͤne glteder/ Wenn
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Galante Gedichte.
Jhr habet allzuviel mir itzt ſchon angethan/
Jhr augen/ daß ichs euch aus grund des hertzens ſage/
Jhr ſchafft mir wenig luſt/ nur lauter angſt und plage.
Jch trete nur durch euch auf dieſe marter-bahn.
Wie iſt es/ kan ich euch ihr augen nicht bezwingen?
Ach nein! ich kan nicht mehr/ hemt ich gleich euren blitz/
Es wuͤrde Liſimen ſich dennoch in euch dringen/
Wo ſie nicht allbereit ſchon in dem hertzen ſitzt.
Raͤcht/ raͤcht ihr augen euch/ kan ſie ſich in euch ſpielen/
So laſſet Liſimen auch gleiche ſchmertzen fuͤhlen.
Er fand ſie im gruͤnen ſchlaffen.
HJer liegt mein paradieß mit roſen uͤberdeckt/
Die bruͤſte regen ſich/ mich mehr und mehr zu quaͤlen/
Der ambra ſteigt hervor aus ihrer ſuͤſſen kaͤlen/
Hir ligt mein paradies im gruͤnen ausgeſtreckt.
Komm/ geuß auf ihren mund dein perlenes confect/
Du linder Zephir du/ bring ihr die ſanften ſeelen
Aus deinen brunnen her/ mit ihr mich zu vermaͤhlen.
Schlaf; aber daß ſie nicht dadurch werd’ aufgeweckt/
St. Dryas! St. Napee! bleibt dort in dem gepuͤſche/
Dieweil ich manchen kuß auf ihrem mund erwiſche/
Sol euer ſchoͤner chor nicht mit ihr ſpielen gehn?
Jndeſſen ſchlafe du hier unter dieſen baͤumen;
Sehnſt du denn aber dich nach ſanften liebes-traͤumen/
So wache ploͤtzlich auf/ hier kanſt du einen ſehn.
Sonnet.
An die ſterne wegen Barnien.
JHr kinder ſuͤſſer nacht/ ihr feuer-vollen bruͤder/
Du kleines heer der luft/ du himmels-buͤrgerey/
Die du durchs braune feld nach reiner melodey
Erhebeſt deinen tantz/ und deine ſchoͤne glteder/
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Zitationshilfe: | Hofmann von Hofmannswaldau, Christian: Herrn von Hofmannswaldau und anderer Deutschen auserlesener und bißher ungedruckter Gedichte anderer Theil. Leipzig, 1697, S. 16. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte02_1697/32>, abgerufen am 27.07.2024. |