Hofmann von Hofmannswaldau, Christian: Herrn von Hofmannswaldau und anderer Deutschen auserlesener und bißher ungedruckter Gedichte anderer Theil. Leipzig, 1697.
Mir aber wünsch ich glut und flammenreiche sinnen/ Ein blat mit amber-rauch und bisam-öl benetzt; Und einen kiel/ daraus Budorgis reden rinnen/ Damit der fremde reim einheimschen gleich geschätzt/ Von dir/ geehrter freund/ mit frölichen geberden/ Bey deinem freuden-fest kan durchgelesen werden. Es stund mir dazumahl ein feld der freuden offen/ Jch weiß nicht/ wie ich dich dasselbe mahl empfieng; Als ich dich reisenden zum ersten angetroffen/ Da deiner künste schiff gefüll't zu hause gieng/ Und du aus Preussen schon mit dem zurücke kommen/ Was ich mir in der Marck zu holen vorgenommen. Der inhalt dessen war: (so viel ich noch gedencke) Willkommen liebster freund/ der musen schönste zier; Du kommst vom Helicon/ wohin ich mich erst lencke/ Der Höchste leite dich/ und sey zugleich mit mir: Er lasse dich zu hauß in steten freuden schweben/ Und mir von deinem thun viel gute nachricht geben. Jch hatte kurtze zeit die fremde lufft gefühlet/ Und bey der musen-schaar mich kaum bekant gemacht; Bey Hippocrenens quell mich wenig abgekühlet/ Und der Minerva noch nicht öffters opffer bracht/ Als mir ein liebstes blat (was ich von GOtt begehrte/) Von dir/ mein hertzens-freund/ erwünschte post gewährte. Dein vetter/ der von Brieg nach Padua gegangen/ (Schrieb eine treue hand) und rühmlich disputir't; Hat von dem musen gott dort einen crantz-empfangen/ Der sein gelehrtes haupt mit schönen blumen zier't/ Jst
Mir aber wuͤnſch ich glut und flammenreiche ſinnen/ Ein blat mit amber-rauch und biſam-oͤl benetzt; Und einen kiel/ daraus Budorgis reden rinnen/ Damit der fremde reim einheimſchen gleich geſchaͤtzt/ Von dir/ geehrter freund/ mit froͤlichen geberden/ Bey deinem freuden-feſt kan durchgeleſen werden. Es ſtund mir dazumahl ein feld der freuden offen/ Jch weiß nicht/ wie ich dich daſſelbe mahl empfieng; Als ich dich reiſenden zum erſten angetroffen/ Da deiner kuͤnſte ſchiff gefuͤll’t zu hauſe gieng/ Und du aus Preuſſen ſchon mit dem zuruͤcke kommen/ Was ich mir in der Marck zu holen vorgenommen. Der inhalt deſſen war: (ſo viel ich noch gedencke) Willkommen liebſter freund/ der muſen ſchoͤnſte zier; Du kommſt vom Helicon/ wohin ich mich erſt lencke/ Der Hoͤchſte leite dich/ und ſey zugleich mit mir: Er laſſe dich zu hauß in ſteten freuden ſchweben/ Und mir von deinem thun viel gute nachricht geben. Jch hatte kurtze zeit die fremde lufft gefuͤhlet/ Und bey der muſen-ſchaar mich kaum bekant gemacht; Bey Hippocrenens quell mich wenig abgekuͤhlet/ Und der Minerva noch nicht oͤffters opffer bracht/ Als mir ein liebſtes blat (was ich von GOtt begehrte/) Von dir/ mein hertzens-freund/ erwuͤnſchte poſt gewaͤhrte. Dein vetter/ der von Brieg nach Padua gegangen/ (Schrieb eine treue hand) und ruͤhmlich diſputir’t; Hat von dem muſen gott dort einen crantz-empfangen/ Der ſein gelehrtes haupt mit ſchoͤnen blumen zier’t/ Jſt
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Hochzeit-Gedichte.
Dir wuͤnſch ich einen may voll lieblicher jeßminen/
Die keine zeit verdirbt/ und immerwaͤhrend gruͤnen.
Mir aber wuͤnſch ich glut und flammenreiche ſinnen/
Ein blat mit amber-rauch und biſam-oͤl benetzt;
Und einen kiel/ daraus Budorgis reden rinnen/
Damit der fremde reim einheimſchen gleich geſchaͤtzt/
Von dir/ geehrter freund/ mit froͤlichen geberden/
Bey deinem freuden-feſt kan durchgeleſen werden.
Es ſtund mir dazumahl ein feld der freuden offen/
Jch weiß nicht/ wie ich dich daſſelbe mahl empfieng;
Als ich dich reiſenden zum erſten angetroffen/
Da deiner kuͤnſte ſchiff gefuͤll’t zu hauſe gieng/
Und du aus Preuſſen ſchon mit dem zuruͤcke kommen/
Was ich mir in der Marck zu holen vorgenommen.
Der inhalt deſſen war: (ſo viel ich noch gedencke)
Willkommen liebſter freund/ der muſen ſchoͤnſte zier;
Du kommſt vom Helicon/ wohin ich mich erſt lencke/
Der Hoͤchſte leite dich/ und ſey zugleich mit mir:
Er laſſe dich zu hauß in ſteten freuden ſchweben/
Und mir von deinem thun viel gute nachricht geben.
Jch hatte kurtze zeit die fremde lufft gefuͤhlet/
Und bey der muſen-ſchaar mich kaum bekant gemacht;
Bey Hippocrenens quell mich wenig abgekuͤhlet/
Und der Minerva noch nicht oͤffters opffer bracht/
Als mir ein liebſtes blat (was ich von GOtt begehrte/)
Von dir/ mein hertzens-freund/ erwuͤnſchte poſt gewaͤhrte.
Dein vetter/ der von Brieg nach Padua gegangen/
(Schrieb eine treue hand) und ruͤhmlich diſputir’t;
Hat von dem muſen gott dort einen crantz-empfangen/
Der ſein gelehrtes haupt mit ſchoͤnen blumen zier’t/
Jſt
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