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Hoffmann, E. T. A.: Das Fräulein von Scuderi. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 1. München, [1871], S. [203]–312. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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Balliere vor sich, sondern dachte nur an die Soeur Louise de la misericorde (der Balliere Klostername bei den Carmeliternonnen), die ihn peinigte mit ihrer Frömmigkeit und Buße. -- Was war jetzt anders zu thun, als des Königs Beschlüsse ruhig abzuwarten.

Des Grafen Miossens Aussage vor der Chambre ardente war indessen bekannt geworden, und wie es zu geschehen pflegt, daß das Volk leicht getrieben wird von einem Extrem zum andern, so wurde Derselbe, den man erst als den verruchtesten Mörder verfluchte, und den man zu zerreißen drohte, noch ehe er die Blutbühne bestiegen, als unschuldiges Opfer einer barbarischen Justiz beklagt. Nun erst erinnerten sich die Nachbarsleute seines tugendhaften Wandels, der großen Liebe zu Madelon, der Treue, der Ergebenheit mit Leib und Seele, die er zu dem alten Goldschmied gehegt. -- Ganze Züge des Volks erschienen oft auf bedrohliche Weise vor la Regnie's Palast und schrieen Gieb uns Olivier Brusson heraus, er ist unschuldig! -- und warfen wohl gar Steine nach den Fenstern, so daß la Regnie genöthigt war, bei der Marechaussee Schutz zu suchen vor dem erzürnten Pöbel.

Mehrere Tage vergingen, ohne daß der Scudery von Olivier Brusson's Prozeß nur das Mindeste bekannt wurde. Ganz trostlos begab sie sich zur Maintenon, die aber versicherte, daß der König über die Sache schweige und es gar nicht gerathen scheine, ihn daran zu erinnern. Fragte sie nun noch mit sonderbarem

Balliere vor sich, sondern dachte nur an die Soeur Louise de la miséricorde (der Balliere Klostername bei den Carmeliternonnen), die ihn peinigte mit ihrer Frömmigkeit und Buße. — Was war jetzt anders zu thun, als des Königs Beschlüsse ruhig abzuwarten.

Des Grafen Miossens Aussage vor der Chambre ardente war indessen bekannt geworden, und wie es zu geschehen pflegt, daß das Volk leicht getrieben wird von einem Extrem zum andern, so wurde Derselbe, den man erst als den verruchtesten Mörder verfluchte, und den man zu zerreißen drohte, noch ehe er die Blutbühne bestiegen, als unschuldiges Opfer einer barbarischen Justiz beklagt. Nun erst erinnerten sich die Nachbarsleute seines tugendhaften Wandels, der großen Liebe zu Madelon, der Treue, der Ergebenheit mit Leib und Seele, die er zu dem alten Goldschmied gehegt. — Ganze Züge des Volks erschienen oft auf bedrohliche Weise vor la Regnie's Palast und schrieen Gieb uns Olivier Brusson heraus, er ist unschuldig! — und warfen wohl gar Steine nach den Fenstern, so daß la Regnie genöthigt war, bei der Marechaussee Schutz zu suchen vor dem erzürnten Pöbel.

Mehrere Tage vergingen, ohne daß der Scudery von Olivier Brusson's Prozeß nur das Mindeste bekannt wurde. Ganz trostlos begab sie sich zur Maintenon, die aber versicherte, daß der König über die Sache schweige und es gar nicht gerathen scheine, ihn daran zu erinnern. Fragte sie nun noch mit sonderbarem

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[0109] Balliere vor sich, sondern dachte nur an die Soeur Louise de la miséricorde (der Balliere Klostername bei den Carmeliternonnen), die ihn peinigte mit ihrer Frömmigkeit und Buße. — Was war jetzt anders zu thun, als des Königs Beschlüsse ruhig abzuwarten. Des Grafen Miossens Aussage vor der Chambre ardente war indessen bekannt geworden, und wie es zu geschehen pflegt, daß das Volk leicht getrieben wird von einem Extrem zum andern, so wurde Derselbe, den man erst als den verruchtesten Mörder verfluchte, und den man zu zerreißen drohte, noch ehe er die Blutbühne bestiegen, als unschuldiges Opfer einer barbarischen Justiz beklagt. Nun erst erinnerten sich die Nachbarsleute seines tugendhaften Wandels, der großen Liebe zu Madelon, der Treue, der Ergebenheit mit Leib und Seele, die er zu dem alten Goldschmied gehegt. — Ganze Züge des Volks erschienen oft auf bedrohliche Weise vor la Regnie's Palast und schrieen Gieb uns Olivier Brusson heraus, er ist unschuldig! — und warfen wohl gar Steine nach den Fenstern, so daß la Regnie genöthigt war, bei der Marechaussee Schutz zu suchen vor dem erzürnten Pöbel. Mehrere Tage vergingen, ohne daß der Scudery von Olivier Brusson's Prozeß nur das Mindeste bekannt wurde. Ganz trostlos begab sie sich zur Maintenon, die aber versicherte, daß der König über die Sache schweige und es gar nicht gerathen scheine, ihn daran zu erinnern. Fragte sie nun noch mit sonderbarem

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Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-15T11:42:57Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-03-15T11:42:57Z)

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Zitationshilfe: Hoffmann, E. T. A.: Das Fräulein von Scuderi. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 1. München, [1871], S. [203]–312. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_scuderi_1910/109>, abgerufen am 22.11.2024.