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Hoffmannswaldau, Christian Hoffmann von: Herrn von Hoffmannswaldau und andrer Deutschen auserlesene und bißher ungedruckte Gedichte. [Bd. 1]. Leipzig, 1695.

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Verliebte Gedichte.
Psyche.
Ihr götter steht mir bey/ ach helfft ihr güldne sternen!
Wo nicht/ so ists geschehn mit meiner jungferschafft.
Thyrsis.
Nach deiner jungferschafft wird Jupiter nichts fragen.
Aus jungfern hat er selbst offt manche frau gemacht.
Psyche.
Wenn Jupiter nicht hört/ will ichs den andern klagen:
Diana rette das/ was ich dir zugedacht.
Thyrsis.
Ach lerne dich/ mein kind/ nur in die weise schicken/
Dein ruffen ist zu spät/ die göttin hört dich nicht.
Psyche.
Dieweil es mir denn nicht will wider dich gelücken/
Wohlan! so sey mein sinn zu deiner lust gericht.
Thyrsis.
Ich gebe dir dafür mein haus und hoff zu lohne/
Hilff nur/ daß unsre lust anitzt vollkommen sey.
Psyche.
Mich deucht es ist genung zu einem jungen sohne.
Hör auff! du legest mir zu grosse schmertzen bey.
Thyrsis.
Die schmertzen tödten nicht/ sie sind zu überwinden/
So offt man weiber macht/ so thuts den jungfern weh.
Psyche.
Laß ab/ mein liebster schatz/ dich gar zu tieff zu gründen/
Auff daß mein leben nicht mit deiner lust vergeh.
Thyrsis.
Verzieh/ es wird sich itzt der süsse thau ergiessen/
Ich mercke/ wie die lust zu meinen adern dringt.
Psyche.
Und ich fühl honigseim in meinem busen fliessen/
Die wollust macht mich satt     - -     - -     - -
Thyr-
Verliebte Gedichte.
Pſyche.
Ihr goͤtter ſteht mir bey/ ach helfft ihr guͤldne ſternen!
Wo nicht/ ſo iſts geſchehn mit meiner jungferſchafft.
Thyrſis.
Nach deiner jungferſchafft wird Jupiter nichts fragen.
Aus jungfern hat er ſelbſt offt manche frau gemacht.
Pſyche.
Wenn Jupiter nicht hoͤrt/ will ichs den andern klagen:
Diana rette das/ was ich dir zugedacht.
Thyrſis.
Ach lerne dich/ mein kind/ nur in die weiſe ſchicken/
Dein ruffen iſt zu ſpaͤt/ die goͤttin hoͤrt dich nicht.
Pſyche.
Dieweil es mir denn nicht will wider dich geluͤcken/
Wohlan! ſo ſey mein ſinn zu deiner luſt gericht.
Thyrſis.
Ich gebe dir dafuͤr mein haus und hoff zu lohne/
Hilff nur/ daß unſre luſt anitzt vollkommen ſey.
Pſyche.
Mich deucht es iſt genung zu einem jungen ſohne.
Hoͤr auff! du legeſt mir zu groſſe ſchmertzen bey.
Thyrſis.
Die ſchmertzen toͤdten nicht/ ſie ſind zu uͤberwinden/
So offt man weiber macht/ ſo thuts den jungfern weh.
Pſyche.
Laß ab/ mein liebſter ſchatz/ dich gar zu tieff zu gruͤnden/
Auff daß mein leben nicht mit deiner luſt vergeh.
Thyrſis.
Verzieh/ es wird ſich itzt der ſuͤſſe thau ergieſſen/
Ich mercke/ wie die luſt zu meinen adern dringt.
Pſyche.
Und ich fuͤhl honigſeim in meinem buſen flieſſen/
Die wolluſt macht mich ſatt     ⸗ ⸗     ⸗ ⸗     ⸗ ⸗
Thyr-
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[79/0123] Verliebte Gedichte. Pſyche. Ihr goͤtter ſteht mir bey/ ach helfft ihr guͤldne ſternen! Wo nicht/ ſo iſts geſchehn mit meiner jungferſchafft. Thyrſis. Nach deiner jungferſchafft wird Jupiter nichts fragen. Aus jungfern hat er ſelbſt offt manche frau gemacht. Pſyche. Wenn Jupiter nicht hoͤrt/ will ichs den andern klagen: Diana rette das/ was ich dir zugedacht. Thyrſis. Ach lerne dich/ mein kind/ nur in die weiſe ſchicken/ Dein ruffen iſt zu ſpaͤt/ die goͤttin hoͤrt dich nicht. Pſyche. Dieweil es mir denn nicht will wider dich geluͤcken/ Wohlan! ſo ſey mein ſinn zu deiner luſt gericht. Thyrſis. Ich gebe dir dafuͤr mein haus und hoff zu lohne/ Hilff nur/ daß unſre luſt anitzt vollkommen ſey. Pſyche. Mich deucht es iſt genung zu einem jungen ſohne. Hoͤr auff! du legeſt mir zu groſſe ſchmertzen bey. Thyrſis. Die ſchmertzen toͤdten nicht/ ſie ſind zu uͤberwinden/ So offt man weiber macht/ ſo thuts den jungfern weh. Pſyche. Laß ab/ mein liebſter ſchatz/ dich gar zu tieff zu gruͤnden/ Auff daß mein leben nicht mit deiner luſt vergeh. Thyrſis. Verzieh/ es wird ſich itzt der ſuͤſſe thau ergieſſen/ Ich mercke/ wie die luſt zu meinen adern dringt. Pſyche. Und ich fuͤhl honigſeim in meinem buſen flieſſen/ Die wolluſt macht mich ſatt ⸗ ⸗ ⸗ ⸗ ⸗ ⸗ Thyr-

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Zitationshilfe: Hoffmannswaldau, Christian Hoffmann von: Herrn von Hoffmannswaldau und andrer Deutschen auserlesene und bißher ungedruckte Gedichte. [Bd. 1]. Leipzig, 1695, S. 79. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte01_1695/123>, abgerufen am 27.04.2024.