Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hoffmannswaldau, Christian Hoffmann von: Herrn von Hoffmannswaldau und andrer Deutschen auserlesene und bißher ungedruckte Gedichte. [Bd. 1]. Leipzig, 1695.

Bild:
<< vorherige Seite

Vermischte Gedichte.
Wohl uns! erklang hierauff die Mosel und der Rhein/
Nun weißheit käyser ist und Musen fürsten seyn.


Ernst August/ Churfürst in Braun-
sweig und in Lüneburg
Durch versetzung der buchstaben:
Glaub!
Uns Teutschen wirstu ru/ aus Un-

gern fride bringen.


Abbildung einer tugendhafften
wittib.
SIe ist ein rauten-zweig/ an den kein gifft sich leget/
Ein feld/ das ehren-preiß vor liebe-stöckel träget:
Ein keuscher wunder-strahl der sonnen wahrer zucht/
Da die gelegenheit sich zu verbergen sucht.
Ein reines paradiß/ und engel auch daneben/
Das keine schlange läst in seiner gegend schweben:
Ein ancker/ der nach thau des milden himmels schmeckt:
Ein gleiches spiegel-glaß/ daß nicht die welt befleckt:
Ein pfenning/ der nicht mehr als ein gepräge leidet:
Ein schaaff/ daß allzeit sich in himmels-schlüsseln weidet;
Und dessen keuscher leib nur einen hirten kennt;
Ein weisses ehren-licht/ so GOtt zu dienste brennt.
Ein geist/ der sich mit nichts als einsamkeit vermählet:
Ein hertze von der zucht zu einem thron erwählet:
Der laster sterbe-hauß/ der tugend schloß und sitz/
Daran der himmel schreibt: allhier wohnt nichts als witz.
Ein

Vermiſchte Gedichte.
Wohl uns! erklang hierauff die Moſel und der Rhein/
Nun weißheit kaͤyſer iſt und Muſen fuͤrſten ſeyn.


Ernſt Auguſt/ Churfuͤrſt in Braun-
ſweig und in Luͤneburg
Durch verſetzung der buchſtaben:
Glaub!
Uns Teutſchen wirſtu ru/ aus Un-

gern fride bringen.


Abbildung einer tugendhafften
wittib.
SIe iſt ein rauten-zweig/ an den kein gifft ſich leget/
Ein feld/ das ehren-preiß vor liebe-ſtoͤckel traͤget:
Ein keuſcher wunder-ſtrahl der ſonnen wahrer zucht/
Da die gelegenheit ſich zu verbergen ſucht.
Ein reines paradiß/ und engel auch daneben/
Das keine ſchlange laͤſt in ſeiner gegend ſchweben:
Ein ancker/ der nach thau des milden himmels ſchmeckt:
Ein gleiches ſpiegel-glaß/ daß nicht die welt befleckt:
Ein pfenning/ der nicht mehr als ein gepraͤge leidet:
Ein ſchaaff/ daß allzeit ſich in himmels-ſchluͤſſeln weidet;
Und deſſen keuſcher leib nur einen hirten kennt;
Ein weiſſes ehren-licht/ ſo GOtt zu dienſte brennt.
Ein geiſt/ der ſich mit nichts als einſamkeit vermaͤhlet:
Ein hertze von der zucht zu einem thron erwaͤhlet:
Der laſter ſterbe-hauß/ der tugend ſchloß und ſitz/
Daran der himmel ſchreibt: allhier wohnt nichts als witz.
Ein
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <lg type="poem">
          <lg n="2">
            <pb facs="#f0252" n="208"/>
            <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#fr">Vermi&#x017F;chte Gedichte.</hi> </fw><lb/>
            <l>Wohl uns! erklang hierauff die Mo&#x017F;el und der Rhein/</l><lb/>
            <l>Nun weißheit ka&#x0364;y&#x017F;er i&#x017F;t und Mu&#x017F;en fu&#x0364;r&#x017F;ten &#x017F;eyn.</l>
          </lg>
        </lg><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
        <p> <hi rendition="#c"><hi rendition="#b">Ern&#x017F;t Augu&#x017F;t/ Churfu&#x0364;r&#x017F;t in Braun-</hi><lb/>
&#x017F;weig und in Lu&#x0364;neburg<lb/>
Durch ver&#x017F;etzung der buch&#x017F;taben:<lb/><hi rendition="#b">Glaub!<lb/>
Uns Teut&#x017F;chen wir&#x017F;tu ru/ aus Un-</hi><lb/>
gern fride bringen.</hi> </p><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
        <lg type="poem">
          <head><hi rendition="#b">Abbildung einer tugendhafften</hi><lb/>
wittib.</head><lb/>
          <byline> <hi rendition="#c">C. H. V. H.</hi> </byline><lb/>
          <lg n="1">
            <l><hi rendition="#in">S</hi>Ie i&#x017F;t ein rauten-zweig/ an den kein gifft &#x017F;ich leget/</l><lb/>
            <l>Ein feld/ das ehren-preiß vor liebe-&#x017F;to&#x0364;ckel tra&#x0364;get:</l><lb/>
            <l>Ein keu&#x017F;cher wunder-&#x017F;trahl der &#x017F;onnen wahrer zucht/</l><lb/>
            <l>Da die gelegenheit &#x017F;ich zu verbergen &#x017F;ucht.</l><lb/>
            <l>Ein reines paradiß/ und engel auch daneben/</l><lb/>
            <l>Das keine &#x017F;chlange la&#x0364;&#x017F;t in &#x017F;einer gegend &#x017F;chweben:</l><lb/>
            <l>Ein ancker/ der nach thau des milden himmels &#x017F;chmeckt:</l><lb/>
            <l>Ein gleiches &#x017F;piegel-glaß/ daß nicht die welt befleckt:</l><lb/>
            <l>Ein pfenning/ der nicht mehr als ein gepra&#x0364;ge leidet:</l><lb/>
            <l>Ein &#x017F;chaaff/ daß allzeit &#x017F;ich in himmels-&#x017F;chlu&#x0364;&#x017F;&#x017F;eln weidet;</l><lb/>
            <l>Und de&#x017F;&#x017F;en keu&#x017F;cher leib nur einen hirten kennt;</l><lb/>
            <l>Ein wei&#x017F;&#x017F;es ehren-licht/ &#x017F;o GOtt zu dien&#x017F;te brennt.</l><lb/>
            <l>Ein gei&#x017F;t/ der &#x017F;ich mit nichts als ein&#x017F;amkeit verma&#x0364;hlet:</l><lb/>
            <l>Ein hertze von der zucht zu einem thron erwa&#x0364;hlet:</l><lb/>
            <l>Der la&#x017F;ter &#x017F;terbe-hauß/ der tugend &#x017F;chloß und &#x017F;itz/</l><lb/>
            <l>Daran der himmel &#x017F;chreibt: allhier wohnt nichts als witz.</l><lb/>
            <fw place="bottom" type="catch">Ein</fw><lb/>
          </lg>
        </lg>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[208/0252] Vermiſchte Gedichte. Wohl uns! erklang hierauff die Moſel und der Rhein/ Nun weißheit kaͤyſer iſt und Muſen fuͤrſten ſeyn. Ernſt Auguſt/ Churfuͤrſt in Braun- ſweig und in Luͤneburg Durch verſetzung der buchſtaben: Glaub! Uns Teutſchen wirſtu ru/ aus Un- gern fride bringen. Abbildung einer tugendhafften wittib. C. H. V. H. SIe iſt ein rauten-zweig/ an den kein gifft ſich leget/ Ein feld/ das ehren-preiß vor liebe-ſtoͤckel traͤget: Ein keuſcher wunder-ſtrahl der ſonnen wahrer zucht/ Da die gelegenheit ſich zu verbergen ſucht. Ein reines paradiß/ und engel auch daneben/ Das keine ſchlange laͤſt in ſeiner gegend ſchweben: Ein ancker/ der nach thau des milden himmels ſchmeckt: Ein gleiches ſpiegel-glaß/ daß nicht die welt befleckt: Ein pfenning/ der nicht mehr als ein gepraͤge leidet: Ein ſchaaff/ daß allzeit ſich in himmels-ſchluͤſſeln weidet; Und deſſen keuſcher leib nur einen hirten kennt; Ein weiſſes ehren-licht/ ſo GOtt zu dienſte brennt. Ein geiſt/ der ſich mit nichts als einſamkeit vermaͤhlet: Ein hertze von der zucht zu einem thron erwaͤhlet: Der laſter ſterbe-hauß/ der tugend ſchloß und ſitz/ Daran der himmel ſchreibt: allhier wohnt nichts als witz. Ein

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte01_1695
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte01_1695/252
Zitationshilfe: Hoffmannswaldau, Christian Hoffmann von: Herrn von Hoffmannswaldau und andrer Deutschen auserlesene und bißher ungedruckte Gedichte. [Bd. 1]. Leipzig, 1695, S. 208. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte01_1695/252>, abgerufen am 23.11.2024.