Hoffmann von Fallersleben, August Heinrich: Unpolitische Lieder. Bd. 1. Hamburg, 1840.Variatio delectat, nach einer Volksmelodie. Wenn heut' ein Geist herniederstiege!Uhland. Heute roth, heute roth, Heute roth und morgen todt. Daß ein Wort dich könnte fällen, Schien sich niemand vorzustellen, Aber, aber es geschah. Nur ein Wort, nur ein Wort, Die Verfassung war gleich fort; Eid und Treue und Gewissen Wurden wie Papier zerrissen, Und was war's denn weiter auch! Denn die Welt, denn die Welt Auf Verändrung noch was hält: Alles Alte wird alltäglich Und zuletzt ganz unerträglich, Darum frisch damit ins Grab! Variatio delectat, nach einer Volksmelodie. Wenn heut' ein Geiſt herniederſtiege!Uhland. Heute roth, heute roth, Heute roth und morgen todt. Daß ein Wort dich könnte fällen, Schien ſich niemand vorzuſtellen, Aber, aber es geſchah. Nur ein Wort, nur ein Wort, Die Verfaſſung war gleich fort; Eid und Treue und Gewiſſen Wurden wie Papier zerriſſen, Und was war's denn weiter auch! Denn die Welt, denn die Welt Auf Verändrung noch was hält: Alles Alte wird alltäglich Und zuletzt ganz unerträglich, Darum friſch damit ins Grab! <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0164" n="146"/> </div> <div n="2"> <head> <hi rendition="#aq #b">Variatio delectat,</hi><lb/> <hi rendition="#g">nach einer Volksmelodie.</hi> </head><lb/> <cit> <quote> <hi rendition="#et">Wenn heut' ein Geiſt herniederſtiege!</hi><lb/> </quote> <bibl> <hi rendition="#right">Uhland.</hi><lb/> </bibl> </cit> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Heute roth, heute roth,</l><lb/> <l>Heute roth und morgen todt.</l><lb/> <l>Daß ein Wort dich könnte fällen,</l><lb/> <l>Schien ſich niemand vorzuſtellen,</l><lb/> <l>Aber, aber es geſchah.</l><lb/> </lg> <lg n="2"> <l>Nur ein Wort, nur ein Wort,</l><lb/> <l>Die Verfaſſung war gleich fort;</l><lb/> <l>Eid und Treue und Gewiſſen</l><lb/> <l>Wurden wie Papier zerriſſen,</l><lb/> <l>Und was war's denn weiter auch!</l><lb/> </lg> <lg n="3"> <l>Denn die Welt, denn die Welt</l><lb/> <l>Auf Verändrung noch was hält:</l><lb/> <l>Alles Alte wird alltäglich</l><lb/> <l>Und zuletzt ganz unerträglich,</l><lb/> <l>Darum friſch damit ins Grab!</l><lb/> </lg> </lg> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [146/0164]
Variatio delectat,
nach einer Volksmelodie.
Wenn heut' ein Geiſt herniederſtiege!
Uhland.
Heute roth, heute roth,
Heute roth und morgen todt.
Daß ein Wort dich könnte fällen,
Schien ſich niemand vorzuſtellen,
Aber, aber es geſchah.
Nur ein Wort, nur ein Wort,
Die Verfaſſung war gleich fort;
Eid und Treue und Gewiſſen
Wurden wie Papier zerriſſen,
Und was war's denn weiter auch!
Denn die Welt, denn die Welt
Auf Verändrung noch was hält:
Alles Alte wird alltäglich
Und zuletzt ganz unerträglich,
Darum friſch damit ins Grab!
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_unpolitische01_1840 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_unpolitische01_1840/164 |
Zitationshilfe: | Hoffmann von Fallersleben, August Heinrich: Unpolitische Lieder. Bd. 1. Hamburg, 1840, S. 146. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_unpolitische01_1840/164>, abgerufen am 27.07.2024. |