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Hoffmannswaldau, Christian Hoffmann von: Herrn von Hoffmannswaldau und andrer Deutschen auserlesene und bißher ungedruckte Gedichte. [Bd. 1]. Leipzig, 1695.

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Hochzeit-Gedichte.
Was wunder ist es denn/ daß euch/ geehrtes paar/
Das anmuths-volle garn der liebes-lust umschlossen?
Weil diese süsse noth unüberwindlich war/
Und eur gefängniß selbst aus Adams schooß geflossen.
Was fleisch ist/ sauget auch vom fleische seine krafft/
Und wer ist der mir will mit worten widerstreben?
Daß nicht/ weil Eva sich am apffel hat vergafft/
Die engel oben nur/ und unten menschen leben?
Ihr thut/ was die natur auff erden eingesetzt/
Was selbst der himmel hat in eure brust geschrieben;
Was auch das Alterthum vor reine lust geschätzt/
Und fast vor aller welt ist unverworffen blieben.
Drum kan der himmel euch auch nicht zuwider seyn.
Das glücke wird euch stets in vollen ampeln brennen/
Und dieser zeiten gifft wird durch der sorgen pein/
So wenig eure lust/ als die gemüther trennen;
Wo euer füß hintritt/ da werden rosen stehn/
Doch solt ihr beyde nicht die scharffe dornen f[ü]hlen;
Sie soll als eine braut in balsam-ströhmen gehn/
Und er soll lebens-lang mit jungfer-äpffeln spielen.
Wo hätt' ihr besser wohl eur leben angebracht?
Wie solt eur freuden-baum wohl andre früchte tragen/
Als itzt/ da eure lust in voller blüte lacht/
Und eure liebe muß in tausend knospen schlagen?
Seyd eurem glücke nur nicht selber hinderlich/
Und laßt den perlen-thau nicht in der lufft zerfliegen/
Denn freut euch beyderseits/ wenn um Jacobi sich
Ein junger Perlitz wird in seiner muschel wiegen.


An Sr. Excellentz/
den Herrn geheimden Rath Stryck/

über die vermählung seines Herrn Sohns/ mit
Tit. Jungf. Alexanderin.
ICh habe/ grosser mann/ zehn jahre dich gekannt/
Und drey jahr dich gehört; gleichwohl ist meine hand/
Die manchem stümper offt ein ehren-lied geschrieben/
Dir dein verdientes lob mit fleisse schuldig blieben.
Mit
H 2

Hochzeit-Gedichte.
Was wunder iſt es denn/ daß euch/ geehrtes paar/
Das anmuths-volle garn der liebes-luſt umſchloſſen?
Weil dieſe ſuͤſſe noth unuͤberwindlich war/
Und eur gefaͤngniß ſelbſt aus Adams ſchooß gefloſſen.
Was fleiſch iſt/ ſauget auch vom fleiſche ſeine krafft/
Und wer iſt der mir will mit worten widerſtreben?
Daß nicht/ weil Eva ſich am apffel hat vergafft/
Die engel oben nur/ und unten menſchen leben?
Ihr thut/ was die natur auff erden eingeſetzt/
Was ſelbſt der himmel hat in eure bruſt geſchrieben;
Was auch das Alterthum vor reine luſt geſchaͤtzt/
Und faſt vor aller welt iſt unverworffen blieben.
Drum kan der himmel euch auch nicht zuwider ſeyn.
Das gluͤcke wird euch ſtets in vollen ampeln brennen/
Und dieſer zeiten gifft wird durch der ſorgen pein/
So wenig eure luſt/ als die gemuͤther trennen;
Wo euer fuͤß hintritt/ da werden roſen ſtehn/
Doch ſolt ihr beyde nicht die ſcharffe dornen f[uͤ]hlen;
Sie ſoll als eine braut in balſam-ſtroͤhmen gehn/
Und er ſoll lebens-lang mit jungfer-aͤpffeln ſpielen.
Wo haͤtt’ ihr beſſer wohl eur leben angebracht?
Wie ſolt eur freuden-baum wohl andre fruͤchte tragen/
Als itzt/ da eure luſt in voller bluͤte lacht/
Und eure liebe muß in tauſend knoſpen ſchlagen?
Seyd eurem gluͤcke nur nicht ſelber hinderlich/
Und laßt den perlen-thau nicht in der lufft zerfliegen/
Denn freut euch beyderſeits/ wenn um Jacobi ſich
Ein junger Perlitz wird in ſeiner muſchel wiegen.


An Sr. Excellentz/
den Herrn geheimden Rath Stryck/

uͤber die vermaͤhlung ſeines Herrn Sohns/ mit
Tit. Jungf. Alexanderin.
ICh habe/ groſſer mann/ zehn jahre dich gekannt/
Und drey jahr dich gehoͤrt; gleichwohl iſt meine hand/
Die manchem ſtuͤmper offt ein ehren-lied geſchrieben/
Dir dein verdientes lob mit fleiſſe ſchuldig blieben.
Mit
H 2
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[115/0159] Hochzeit-Gedichte. Was wunder iſt es denn/ daß euch/ geehrtes paar/ Das anmuths-volle garn der liebes-luſt umſchloſſen? Weil dieſe ſuͤſſe noth unuͤberwindlich war/ Und eur gefaͤngniß ſelbſt aus Adams ſchooß gefloſſen. Was fleiſch iſt/ ſauget auch vom fleiſche ſeine krafft/ Und wer iſt der mir will mit worten widerſtreben? Daß nicht/ weil Eva ſich am apffel hat vergafft/ Die engel oben nur/ und unten menſchen leben? Ihr thut/ was die natur auff erden eingeſetzt/ Was ſelbſt der himmel hat in eure bruſt geſchrieben; Was auch das Alterthum vor reine luſt geſchaͤtzt/ Und faſt vor aller welt iſt unverworffen blieben. Drum kan der himmel euch auch nicht zuwider ſeyn. Das gluͤcke wird euch ſtets in vollen ampeln brennen/ Und dieſer zeiten gifft wird durch der ſorgen pein/ So wenig eure luſt/ als die gemuͤther trennen; Wo euer fuͤß hintritt/ da werden roſen ſtehn/ Doch ſolt ihr beyde nicht die ſcharffe dornen fuͤhlen; Sie ſoll als eine braut in balſam-ſtroͤhmen gehn/ Und er ſoll lebens-lang mit jungfer-aͤpffeln ſpielen. Wo haͤtt’ ihr beſſer wohl eur leben angebracht? Wie ſolt eur freuden-baum wohl andre fruͤchte tragen/ Als itzt/ da eure luſt in voller bluͤte lacht/ Und eure liebe muß in tauſend knoſpen ſchlagen? Seyd eurem gluͤcke nur nicht ſelber hinderlich/ Und laßt den perlen-thau nicht in der lufft zerfliegen/ Denn freut euch beyderſeits/ wenn um Jacobi ſich Ein junger Perlitz wird in ſeiner muſchel wiegen. An Sr. Excellentz/ den Herrn geheimden Rath Stryck/ uͤber die vermaͤhlung ſeines Herrn Sohns/ mit Tit. Jungf. Alexanderin. B. N. ICh habe/ groſſer mann/ zehn jahre dich gekannt/ Und drey jahr dich gehoͤrt; gleichwohl iſt meine hand/ Die manchem ſtuͤmper offt ein ehren-lied geſchrieben/ Dir dein verdientes lob mit fleiſſe ſchuldig blieben. Mit H 2

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Zitationshilfe: Hoffmannswaldau, Christian Hoffmann von: Herrn von Hoffmannswaldau und andrer Deutschen auserlesene und bißher ungedruckte Gedichte. [Bd. 1]. Leipzig, 1695, S. 115. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte01_1695/159>, abgerufen am 22.11.2024.