Hoffmannswaldau, Christian Hoffmann von: Herrn von Hoffmannswaldau und andrer Deutschen auserlesene und bißher ungedruckte Gedichte. [Bd. 1]. Leipzig, 1695.Vermischte Arien. WEr auff schwüre bauet/ Und auff worte trauet/ So die zeit zerbricht/ Dem gelückt es nicht; Ja wird leichtlich nein/ Und ein falscher schein Reißt offt allen fürsatz ein. Zirckel der gedancken Können leichtlich wancken/ Und der liebe-schluß Hält nicht lange fuß. Was die welt erfreut/ Nennt die leichte zeit Wechsel der ergetzligkeit. Allzu lange sonne Machet schlechte wonne/ Muscateller must/ Ja die höchste lust Bringet dem verdruß/ Der mit überfluß Solches stets geniessen muß. Honig wird zu gallen/ Greul will dem gefallen An der seite stehn/ Und zu nechste gehn. Mancher blume pracht/ Heut/ als gold geacht/ Wird in kurtzer zeit verlacht. Wer nicht menschen kennet Meynt/ daß alles brennet/ Was da feuer rufft. Ach/ der hertzen grufft! Den die treu entweicht/ Die viel list durchschleicht/ Hat kein maaß noch bley erreicht. Dieser
Vermiſchte Arien. WEr auff ſchwuͤre bauet/ Und auff worte trauet/ So die zeit zerbricht/ Dem geluͤckt es nicht; Ja wird leichtlich nein/ Und ein falſcher ſchein Reißt offt allen fuͤrſatz ein. Zirckel der gedancken Koͤnnen leichtlich wancken/ Und der liebe-ſchluß Haͤlt nicht lange fuß. Was die welt erfreut/ Nennt die leichte zeit Wechſel der ergetzligkeit. Allzu lange ſonne Machet ſchlechte wonne/ Muſcateller muſt/ Ja die hoͤchſte luſt Bringet dem verdruß/ Der mit uͤberfluß Solches ſtets genieſſen muß. Honig wird zu gallen/ Greul will dem gefallen An der ſeite ſtehn/ Und zu nechſte gehn. Mancher blume pracht/ Heut/ als gold geacht/ Wird in kurtzer zeit verlacht. Wer nicht menſchen kennet Meynt/ daß alles brennet/ Was da feuer rufft. Ach/ der hertzen grufft! Den die treu entweicht/ Die viel liſt durchſchleicht/ Hat kein maaß noch bley erreicht. Dieſer
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Vermiſchte Arien.
WEr auff ſchwuͤre bauet/
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So die zeit zerbricht/
Dem geluͤckt es nicht;
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Und ein falſcher ſchein
Reißt offt allen fuͤrſatz ein.
Zirckel der gedancken
Koͤnnen leichtlich wancken/
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Haͤlt nicht lange fuß.
Was die welt erfreut/
Nennt die leichte zeit
Wechſel der ergetzligkeit.
Allzu lange ſonne
Machet ſchlechte wonne/
Muſcateller muſt/
Ja die hoͤchſte luſt
Bringet dem verdruß/
Der mit uͤberfluß
Solches ſtets genieſſen muß.
Honig wird zu gallen/
Greul will dem gefallen
An der ſeite ſtehn/
Und zu nechſte gehn.
Mancher blume pracht/
Heut/ als gold geacht/
Wird in kurtzer zeit verlacht.
Wer nicht menſchen kennet
Meynt/ daß alles brennet/
Was da feuer rufft.
Ach/ der hertzen grufft!
Den die treu entweicht/
Die viel liſt durchſchleicht/
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