Hoffmann von Fallersleben, August Heinrich: Unpolitische Lieder. Bd. 2. Hamburg, 1841.Mach den Bedrückern die Bedrückten, Mach all' an Recht und Freiheit gleich! Gieb den Bedrängten und Gebückten Hienieden schon dein Himmelreich! Herbstlied eines Chinesen. Wir sind nicht reif! Das ist das Lied, das sie gesungen haben Jahrhunderte lang uns armen Waisenknaben, Womit sie uns noch immer beschwichten, Des Volkes Hoffen immer vernichten, Den Sinn der Bessern immer bethören Und unsre Zukunft immer zerstören. Wir sind nicht reif? Reif sind wir immer, reif zum Glück auf Erden, Wir sollen glücklicher und besser werden. Reif sind wir, unsre Leiden zu klagen, Reif sind wir, unsre Wünsche zu sagen, Reif sind wir, euch nicht mehr zu ertragen, Reif, für die Freiheit Alles zu wagen. Mach den Bedrückern die Bedrückten, Mach all' an Recht und Freiheit gleich! Gieb den Bedrängten und Gebückten Hienieden ſchon dein Himmelreich! Herbſtlied eines Chineſen. Wir ſind nicht reif! Das iſt das Lied, das ſie geſungen haben Jahrhunderte lang uns armen Waiſenknaben, Womit ſie uns noch immer beſchwichten, Des Volkes Hoffen immer vernichten, Den Sinn der Beſſern immer bethören Und unſre Zukunft immer zerſtören. Wir ſind nicht reif? Reif ſind wir immer, reif zum Glück auf Erden, Wir ſollen glücklicher und beſſer werden. Reif ſind wir, unſre Leiden zu klagen, Reif ſind wir, unſre Wünſche zu ſagen, Reif ſind wir, euch nicht mehr zu ertragen, Reif, für die Freiheit Alles zu wagen. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0164" n="144"/> <lg n="5"> <l>Mach den Bedrückern die Bedrückten,</l><lb/> <l>Mach all' an Recht und Freiheit gleich!</l><lb/> <l>Gieb den Bedrängten und Gebückten</l><lb/> <l>Hienieden ſchon dein Himmelreich!</l><lb/> </lg> </lg> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">Herbſtlied eines Chineſen.</hi><lb/> </head> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Wir ſind nicht reif!</l><lb/> <l>Das iſt das Lied, das ſie geſungen haben</l><lb/> <l>Jahrhunderte lang uns armen Waiſenknaben,</l><lb/> <l>Womit ſie uns noch immer beſchwichten,</l><lb/> <l>Des Volkes Hoffen immer vernichten,</l><lb/> <l>Den Sinn der Beſſern immer bethören</l><lb/> <l>Und unſre Zukunft immer zerſtören.</l><lb/> </lg> <lg n="2"> <l>Wir ſind nicht reif?</l><lb/> <l>Reif ſind wir immer, reif zum Glück auf Erden,</l><lb/> <l>Wir ſollen glücklicher und beſſer werden.</l><lb/> <l>Reif ſind wir, unſre Leiden zu klagen,</l><lb/> <l>Reif ſind wir, unſre Wünſche zu ſagen,</l><lb/> <l>Reif ſind wir, euch nicht mehr zu ertragen,</l><lb/> <l>Reif, für die Freiheit Alles zu wagen.</l><lb/> </lg> </lg> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [144/0164]
Mach den Bedrückern die Bedrückten,
Mach all' an Recht und Freiheit gleich!
Gieb den Bedrängten und Gebückten
Hienieden ſchon dein Himmelreich!
Herbſtlied eines Chineſen.
Wir ſind nicht reif!
Das iſt das Lied, das ſie geſungen haben
Jahrhunderte lang uns armen Waiſenknaben,
Womit ſie uns noch immer beſchwichten,
Des Volkes Hoffen immer vernichten,
Den Sinn der Beſſern immer bethören
Und unſre Zukunft immer zerſtören.
Wir ſind nicht reif?
Reif ſind wir immer, reif zum Glück auf Erden,
Wir ſollen glücklicher und beſſer werden.
Reif ſind wir, unſre Leiden zu klagen,
Reif ſind wir, unſre Wünſche zu ſagen,
Reif ſind wir, euch nicht mehr zu ertragen,
Reif, für die Freiheit Alles zu wagen.
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