Hoffmann von Fallersleben, August Heinrich: Unpolitische Lieder. Bd. 2. Hamburg, 1841.Polizei, Geld und Wetter. Freier Mensch mit göttlichen Entwürfen, Voll von hohen himmlischen Ideen, Aus dem Born der Schöpfung kannst du schlürfen, Und ins Angesicht der Gottheit sehn. Aber ohne Paß, da bist du kaum ein Thier, Freier Mensch, es tauscht kein Hund mit dir. Freier Mensch voll hoher Gottesgaben, Kannst du alles hören, alles sehn, Kannst genießen alles, alles haben, Darfst nicht unbefriedigt weiter gehn. Aber ohne Geld, du giebst es selber zu, Freier Mensch, ein Schaf ist mehr als du. Freier Mensch, setz auf die Pudelmütze, Daß dich Kopfweh nicht und Zahnschmerz plagt; Nimm den Schirm, er ist dir heute nütze, Weil das Wetter doch nach dir nicht fragt; Denn das Wetter ist wie Geld und Polizei, Freier Mensch, leb wohl! und werd' erst -- frei! Polizei, Geld und Wetter. Freier Menſch mit göttlichen Entwürfen, Voll von hohen himmliſchen Ideen, Aus dem Born der Schöpfung kannſt du ſchlürfen, Und ins Angeſicht der Gottheit ſehn. Aber ohne Paß, da biſt du kaum ein Thier, Freier Menſch, es tauſcht kein Hund mit dir. Freier Menſch voll hoher Gottesgaben, Kannſt du alles hören, alles ſehn, Kannſt genießen alles, alles haben, Darfſt nicht unbefriedigt weiter gehn. Aber ohne Geld, du giebſt es ſelber zu, Freier Menſch, ein Schaf iſt mehr als du. Freier Menſch, ſetz auf die Pudelmütze, Daß dich Kopfweh nicht und Zahnſchmerz plagt; Nimm den Schirm, er iſt dir heute nütze, Weil das Wetter doch nach dir nicht fragt; Denn das Wetter iſt wie Geld und Polizei, Freier Menſch, leb wohl! und werd' erſt — frei! <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0048" n="28"/> </div> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">Polizei, Geld und Wetter.</hi><lb/> </head> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Freier Menſch mit göttlichen Entwürfen,</l><lb/> <l>Voll von hohen himmliſchen Ideen,</l><lb/> <l>Aus dem Born der Schöpfung kannſt du ſchlürfen,</l><lb/> <l>Und ins Angeſicht der Gottheit ſehn.</l><lb/> <l>Aber ohne Paß, da biſt du kaum ein Thier,</l><lb/> <l>Freier Menſch, es tauſcht kein Hund mit dir.</l><lb/> </lg> <lg n="2"> <l>Freier Menſch voll hoher Gottesgaben,</l><lb/> <l>Kannſt du alles hören, alles ſehn,</l><lb/> <l>Kannſt genießen alles, alles haben,</l><lb/> <l>Darfſt nicht unbefriedigt weiter gehn.</l><lb/> <l>Aber ohne Geld, du giebſt es ſelber zu,</l><lb/> <l>Freier Menſch, ein Schaf iſt mehr als du.</l><lb/> </lg> <lg n="3"> <l>Freier Menſch, ſetz auf die Pudelmütze,</l><lb/> <l>Daß dich Kopfweh nicht und Zahnſchmerz plagt;</l><lb/> <l>Nimm den Schirm, er iſt dir heute nütze,</l><lb/> <l>Weil das Wetter doch nach dir nicht fragt;</l><lb/> <l>Denn das Wetter iſt wie Geld und Polizei,</l><lb/> <l>Freier Menſch, leb wohl! und werd' erſt — frei!</l><lb/> </lg> </lg> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [28/0048]
Polizei, Geld und Wetter.
Freier Menſch mit göttlichen Entwürfen,
Voll von hohen himmliſchen Ideen,
Aus dem Born der Schöpfung kannſt du ſchlürfen,
Und ins Angeſicht der Gottheit ſehn.
Aber ohne Paß, da biſt du kaum ein Thier,
Freier Menſch, es tauſcht kein Hund mit dir.
Freier Menſch voll hoher Gottesgaben,
Kannſt du alles hören, alles ſehn,
Kannſt genießen alles, alles haben,
Darfſt nicht unbefriedigt weiter gehn.
Aber ohne Geld, du giebſt es ſelber zu,
Freier Menſch, ein Schaf iſt mehr als du.
Freier Menſch, ſetz auf die Pudelmütze,
Daß dich Kopfweh nicht und Zahnſchmerz plagt;
Nimm den Schirm, er iſt dir heute nütze,
Weil das Wetter doch nach dir nicht fragt;
Denn das Wetter iſt wie Geld und Polizei,
Freier Menſch, leb wohl! und werd' erſt — frei!
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