Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hoffmannswaldau, Christian Hoffmann von: Herrn von Hoffmannswaldau und andrer Deutschen auserlesene und bißher ungedruckte Gedichte. [Bd. 1]. Leipzig, 1695.

Bild:
<< vorherige Seite
Galante Gedichte.
7.
So war das spiel verstört. Trag aber keinen groll/
Zeig mir die würffel nur/ im fall ich spielen soll.
Ihr mädgen lernet diß/ die ihr mich spielen seht/
Ich hab den besten stein in meiner liebsten bret.

1.
NIcht schäme dich/ du saubere Melinde/
Daß deine zarte reinligkeit
Der feuchte mond verweist in eine binde/
Und dir den bunten einfluß dräut.
Der grosse belt hegt ebb' und flut/
Was wunder/ wenns der mensch der kleine thut.
2.
Die röthligkeit bey deinen bunten sachen
Hat niemahls deinen schooß versehrt.
Wie muscheln sich durch purpur theuer machen/
So macht dein schnecken-blut dich werth.
Wer liebt dein dinten-meer wohl nicht/
Weil man daraus corallen zincken bricht.
3.
Nur einmahl bringt das gantze jahr uns nelcken/
Dein blumen-busch bringts monatlich/
Dein rosen-strauch mag nicht verwelcken/
Sein dorn der hält bey dir nicht stich/
Denn was die sanfften blätter macht/
Das ist ein thau von der johannis-nacht.
4.
Kanst du gleich nicht die hurtgen lenden rühren/
Lobt man dich doch im stille stehn/
Der augenblau wird leichtlich sich verlieren/
Denn wirst du seyn noch eins so schön.
Man sammlet/ spricht die gantze welt/
Viel besser frucht/ wenn starcke blüte fällt.
5.
Laß mich darum doch keine fasten halten/
Ein könig nimmt den schranck zwar ein/
Doch muß er fort/ wenn sich die wasser spalten/
Der geist muß ausgestossen seyn.
Ma[n]
Galante Gedichte.
7.
So war das ſpiel verſtoͤrt. Trag aber keinen groll/
Zeig mir die wuͤrffel nur/ im fall ich ſpielen ſoll.
Ihr maͤdgen lernet diß/ die ihr mich ſpielen ſeht/
Ich hab den beſten ſtein in meiner liebſten bret.

1.
NIcht ſchaͤme dich/ du ſaubere Melinde/
Daß deine zarte reinligkeit
Der feuchte mond verweiſt in eine binde/
Und dir den bunten einfluß draͤut.
Der groſſe belt hegt ebb’ und flut/
Was wunder/ wenns der menſch der kleine thut.
2.
Die roͤthligkeit bey deinen bunten ſachen
Hat niemahls deinen ſchooß verſehrt.
Wie muſcheln ſich durch purpur theuer machen/
So macht dein ſchnecken-blut dich werth.
Wer liebt dein dinten-meer wohl nicht/
Weil man daraus corallen zincken bricht.
3.
Nur einmahl bringt das gantze jahr uns nelcken/
Dein blumen-buſch bringts monatlich/
Dein roſen-ſtrauch mag nicht verwelcken/
Sein dorn der haͤlt bey dir nicht ſtich/
Denn was die ſanfften blaͤtter macht/
Das iſt ein thau von der johannis-nacht.
4.
Kanſt du gleich nicht die hurtgen lenden ruͤhren/
Lobt man dich doch im ſtille ſtehn/
Der augenblau wird leichtlich ſich verlieren/
Denn wirſt du ſeyn noch eins ſo ſchoͤn.
Man ſammlet/ ſpricht die gantze welt/
Viel beſſer frucht/ wenn ſtarcke bluͤte faͤllt.
5.
Laß mich darum doch keine faſten halten/
Ein koͤnig nimmt den ſchranck zwar ein/
Doch muß er fort/ wenn ſich die waſſer ſpalten/
Der geiſt muß ausgeſtoſſen ſeyn.
Ma[n]
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <lg type="poem">
          <pb facs="#f0078" n="34"/>
          <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#fr">Galante Gedichte.</hi> </fw><lb/>
          <lg n="7">
            <head>7.</head><lb/>
            <l>So war das &#x017F;piel ver&#x017F;to&#x0364;rt. Trag aber keinen groll/</l><lb/>
            <l>Zeig mir die wu&#x0364;rffel nur/ im fall ich &#x017F;pielen &#x017F;oll.</l><lb/>
            <l>Ihr ma&#x0364;dgen lernet diß/ die ihr mich &#x017F;pielen &#x017F;eht/</l><lb/>
            <l>Ich hab den be&#x017F;ten &#x017F;tein in meiner lieb&#x017F;ten bret.</l>
          </lg>
        </lg><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
        <lg type="poem">
          <lg n="1">
            <head>1.</head><lb/>
            <l><hi rendition="#in">N</hi>Icht &#x017F;cha&#x0364;me dich/ du &#x017F;aubere Melinde/</l><lb/>
            <l>Daß deine zarte reinligkeit</l><lb/>
            <l>Der feuchte mond verwei&#x017F;t in eine binde/</l><lb/>
            <l>Und dir den bunten einfluß dra&#x0364;ut.</l><lb/>
            <l>Der gro&#x017F;&#x017F;e belt hegt ebb&#x2019; und flut/</l><lb/>
            <l>Was wunder/ wenns der men&#x017F;ch der kleine thut.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="2">
            <head>2.</head><lb/>
            <l>Die ro&#x0364;thligkeit bey deinen bunten &#x017F;achen</l><lb/>
            <l>Hat niemahls deinen &#x017F;chooß ver&#x017F;ehrt.</l><lb/>
            <l>Wie mu&#x017F;cheln &#x017F;ich durch purpur theuer machen/</l><lb/>
            <l>So macht dein &#x017F;chnecken-blut dich werth.</l><lb/>
            <l>Wer liebt dein dinten-meer wohl nicht/</l><lb/>
            <l>Weil man daraus corallen zincken bricht.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="3">
            <head>3.</head><lb/>
            <l>Nur einmahl bringt das gantze jahr uns nelcken/</l><lb/>
            <l>Dein blumen-bu&#x017F;ch bringts monatlich/</l><lb/>
            <l>Dein ro&#x017F;en-&#x017F;trauch mag nicht verwelcken/</l><lb/>
            <l>Sein dorn der ha&#x0364;lt bey dir nicht &#x017F;tich/</l><lb/>
            <l>Denn was die &#x017F;anfften bla&#x0364;tter macht/</l><lb/>
            <l>Das i&#x017F;t ein thau von der johannis-nacht.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="4">
            <head>4.</head><lb/>
            <l>Kan&#x017F;t du gleich nicht die hurtgen lenden ru&#x0364;hren/</l><lb/>
            <l>Lobt man dich doch im &#x017F;tille &#x017F;tehn/</l><lb/>
            <l>Der augenblau wird leichtlich &#x017F;ich verlieren/</l><lb/>
            <l>Denn wir&#x017F;t du &#x017F;eyn noch eins &#x017F;o &#x017F;cho&#x0364;n.</l><lb/>
            <l>Man &#x017F;ammlet/ &#x017F;pricht die gantze welt/</l><lb/>
            <l>Viel be&#x017F;&#x017F;er frucht/ wenn &#x017F;tarcke blu&#x0364;te fa&#x0364;llt.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="5">
            <head>5.</head><lb/>
            <l>Laß mich darum doch keine fa&#x017F;ten halten/</l><lb/>
            <l>Ein ko&#x0364;nig nimmt den &#x017F;chranck zwar ein/</l><lb/>
            <l>Doch muß er fort/ wenn &#x017F;ich die wa&#x017F;&#x017F;er &#x017F;palten/</l><lb/>
            <l>Der gei&#x017F;t muß ausge&#x017F;to&#x017F;&#x017F;en &#x017F;eyn.</l><lb/>
            <fw place="bottom" type="catch">Ma<supplied>n</supplied></fw><lb/>
          </lg>
        </lg>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[34/0078] Galante Gedichte. 7. So war das ſpiel verſtoͤrt. Trag aber keinen groll/ Zeig mir die wuͤrffel nur/ im fall ich ſpielen ſoll. Ihr maͤdgen lernet diß/ die ihr mich ſpielen ſeht/ Ich hab den beſten ſtein in meiner liebſten bret. 1. NIcht ſchaͤme dich/ du ſaubere Melinde/ Daß deine zarte reinligkeit Der feuchte mond verweiſt in eine binde/ Und dir den bunten einfluß draͤut. Der groſſe belt hegt ebb’ und flut/ Was wunder/ wenns der menſch der kleine thut. 2. Die roͤthligkeit bey deinen bunten ſachen Hat niemahls deinen ſchooß verſehrt. Wie muſcheln ſich durch purpur theuer machen/ So macht dein ſchnecken-blut dich werth. Wer liebt dein dinten-meer wohl nicht/ Weil man daraus corallen zincken bricht. 3. Nur einmahl bringt das gantze jahr uns nelcken/ Dein blumen-buſch bringts monatlich/ Dein roſen-ſtrauch mag nicht verwelcken/ Sein dorn der haͤlt bey dir nicht ſtich/ Denn was die ſanfften blaͤtter macht/ Das iſt ein thau von der johannis-nacht. 4. Kanſt du gleich nicht die hurtgen lenden ruͤhren/ Lobt man dich doch im ſtille ſtehn/ Der augenblau wird leichtlich ſich verlieren/ Denn wirſt du ſeyn noch eins ſo ſchoͤn. Man ſammlet/ ſpricht die gantze welt/ Viel beſſer frucht/ wenn ſtarcke bluͤte faͤllt. 5. Laß mich darum doch keine faſten halten/ Ein koͤnig nimmt den ſchranck zwar ein/ Doch muß er fort/ wenn ſich die waſſer ſpalten/ Der geiſt muß ausgeſtoſſen ſeyn. Man

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte01_1695
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte01_1695/78
Zitationshilfe: Hoffmannswaldau, Christian Hoffmann von: Herrn von Hoffmannswaldau und andrer Deutschen auserlesene und bißher ungedruckte Gedichte. [Bd. 1]. Leipzig, 1695, S. 34. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte01_1695/78>, abgerufen am 22.11.2024.