Hoffmann von Fallersleben, August Heinrich: Unpolitische Lieder. Bd. 2. Hamburg, 1841.Ständisches. "Ein jeder bleib' in seinem Stande, Ein jeder denke nur an sich; Das ist ein Segen unserm Lande, Das paßt sich gut für dich und mich." O weh, o weh, du schnöde Schande! Du teuflische Simplicitas! Bleibt jeder nur bei seinem Stande, So kommt zu Stande niemals was. Leoninischer Vertrag. Mel. Es steht ein Baum im Odenwald. Weh dir! weh dir, mein Vaterland! Der Bund, dein eigner Saul, Hat dir gebunden jede Hand, Geknebelt dir das Maul. Den Knebel weg, den Strick entzwei! Frei sollst und mußt du sein! Und machst du dich nicht endlich frei, So schlag der Teufel drein! Ständiſches. „Ein jeder bleib' in ſeinem Stande, Ein jeder denke nur an ſich; Das iſt ein Segen unſerm Lande, Das paßt ſich gut für dich und mich.“ O weh, o weh, du ſchnöde Schande! Du teufliſche Simplicitas! Bleibt jeder nur bei ſeinem Stande, So kommt zu Stande niemals was. Leoniniſcher Vertrag. Mel. Es ſteht ein Baum im Odenwald. Weh dir! weh dir, mein Vaterland! Der Bund, dein eigner Saul, Hat dir gebunden jede Hand, Geknebelt dir das Maul. Den Knebel weg, den Strick entzwei! Frei ſollſt und mußt du ſein! Und machſt du dich nicht endlich frei, So ſchlag der Teufel drein! <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0044" n="24"/> </div> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">Ständiſches.</hi><lb/> </head> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>„Ein jeder bleib' in ſeinem Stande,</l><lb/> <l>Ein jeder denke nur an ſich;</l><lb/> <l>Das iſt ein Segen unſerm Lande,</l><lb/> <l>Das paßt ſich gut für dich und mich.“</l><lb/> </lg> <lg n="2"> <l>O weh, o weh, du ſchnöde Schande!</l><lb/> <l>Du teufliſche Simplicitas!</l><lb/> <l>Bleibt jeder nur bei ſeinem Stande,</l><lb/> <l>So kommt zu Stande niemals was.</l><lb/> </lg> </lg> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">Leoniniſcher Vertrag.</hi><lb/> </head> <p rendition="#c"><hi rendition="#g">Mel</hi>. Es ſteht ein Baum im Odenwald.</p><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Weh dir! weh dir, mein Vaterland!</l><lb/> <l>Der Bund, dein eigner Saul,</l><lb/> <l>Hat dir gebunden jede Hand,</l><lb/> <l>Geknebelt dir das Maul.</l><lb/> </lg> <lg n="2"> <l>Den Knebel weg, den Strick entzwei!</l><lb/> <l>Frei ſollſt und mußt du ſein!</l><lb/> <l>Und machſt du dich nicht endlich frei,</l><lb/> <l>So ſchlag der Teufel drein!</l><lb/> </lg> </lg> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [24/0044]
Ständiſches.
„Ein jeder bleib' in ſeinem Stande,
Ein jeder denke nur an ſich;
Das iſt ein Segen unſerm Lande,
Das paßt ſich gut für dich und mich.“
O weh, o weh, du ſchnöde Schande!
Du teufliſche Simplicitas!
Bleibt jeder nur bei ſeinem Stande,
So kommt zu Stande niemals was.
Leoniniſcher Vertrag.
Mel. Es ſteht ein Baum im Odenwald.
Weh dir! weh dir, mein Vaterland!
Der Bund, dein eigner Saul,
Hat dir gebunden jede Hand,
Geknebelt dir das Maul.
Den Knebel weg, den Strick entzwei!
Frei ſollſt und mußt du ſein!
Und machſt du dich nicht endlich frei,
So ſchlag der Teufel drein!
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Zitationshilfe: | Hoffmann von Fallersleben, August Heinrich: Unpolitische Lieder. Bd. 2. Hamburg, 1841, S. 24. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_unpolitische02_1841/44>, abgerufen am 22.07.2024. |