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Hoffmannswaldau, Christian Hoffmann von: Herrn von Hoffmannswaldau und andrer Deutschen auserlesene und bißher ungedruckte Gedichte. [Bd. 1]. Leipzig, 1695.

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Vorrede.
mannswaldau und Lohenstein stelle/ so dürffte ich
fast von ihm und seines gleichen das urthel fällen/
was man vor zeiten von denen helden des königs
Davids sagte: Sie waren zwar grosse helden/
aber sie kamen nicht an die zahl der drey. Denn
diese haben nicht allein den Opitz weit glücklicher
als Flemming gefolget; sondern in gewissen stücken
auch übertroffen. Und zwar/ was den Herrn
Gryphius belanget/ so ist unstreitig/ daß seine ge-
lehrsamkeit unmäßlich/ sein verstand unvergleich-
lich/ und so wohl in erfindung als ausbildung der
dinge sehr hurtig und schnell gewesen. Seine Tra-
goedi
en sind voller krafft/ alle bey-wörter wohl
ausgesonnen/ und wenn ich die warheit sagen soll/
so männlich/ nachdrücklich und donnernd/ daß es
ihm keiner von allen seinen nachfolgern hierinnen
gleich gethan. In bewegung und vorstellung der
affecten hat er ebenfalls etwas sonderliches. Ich
will dessen nur ein exempel geben; p. 11. klaget die
verlassene wittib des ermordeten Leo Armenius
folgender gestalt:

Du schwefel-lichte brunst der donner-harten flammen/
Schlag loß/ schlag über sie/ schlag über uns zusammen!
Brich abgrund/ brich entzwey/ und schlucke/ kan es seyn/
Du klufft der ewigkeit/ uns und die mörder ein.
Wir irren/ nein nicht sie! nur uns/ nur uns alleine/
Sie auch! doch fern von uns. Wer weinen kan/ der weine
Der augen qvell erstarrt. Wie ists? Wird unser hertz
In harten stahl verkehrt? rückt uns der grimme schmertz
Das fühlen aus der brust? Wird unser leib zur leichen?
Komm/ wo der wetter-strahl das haupt nicht will erreichen/
Wofern

Vorrede.
mannswaldau und Lohenſtein ſtelle/ ſo duͤrffte ich
faſt von ihm und ſeines gleichen das urthel faͤllen/
was man vor zeiten von denen helden des koͤnigs
Davids ſagte: Sie waren zwar groſſe helden/
aber ſie kamen nicht an die zahl der drey. Denn
dieſe haben nicht allein den Opitz weit gluͤcklicher
als Flemming gefolget; ſondern in gewiſſen ſtuͤcken
auch uͤbertroffen. Und zwar/ was den Herrn
Gryphius belanget/ ſo iſt unſtreitig/ daß ſeine ge-
lehrſamkeit unmaͤßlich/ ſein verſtand unvergleich-
lich/ und ſo wohl in erfindung als ausbildung der
dinge ſehr hurtig und ſchnell geweſen. Seine Tra-
gœdi
en ſind voller krafft/ alle bey-woͤrter wohl
ausgeſonnen/ und wenn ich die warheit ſagen ſoll/
ſo maͤnnlich/ nachdruͤcklich und donnernd/ daß es
ihm keiner von allen ſeinen nachfolgern hierinnen
gleich gethan. In bewegung und vorſtellung der
affecten hat er ebenfalls etwas ſonderliches. Ich
will deſſen nur ein exempel geben; p. 11. klaget die
verlaſſene wittib des ermordeten Leo Armenius
folgender geſtalt:

Du ſchwefel-lichte brunſt der donner-harten flammen/
Schlag loß/ ſchlag uͤber ſie/ ſchlag uͤber uns zuſammen!
Brich abgrund/ brich entzwey/ und ſchlucke/ kan es ſeyn/
Du klufft der ewigkeit/ uns und die moͤrder ein.
Wir irren/ nein nicht ſie! nur uns/ nur uns alleine/
Sie auch! doch fern von uns. Wer weinen kan/ der weine
Der augen qvell erſtarrt. Wie iſts? Wird unſer hertz
In harten ſtahl verkehrt? ruͤckt uns der grimme ſchmertz
Das fuͤhlen aus der bruſt? Wird unſer leib zur leichen?
Komm/ wo der wetter-ſtrahl das haupt nicht will erreichen/
Wofern
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[0024] Vorrede. mannswaldau und Lohenſtein ſtelle/ ſo duͤrffte ich faſt von ihm und ſeines gleichen das urthel faͤllen/ was man vor zeiten von denen helden des koͤnigs Davids ſagte: Sie waren zwar groſſe helden/ aber ſie kamen nicht an die zahl der drey. Denn dieſe haben nicht allein den Opitz weit gluͤcklicher als Flemming gefolget; ſondern in gewiſſen ſtuͤcken auch uͤbertroffen. Und zwar/ was den Herrn Gryphius belanget/ ſo iſt unſtreitig/ daß ſeine ge- lehrſamkeit unmaͤßlich/ ſein verſtand unvergleich- lich/ und ſo wohl in erfindung als ausbildung der dinge ſehr hurtig und ſchnell geweſen. Seine Tra- gœdien ſind voller krafft/ alle bey-woͤrter wohl ausgeſonnen/ und wenn ich die warheit ſagen ſoll/ ſo maͤnnlich/ nachdruͤcklich und donnernd/ daß es ihm keiner von allen ſeinen nachfolgern hierinnen gleich gethan. In bewegung und vorſtellung der affecten hat er ebenfalls etwas ſonderliches. Ich will deſſen nur ein exempel geben; p. 11. klaget die verlaſſene wittib des ermordeten Leo Armenius folgender geſtalt: Du ſchwefel-lichte brunſt der donner-harten flammen/ Schlag loß/ ſchlag uͤber ſie/ ſchlag uͤber uns zuſammen! Brich abgrund/ brich entzwey/ und ſchlucke/ kan es ſeyn/ Du klufft der ewigkeit/ uns und die moͤrder ein. Wir irren/ nein nicht ſie! nur uns/ nur uns alleine/ Sie auch! doch fern von uns. Wer weinen kan/ der weine Der augen qvell erſtarrt. Wie iſts? Wird unſer hertz In harten ſtahl verkehrt? ruͤckt uns der grimme ſchmertz Das fuͤhlen aus der bruſt? Wird unſer leib zur leichen? Komm/ wo der wetter-ſtrahl das haupt nicht will erreichen/ Wofern

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Zitationshilfe: Hoffmannswaldau, Christian Hoffmann von: Herrn von Hoffmannswaldau und andrer Deutschen auserlesene und bißher ungedruckte Gedichte. [Bd. 1]. Leipzig, 1695, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte01_1695/24>, abgerufen am 27.11.2024.