Hoffmann, E. T. A.: Das Fräulein von Scuderi. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 1. München, [1871], S. [203]–312. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.nach -- laufend stoße ich in mein Horn, aus der Ferne antworten die Pfeifen der Häscher -- es wird lebendig -- Waffengeklirr, Pferdegetrappel von allen Seiten. -- Hierher -- hierher -- Desgrais -- Desgrais! schreie ich, daß es durch die Straßen hallt. -- Immer sehe ich den Menschen vor mir im hellen Mondscheine, wie er, mich zu täuschen, da -- dort -- einbiegt; wir kommen in die Straße Nicaise, da scheinen seine Kräfte zu sinken, ich strenge die meinigen doppelt an -- noch fünfzehn Schritte höchstens hat er Vorsprung -- -- Ihr holt ihn ein -- Ihr packt ihn, die Häscher kommen, ruft la Regnie mit blitzenden Augen, indem er Degrais beim Arme ergreift, als sei Der der fliehende Mörder selbst. -- Fünfzehn Schritte, fährt Desgrais mit dumpfer Stimme und mühsam athmend fort, fünfzehn Schritte vor mir springt der Mensch auf die Seite in den Schatten und verschwindet durch die Mauer. -- Verschwindet? durch die Mauer! Seid Ihr rasend? ruft la Regnie, indem er zwei Schritte zurück tritt und die Hände zusammenschlägt. -- Nennt mich, fährt Desgrais fort, sich die Stirn reibend, wie einer, den böse Gedanken plagen, nennt mich, gnädiger Herr, immerhin einen Rasenden, einen thörichten Geisterseher, aber es ist nicht anders, als wie ich es Euch erzähle. Erstarrt stehe ich vor der Mauer, als mehrere Häscher athemlos herbeikommen; mit ihnen der Marquis de la Fare, der sich aufgerafft, den bloßen Degen in der Hand. Wir zünden die Fackeln an, wir tappen an der Mauer hin und her, keine Spur einer Thüre, eines nach — laufend stoße ich in mein Horn, aus der Ferne antworten die Pfeifen der Häscher — es wird lebendig — Waffengeklirr, Pferdegetrappel von allen Seiten. — Hierher — hierher — Desgrais — Desgrais! schreie ich, daß es durch die Straßen hallt. — Immer sehe ich den Menschen vor mir im hellen Mondscheine, wie er, mich zu täuschen, da — dort — einbiegt; wir kommen in die Straße Nicaise, da scheinen seine Kräfte zu sinken, ich strenge die meinigen doppelt an — noch fünfzehn Schritte höchstens hat er Vorsprung — — Ihr holt ihn ein — Ihr packt ihn, die Häscher kommen, ruft la Regnie mit blitzenden Augen, indem er Degrais beim Arme ergreift, als sei Der der fliehende Mörder selbst. — Fünfzehn Schritte, fährt Desgrais mit dumpfer Stimme und mühsam athmend fort, fünfzehn Schritte vor mir springt der Mensch auf die Seite in den Schatten und verschwindet durch die Mauer. — Verschwindet? durch die Mauer! Seid Ihr rasend? ruft la Regnie, indem er zwei Schritte zurück tritt und die Hände zusammenschlägt. — Nennt mich, fährt Desgrais fort, sich die Stirn reibend, wie einer, den böse Gedanken plagen, nennt mich, gnädiger Herr, immerhin einen Rasenden, einen thörichten Geisterseher, aber es ist nicht anders, als wie ich es Euch erzähle. Erstarrt stehe ich vor der Mauer, als mehrere Häscher athemlos herbeikommen; mit ihnen der Marquis de la Fare, der sich aufgerafft, den bloßen Degen in der Hand. Wir zünden die Fackeln an, wir tappen an der Mauer hin und her, keine Spur einer Thüre, eines <TEI> <text> <body> <div type="chapter" n="2"> <p><pb facs="#f0028"/> nach — laufend stoße ich in mein Horn, aus der Ferne antworten die Pfeifen der Häscher — es wird lebendig — Waffengeklirr, Pferdegetrappel von allen Seiten. — Hierher — hierher — Desgrais — Desgrais! schreie ich, daß es durch die Straßen hallt. — Immer sehe ich den Menschen vor mir im hellen Mondscheine, wie er, mich zu täuschen, da — dort — einbiegt; wir kommen in die Straße Nicaise, da scheinen seine Kräfte zu sinken, ich strenge die meinigen doppelt an — noch fünfzehn Schritte höchstens hat er Vorsprung — — Ihr holt ihn ein — Ihr packt ihn, die Häscher kommen, ruft la Regnie mit blitzenden Augen, indem er Degrais beim Arme ergreift, als sei Der <hi rendition="#g">der</hi> fliehende Mörder selbst. — Fünfzehn Schritte, fährt Desgrais mit dumpfer Stimme und mühsam athmend fort, fünfzehn Schritte vor mir springt der Mensch auf die Seite in den Schatten und verschwindet durch die Mauer. — Verschwindet? durch die Mauer! Seid Ihr rasend? ruft la Regnie, indem er zwei Schritte zurück tritt und die Hände zusammenschlägt. — Nennt mich, fährt Desgrais fort, sich die Stirn reibend, wie einer, den böse Gedanken plagen, nennt mich, gnädiger Herr, immerhin einen Rasenden, einen thörichten Geisterseher, aber es ist nicht anders, als wie ich es Euch erzähle. Erstarrt stehe ich vor der Mauer, als mehrere Häscher athemlos herbeikommen; mit ihnen der Marquis de la Fare, der sich aufgerafft, den bloßen Degen in der Hand. Wir zünden die Fackeln an, wir tappen an der Mauer hin und her, keine Spur einer Thüre, eines<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [0028]
nach — laufend stoße ich in mein Horn, aus der Ferne antworten die Pfeifen der Häscher — es wird lebendig — Waffengeklirr, Pferdegetrappel von allen Seiten. — Hierher — hierher — Desgrais — Desgrais! schreie ich, daß es durch die Straßen hallt. — Immer sehe ich den Menschen vor mir im hellen Mondscheine, wie er, mich zu täuschen, da — dort — einbiegt; wir kommen in die Straße Nicaise, da scheinen seine Kräfte zu sinken, ich strenge die meinigen doppelt an — noch fünfzehn Schritte höchstens hat er Vorsprung — — Ihr holt ihn ein — Ihr packt ihn, die Häscher kommen, ruft la Regnie mit blitzenden Augen, indem er Degrais beim Arme ergreift, als sei Der der fliehende Mörder selbst. — Fünfzehn Schritte, fährt Desgrais mit dumpfer Stimme und mühsam athmend fort, fünfzehn Schritte vor mir springt der Mensch auf die Seite in den Schatten und verschwindet durch die Mauer. — Verschwindet? durch die Mauer! Seid Ihr rasend? ruft la Regnie, indem er zwei Schritte zurück tritt und die Hände zusammenschlägt. — Nennt mich, fährt Desgrais fort, sich die Stirn reibend, wie einer, den böse Gedanken plagen, nennt mich, gnädiger Herr, immerhin einen Rasenden, einen thörichten Geisterseher, aber es ist nicht anders, als wie ich es Euch erzähle. Erstarrt stehe ich vor der Mauer, als mehrere Häscher athemlos herbeikommen; mit ihnen der Marquis de la Fare, der sich aufgerafft, den bloßen Degen in der Hand. Wir zünden die Fackeln an, wir tappen an der Mauer hin und her, keine Spur einer Thüre, eines
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Zitationshilfe: | Hoffmann, E. T. A.: Das Fräulein von Scuderi. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 1. München, [1871], S. [203]–312. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_scuderi_1910/28>, abgerufen am 28.07.2024. |