Hoffmann von Fallersleben, August Heinrich: Unpolitische Lieder. Bd. 1. Hamburg, 1840.In der Heimath. Owe war sint verswunden alliu miniu jar!Walther von der Vogelweide. Gelichtet ist der Wald und kahl das Feld, Wie alt geworden ist die junge Welt! Geebnet sind der Gräber lange Reihn, Neu sind die Häuser, neu von Holz und Stein, Sogar der Bach verließ den alten Zug -- Die Glocke nur, sie schlägt noch wie sie schlug. Von allem was du hattest -- keine Spur, Du findest es im Menschenherzen nur, Und jedes hegt für dich Erinnerung, Und jedes macht dich wieder froh und jung; Das Herz bleibt ohne Wandel, ohne Trug, Es schlägt noch immer wie es weiland schlug. In der Heimath. Owé war sint verswunden alliu miniu jâr!Walther von der Vogelweide. Gelichtet iſt der Wald und kahl das Feld, Wie alt geworden iſt die junge Welt! Geebnet ſind der Gräber lange Reihn, Neu ſind die Häuſer, neu von Holz und Stein, Sogar der Bach verließ den alten Zug — Die Glocke nur, ſie ſchlägt noch wie ſie ſchlug. Von allem was du hatteſt — keine Spur, Du findeſt es im Menſchenherzen nur, Und jedes hegt für dich Erinnerung, Und jedes macht dich wieder froh und jung; Das Herz bleibt ohne Wandel, ohne Trug, Es ſchlägt noch immer wie es weiland ſchlug. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0188" n="170"/> </div> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">In der Heimath.</hi><lb/> </head> <cit> <quote> <hi rendition="#et"> <hi rendition="#aq">Owé war sint verswunden alliu miniu jâr!</hi> </hi><lb/> </quote> <bibl> <hi rendition="#right">Walther von der Vogelweide.</hi><lb/> </bibl> </cit> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Gelichtet iſt der Wald und kahl das Feld,</l><lb/> <l>Wie alt geworden iſt die junge Welt!</l><lb/> <l>Geebnet ſind der Gräber lange Reihn,</l><lb/> <l>Neu ſind die Häuſer, neu von Holz und Stein,</l><lb/> <l>Sogar der Bach verließ den alten Zug —</l><lb/> <l>Die Glocke nur, ſie ſchlägt noch wie ſie ſchlug.</l><lb/> </lg> <lg n="2"> <l>Von allem was du hatteſt — keine Spur,</l><lb/> <l>Du findeſt es im Menſchenherzen nur,</l><lb/> <l>Und jedes hegt für dich Erinnerung,</l><lb/> <l>Und jedes macht dich wieder froh und jung;</l><lb/> <l>Das Herz bleibt ohne Wandel, ohne Trug,</l><lb/> <l>Es ſchlägt noch immer wie es weiland ſchlug.</l><lb/> </lg> </lg> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [170/0188]
In der Heimath.
Owé war sint verswunden alliu miniu jâr!
Walther von der Vogelweide.
Gelichtet iſt der Wald und kahl das Feld,
Wie alt geworden iſt die junge Welt!
Geebnet ſind der Gräber lange Reihn,
Neu ſind die Häuſer, neu von Holz und Stein,
Sogar der Bach verließ den alten Zug —
Die Glocke nur, ſie ſchlägt noch wie ſie ſchlug.
Von allem was du hatteſt — keine Spur,
Du findeſt es im Menſchenherzen nur,
Und jedes hegt für dich Erinnerung,
Und jedes macht dich wieder froh und jung;
Das Herz bleibt ohne Wandel, ohne Trug,
Es ſchlägt noch immer wie es weiland ſchlug.
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