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Hoffmannswaldau, Christian Hoffmann von: Herrn von Hoffmannswaldau und andrer Deutschen auserlesene und bißher ungedruckte Gedichte. [Bd. 1]. Leipzig, 1695.

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Hochzeit-Gedichte.
Womit er selber nur mit augen möge seh'n/
Ob dem Pythagoras nicht unrecht ist gescheh'n;
Und ob es möglich sey/ daß vor drey vierthel jahren
Eur leben könne noch in einen cörper fahren.


Auff die Perlitz-Mühlendorffische
Hochzeit.
DAs grüne feigenblat/ das Adam vor sich nahm/
War kaum mit schlechter kunst um seinen leib gewunden/
Als Eva schon bey sich in die gedancken kam:
Ey/ warum haben wir uns beyde doch verbunden?
Ist Adam so wie ich an gliedern auch bestellt/
So dürffen wir uns ja nicht vor einander schämen?
Und führt er sonsten was/ das etwan mir gefällt/
Warum will die natur mir mein geschencke nehmen?
Sie hätte noch vielmehr der sachen nachgedacht/
Was aber ließ sie doch die kurtze zeit umfassen?
Weil gleich den augenblick das urtheil ward gebracht:
Sie solten beyderseits das paradieß verlassen.
Nach diesem schlug das feur zwar frische flammen an/
Sie fand sich aber noch zu zeiten sehr betrogen;
Denn Adam war nunmehr mit peltzen angethan/
Und hatte leib und haut mit fellen überzogen.
Wer war wohl ärmer nun als Eva dazumahl?
Sie mischte speiß und tranck mit kummer-reichen thränen;
Ihr hertze war voll angst/ die seele voller quaal/
Und muste sich umsonst nach ihrer kühlung sehnen.
Doch weil sie mittler zeit noch solche grillen fieng/
Und der gedancken schiff ließ hin und wieder fliegen/
Geschach es ungefähr/ daß sie zu felde gieng/
Und ihren Adam fand im grünen grase liegen.
Sein leib war mehrentheils von kleidern unbedeckt/
Die glieder streckten sich/ wie silberne Colossen/
Nur diß/ was die natur zum zunder ausgesteckt/
War noch zu mehrer lust in rauches fell verschlossen.
Wie
H

Hochzeit-Gedichte.
Womit er ſelber nur mit augen moͤge ſeh’n/
Ob dem Pythagoras nicht unrecht iſt geſcheh’n;
Und ob es moͤglich ſey/ daß vor drey vierthel jahren
Eur leben koͤnne noch in einen coͤrper fahren.


Auff die Perlitz-Muͤhlendorffiſche
Hochzeit.
DAs gruͤne feigenblat/ das Adam vor ſich nahm/
War kaum mit ſchlechter kunſt um ſeinen leib gewunden/
Als Eva ſchon bey ſich in die gedancken kam:
Ey/ warum haben wir uns beyde doch verbunden?
Iſt Adam ſo wie ich an gliedern auch beſtellt/
So duͤrffen wir uns ja nicht vor einander ſchaͤmen?
Und fuͤhrt er ſonſten was/ das etwan mir gefaͤllt/
Warum will die natur mir mein geſchencke nehmen?
Sie haͤtte noch vielmehr der ſachen nachgedacht/
Was aber ließ ſie doch die kurtze zeit umfaſſen?
Weil gleich den augenblick das urtheil ward gebracht:
Sie ſolten beyderſeits das paradieß verlaſſen.
Nach dieſem ſchlug das feur zwar friſche flammen an/
Sie fand ſich aber noch zu zeiten ſehr betrogen;
Denn Adam war nunmehr mit peltzen angethan/
Und hatte leib und haut mit fellen uͤberzogen.
Wer war wohl aͤrmer nun als Eva dazumahl?
Sie miſchte ſpeiß und tranck mit kummer-reichen thraͤnen;
Ihr hertze war voll angſt/ die ſeele voller quaal/
Und muſte ſich umſonſt nach ihrer kuͤhlung ſehnen.
Doch weil ſie mittler zeit noch ſolche grillen fieng/
Und der gedancken ſchiff ließ hin und wieder fliegen/
Geſchach es ungefaͤhr/ daß ſie zu felde gieng/
Und ihren Adam fand im gruͤnen graſe liegen.
Sein leib war mehrentheils von kleidern unbedeckt/
Die glieder ſtreckten ſich/ wie ſilberne Coloſſen/
Nur diß/ was die natur zum zunder ausgeſteckt/
War noch zu mehrer luſt in rauches fell verſchloſſen.
Wie
H
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[113/0157] Hochzeit-Gedichte. Womit er ſelber nur mit augen moͤge ſeh’n/ Ob dem Pythagoras nicht unrecht iſt geſcheh’n; Und ob es moͤglich ſey/ daß vor drey vierthel jahren Eur leben koͤnne noch in einen coͤrper fahren. Auff die Perlitz-Muͤhlendorffiſche Hochzeit. B. N. DAs gruͤne feigenblat/ das Adam vor ſich nahm/ War kaum mit ſchlechter kunſt um ſeinen leib gewunden/ Als Eva ſchon bey ſich in die gedancken kam: Ey/ warum haben wir uns beyde doch verbunden? Iſt Adam ſo wie ich an gliedern auch beſtellt/ So duͤrffen wir uns ja nicht vor einander ſchaͤmen? Und fuͤhrt er ſonſten was/ das etwan mir gefaͤllt/ Warum will die natur mir mein geſchencke nehmen? Sie haͤtte noch vielmehr der ſachen nachgedacht/ Was aber ließ ſie doch die kurtze zeit umfaſſen? Weil gleich den augenblick das urtheil ward gebracht: Sie ſolten beyderſeits das paradieß verlaſſen. Nach dieſem ſchlug das feur zwar friſche flammen an/ Sie fand ſich aber noch zu zeiten ſehr betrogen; Denn Adam war nunmehr mit peltzen angethan/ Und hatte leib und haut mit fellen uͤberzogen. Wer war wohl aͤrmer nun als Eva dazumahl? Sie miſchte ſpeiß und tranck mit kummer-reichen thraͤnen; Ihr hertze war voll angſt/ die ſeele voller quaal/ Und muſte ſich umſonſt nach ihrer kuͤhlung ſehnen. Doch weil ſie mittler zeit noch ſolche grillen fieng/ Und der gedancken ſchiff ließ hin und wieder fliegen/ Geſchach es ungefaͤhr/ daß ſie zu felde gieng/ Und ihren Adam fand im gruͤnen graſe liegen. Sein leib war mehrentheils von kleidern unbedeckt/ Die glieder ſtreckten ſich/ wie ſilberne Coloſſen/ Nur diß/ was die natur zum zunder ausgeſteckt/ War noch zu mehrer luſt in rauches fell verſchloſſen. Wie H

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Zitationshilfe: Hoffmannswaldau, Christian Hoffmann von: Herrn von Hoffmannswaldau und andrer Deutschen auserlesene und bißher ungedruckte Gedichte. [Bd. 1]. Leipzig, 1695, S. 113. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte01_1695/157>, abgerufen am 22.11.2024.